Tbilisi -> Omalo – gefährliche Straße

17. Juni 2023

 

 

Nino und Pavels wollten 5 Tage in Tuschetien von Guesthouse zu Guesthouse wandern und fragten, ob ich mitwollen würde. Da es zeitlich genau passte, freute ich mich über diese Chance. In Georgien wollte ich nicht mehr alleine solche Strecken gehen – erst recht nicht in Tuschetien, was für seine aggressiven Hunde bekannt ist.

 

Aber wo und was ist denn eigentlich Tuschetien? Es ist eine kleine Bergregion von ca. 1.150 qkm in so einem kleinen Zipfelchen nordöstlich von Tbilisi an der Grenze von Tschetschenien und Dagestan. Umgeben von hohen Bergen gibt es nur den Zugang über den Abano Pass (2.850 m), der ca. 8 Monate im Jahr zugeschneit ist. Dann kommt man nur per Helikopter nach Tuschetien. Die Straße ist eine ungeteerte Piste, die unter Erdrutschen leidet und eher rudimentär gepflegt wird. In Tuschetien gibt es 3 Flüsse, die alle Alazani heißen. Das hat man damals so gemacht um die Feinde zu verwirren. Aber wir kamen erstmal als Freunde. Dazu fuhren wir mit einer Marshrutka in 3 Stunden nach Kvemo Alvani. Hier überwintern viele Leute aus Tuschetien. Tuschetien ist nur von wenigen Leuten dauerhaft bewohnt, die meisten haben ein Quartier in der Ebene.

 

grüne Landschaft

 

Kvemo Alvani

 

Ab Kvemo Alvani braucht es ein 4WD Auto. Nino hatte es vorab arrangiert und so wartete ein netter Fahrer auf uns. Da die Strecke auch für Lastwagen zu schwierig ist, wird das meiste in kleineren Autos dorthin geschafft. Und viele Fahrer bekommen den Auftrag, etwas mitzubringen. Unserer tankte somit nicht nur sein Auto voll sondern auch noch Kanister, die er dann vor Ort verkaufte – es gibt nämlich keine Tankstelle in Tuschetien. Zuerst ging es noch durch ebene kleine Dörfer auf Asphalt – der hörte dann auf und eine Piste führte nach oben.

 

Landstraße

 

Benzin

 

Tuschetien dient auch quasi als Sommeralm. Die Schafe überwintern in der Ebene und werden dann noch vor Straßenöffnung über den Pass in die Höhe getrieben. Auch Pferde werden wieder übersiedelt, aber erst nach den Schafen. Und so begegneten wir einer Herde.

 

Pferde

 

Die Straße schraubte sich nach oben – zuerst durch viel Wald und weiter oben gab es dann keine Bäume mehr.

 

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Es waren wenige Fahrzeuge unterwegs. Dafür trafen wir 2 Radlerinnen aus Neuseeland.

 

Radlerinnen

 

Die Straße gilt als sehr gefährlich. Es gab auch so einige Erinnerungssteine an verunfallte Leute. Aber ich fand es tatsächlich nicht sehr furchteinflößend. Die Unfälle sind wahrscheinlich überwiegend durch Trunkenheit oder Handy am Steuer passiert. Unser Fahrer fährt die Strecke seit 14 Jahren in der Saison fast täglich und kannte jeden Stein.

 

Gedenktafel

 

Auto mit Box für Benzinkanister

 

Fahrt

 

Es ging höher und höher und die Sonne drang nicht mehr durch die Wolken durch.

 

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Und dann war der Abano Pass erreicht! Es war kalt auf 2.850 m Höhe und sehr wolkig.

 

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Aber dann diese andere Seite vom Pass – das erinnerte mich so an Ladakh! Das georgische Ladakh…. Ach blöd, dass man immer so leicht vergleicht, natürlich ist es einzigartig. Aber es hat in mir dieselbe Freude ausgelöst wie manche Passfahrten in Ladakh.

 

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Und dann waren wir auch schon wieder auf der Höhe, wo Menschen leben und die Sonne kam wieder durch.

 

Dorf

 

Unser Fahrer hatte nicht nur Benzin mitgenommen sondern auch eine Bestellung für diesen Herrn. Der wollte ein Paket der teuersten Supermarktbutter haben! Sonst nichts.

 

Butterübergabe

 

Unser Ziel war Omalo, der größte und Hauptort von Tuschetien. Es gibt Upper und Lower Omalo und wir bezogen Quartier im zweiten. Von der Unterkunft hatte man einen schönen Blick und wir gingen noch eine kleine Runde vor dem Schlafengehen.

 

Guesthouseblick

 

Häuser

 

Besonders an Tuschetien ist die traditionelle Hausbauweise – nämlich Schieferplatte auf Schieferplatte. Davon gibt es später noch bessere Bilder zu sehen. Und man hat sich die Häuser hübsch gestaltet mit Holzbalkonen und überhaupt. Es sah überwiegend so aus als würden sich die Leute gute Mühe geben mit ihrem Wohnen. Allerdings war manches dann doch verlassen, d.h. die Leute blieben eher im Tal statt jeden Sommer hochzukommen. Dafür gab es noch ein Haus mit Kunst.

 

Trecker

 

Kunsthaus

 

Kunst

 

Ich war also hocherfreut über meinen ersten Eindruck. Allein die Passfahrt hat sich schon gelohnt. Und was für eine besondere Region, die so abgeschnitten ist!

 

Ich war sehr neugierig, was wir auf unserer Wanderung alles sehen würden! Ich kann jetzt danach schon sagen: es war wesentlich abwechslungs- und erlebnisreicher als vermutet. Und meine Begleitung werde ich auch noch im Blog vorstellen 🙂