Toktogul -> Sary Chelek – von Begegnungen, (wieder mal) Landschaften und Hitze

12. – 14. Juli 2023

 

 

Wenn ich unterwegs bin, hängt mein Wohlfühlgefühl auch oft damit zusammen, wem ich begegne. In Toktogul war im Guesthouse Orhan, ein 54jähriger Türke, der mit seinem Motorrad von Antalya aus gestartet war. Er jammerte etwas, weil die Straßen doch recht anstrengend waren und sein Körper schlapp. So hatte ich etwas Gesellschaft. Weitere Gesellschaft gab es von Mathieu, einem jungen Franzosen, der eine Leidenschaft für postsowjetische Länder entwickelt hatte und in diese Richtung studierte. Er hatte einige Zeit in Estland verbracht und war nun in Kirgistan, wo er u.a. sein russisch aufbessern wollte. Dafür suchte er untouristische Orte zum verweilen und hockte nun für 3 Wochen in Toktogul, wo er englisch unterrichtete und im Guesthouse mit Übersetzungen aushalf. Also es war kein „richtiges unterrichten“ sondern einfach ein Austausch von ihm dafür dass er mehr lernen und Leute kennenlernen konnte.

 

Er nahm mich mit zu einer seiner Klassen, wo wir etwas über Deutschland plauderten, einen kleinen Tanzclip produzierten und „Ich fahre nach Bishkek und packe in meinen Koffer ….“ spielten. Es waren ca. 6 Mädchen und 2 Jungen von ca. 14 Jahren und ich war erstaunt, wie sehr unkonzentriert und interesselos sie waren. 3 Mädels fielen auf, weil sie doch sehr lebendig, wissbegierig und eifrig waren, die anderen beschäftigten sich lieber mit Schwätzereien, dem Handy oder gingen auch mal raus. Es war keine Schule sondern ein Zusatzangebot wie Nachhilfe, damit sie bessere Noten bekommen könnten. Theoretisch waren die Pläne ehrgeizig (studieren und evtl. ins Ausland gehen), aber das Ziel soweit entfernt, dass die Lernmotivation nicht so vorhanden war. Mathieu meinte, seine anderen Gruppen wären ein wenig einfacher, aber die sah ich nicht mehr.

 

Zum Mittag fand ich ein angenehm temperiertes Lokal mit einem englischsprachigen Boss, der meinte, ich sei schon ganz schön „strong“, in meinem Alter so tüchtig zu reisen und außerdem hätte ich auch noch „Shwarma“ gegessen, das würde hier sonst zum Mittag niemand tun, das sei viel zu „hart“. Ich begriff diese Anmerkung nicht, auf meine Nachfragen bekam ich auch keine Erklärung und fing an mich etwas zu sorgen. Aber nix passierte. Am späten Nachmittag war es immer noch zu heiß (37°C war als Tageshöchsttemperatur angegeben), aber ich spazierte trotzdem durch den Ort und fand ihn langweilig. Mathieu dagegen mochte ihn. Vielleicht kommt es darauf an, wie man inhaltlich involviert ist? Hier ein paar visuelle Eindrücke:

 

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Am Abend kam noch die verheiratete Tochter des Hauses vorbei. Sie sprach sehr gutes englisch, hatte früher die hiesige Touri-Info geleitet, dann aber Kinder (3) bekommen und aufgehört und seitdem ist es dort verwaist. Wir plauderten und dann sprang sie auf um weitere Dinge zu tun. Mathieu erzählte, dass er es unglaublich findet, wie wahnsinnig beschäftigt die Leute, insbes. Frauen sind. Sie können offensichtlich nicht gut still sitzen und sind sehr eifrig. Im Guesthouse gab es auch eine junge Angestellte – was die in der Zeit ständig am putzen und machen war! Somit war es sehr sauber, aber wirkte auf mich doch etwas übertrieben bei der recht geringen Anzahl der Gäste, die kaum Dreck machten.

 

Das mit dieser Hitze, das finde ich wirklich anstrengend. Als nächstes hatte ich mir einen Ort ausgesucht, wo es ein bisschen höher hinaus gehen sollte. Eine Marshrutka aus Bishkek sollte direkt dorthin fahren und diese Tochter des Hauses hatte mir einen Platz reserviert. Dadurch stand ich dann in Kontakt mit dem nicht-englischsprachigen Fahrer, den man wiederholt anrief, er sich in Funklöchern befand usw. um seine Ankunftszeit zu ermitteln. Er kam langsamer voran als gedacht – erhofft war 12:00. Ich wusste schon, dass es später wird, machte mich aber schon auf den Weg zur Hauptstraße, wo er mich bei einer Apotheke aufgabeln wollte. Ein weiteres Telefonat ergab: 16:00. Ich ging in ein Lokal und fing mismutig an, meine Zeit totzuschlagen. Mir war zu warm für irgendwelche Aktivitäten, auch mein Geist war schlapp. Im Lokal wollte man mir was zu essen anbieten, aber ich hatte keinen Hunger – außer dass beim Karottensalat auf der Speisekarte mein Begehren geweckt wurde. Es gab aber keinen. Später kam eine englischsprachige supernette junge Angestellte – und die überraschte mich später mit einem Karottensalat! Extra für mich gemacht! Außerdem hatte Mathieu schon lehrfrei und kam netterweise auch noch vorbei. Und dann kam auch die Marshrutka noch gut vor 16:00 und ich stieg doch etwas frohgemuter ein.

 

Und klebte bei der Fahrt an der Scheibe – was sah die Landschaft toll aus durch die wir fuhren! Bisschen wie Ladakh – aber dann auch doch nicht. Der Fahrer war sehr flott unterwegs, die Hitze blies mir aus der geöffneten Dachluke wie ein heißer Föhn ins Gesicht, wir schaukelten durch die Landschaft und ich war doch recht gut gelaunt. Zuerst halbzumrundeten wir den Toktogul-Stausee und fuhren dann nach Süden.

 

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Einmal machten wir Rast an so einer Raststätte. Hier gibt es viel so Tisch-Lager-Ensembles mit Polstern auf denen die Leute erschöpft rumliegen. Dort war es sehr heiß.Der Fahrer fragte mich, wo ich her sei. Ah, Germania: Hitler! Ein Heilgruß! Ich guckte verwirrt. Eine Andeutung des Bärtchens. Ich guckte weiter verwirrt. Ein imaginäres Gewehrgeschieße. Was sagt man dann, wenn das Gegenüber null englisch spricht? Und interessanterweise ist es mir am Tag danach gleich noch zweimal passiert! D.h. 2 weitere Männer riefen bei „Germania“ „Hitler“ und imitierten Schießerei.

 

Lokal

 

Bei der Abzweigung waren einige Leute aus- und andere eingestiegen. Eine Frau sprach bisschen mit mir: sie ist Kirgiesin, Wissenschaftlerin für Naturarzneimittel bzw. Zutaten für Herzprobleme. Zum oder nach dem Studium wanderte sie mit ihrem Mann in die USA aus, kommt aber öfters zu Besuch. Sie kann auch aus dem Homeoffice arbeiten und genau das hatte sie hier die nächsten Wochen vor. Leider stieg sie ein gutes Stück vor meinem Ziel aus.

 

Mein Ziel war Arkit, ein Straßendorf mit sehr vielen Unterkünften am Eingang des Nationalparks Sary Chelek. Westliche Touris sind hier allerdings stark in der Unterzahl, es sind eher reisende KirgisInnen unterwegs. Es gibt keine Lokale, die Unterkunft bereitet das Essen zu und es schmeckt hier recht gut. Wie immer fleischlastig, aber es geht. Melone ist immer das Beste.

 

Mantis

 

Aber was das tollste ist: es hat abends super angenehme Temperaturen! Und frische Dorfluft! Ich hatte Gesellschaft von einem belgischen Paar und so war alles gut.

 

Am nächsten tag stand dann Sary Chelek an. Das hatte mir tatsächlich die kirgisische Stewardess vom Flug Tbilisi-Sharjja empfohlen! Es sind da einige Seen in den Bergen mit dem Sary Chelek als den größten. Von der Eingangspforte (es kostet 1 euro Eintritt) geht es 17 km hoch auf 2.000 m. Die Taxen sind ziemlich teuer – und so sind die Belgier und ich jeweils getrampt. Zuerst fuhren volle Familienautos an mir vorbei. Dann heilt eines und nahm mich für 1-2 km mit – die Familie hatte dort Nussbäume und Bienenkästen oder so. Das nächste Auto hatte nur 2 Kinder an Bord und nahm mich bis 30 Gehminuten vor dem See mit, dann bogen sie ab. Am See traf ich die Belgier wieder – sie hatten ein großes Auto mit einer singenden Frauengeburtstagsparty darin gehabt. Am See waren so einige Leute und drin auch welche obwohl in meinen Internetinfos überall stand, dass das verboten sei. Ansonsten picknickten sie und freuten sich. Mit einigen sprach man kurz und alle waren aus Osch. Ich machte paar Bilder.

 

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3 – Variante

 

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Die Dame im grünen Hemd ist 34 und hat keine Kinder. Sehr selten. Dann gab es Wanderpfade zu den anderen Seen. Ich brach auf, aber auch auf 2.000 m war es mir eigentlich zu heiß und ich kam gar nicht so wirklich weit. Aber ein paar nette Blicke hatte ich schon.

 

Sary Chelek mit Parkplatz

 

See 2

 

See 2 – Variante

 

See 3 und Sary Chelek

 

Runter nahm ich eine andere Strecke und traf auf dieses Haus:

 

Haus

 

Und dann Überraschung! Hier waren der Mann und die Kinder aus dem 2. Auto! Das Mädchen sprach ein bisschen bisschen englisch. Ich wurde zum Tee eingeladen. Der Mann ist so eine Art Parkranger und guckt herum. Und er sit der Bruder meines Guesthousemannes. Seine Mutter ist bzw. war Englischlehrerin. Ihren Sohn hat sie aber wohl nicht so unterrichtet. Außerdem gab es viele Bienenkästen. Ein das Mädchen hat ein Foto gemacht:

 

Tee-Einladung

 

Ich verabschiedete mich und hinunter bekam ich eine Mitfahrgelegenheit von einem Minibus voller singender, tanzender, fröhlicher Jungs, die wie 16 aussahen, die aber alle um die 20 herum waren und Truckfahrer. Wurde mir erzählt. Es war Disco in dem Bus und ich habe mich gefreut.

 

Im Guesthouse war ich aber platt und hatte bisschen Kreislauf und Kopfschmerzen und auch die Abendkühle konnte es nicht wirklich lindern und ich beschloss doch noch 1 ruhigen Tag zu bleiben bevor ich in das Hitzeloch Osch fahren würde. Wie es mir da erging? Das werde ich auch erst selber später erfahren.