
Ich bin dann also umgezogen in eine simple Bambushütte, eigentlich wie zu Backpackerzeiten auch finanziell. Aber sauber und angenehm. Das Beste war aber eigentlich der Besitzer, der wuselte immer herum, sprach mit den Gästen, lachte, verbreitete gute Laune und Infos. Man merkte, dass er auf Empfehlungen und Nachhaltigkeit setzte statt auf die schnelle Rupie. Und das macht den großen Unterschied aus. Er hat auch noch bessere Zimmer – ich würde für die Zukunft immer diese Unterkunft bevorzugen!
Und dann hatte ich noch mehr Freude!
a) lernte ich eine coole Inderin kennen, mit der ich mich für den nächsten Tag zu einer Radtour verabredete
b) findet im Auniati Kloster gerade ein Festival statt. Also nix wie hin!
Ich ergatterte eine E-Rickshaw (schön leise und langsam, aber auch sehr holperig) und für eine kurze Strecke hatte ich noch eine Mama mit Kind dabei. Das war schon etwas seltsam, die konnten sich gar nicht fassen vor lauter Glück, mit mir in der Rickshaw zu sitzen! Es wurden Hände geschüttelt, Fotos gemacht und immer wieder Danke gerufen. Seltsam – aber auch irgendwie lieb, wenn einem so viel Begeisterung entgegen schwallt.
Frau und Kind
ich und Kind
Komisches Foto von Frau, aber ich mag die Muster
Majuli ist tatsächlich sehr beschaulich. Wenig Verkehr auf den paar holperigen engen Straßen und links und rechts Felder, Teiche, Natur.
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Dann kamen wir bei dem Festivalgelände an und hatten ein Problem: ich hatte nur einen großen Schein und der Fahrer kein Wechselgeld. Also sind wir zusammen los auf das Gelände um eine Wechselgelegenheit zu finden.
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Bei diesem Stand waren wir erfolgreich. Mir fiel ungesehen mein Portemonnaie runter, ich sah es nicht, hatte einen kleinen Panikanfall, der Fahrer fand es wieder, der Erleichterungsstein plumpste von meinem Herzen, er zog mit dem Geld wieder ab und ich aß Nudeln. Zur Verwunderung aller ohne Ketchup und ohne Green Chilli Sauce.
Nudelbrater
Das Festgelände und der Weg zum Kloster waren gesäumt von Buden und Essensgelegenheiten. Ich schob mich langsam durch und hatte paar kleine nette Kontakte. Im Prinzip sind mir die Leute hier bisher hauptsächlich freundlich und neugierig begegnet, viele Selfie-Wünsche, Fragen nach dem Woher (ich sah kein einziges anderes westliches Gesicht) und lächeln.
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Erst einmal zum Kloster – es heißt Auniati Satra, wurde im 17. Jhdt. gegründet und gehört dem Vaishnavismus an. Das ist eine Gruppe im Hinduismus, den hauptsächlich Gott Vishnu und seine Inkarnationen (z.B. Krishna) verehrt. Vishnu ist im Dreiergespann der Götter im Hinduismus der Bewahrer (Brahma der Erschaffer und Shiva der Zerstörer). Im Kloster leben weit über 200 Mönche zölibatär. Sie bemühen sich durch viel Hingabe dem Lebenskreislauf zu entkommen. Sie praktizieren viele Rituale mit Tänzen, Theateraufführungen und Literatur. Tägliche Gebete und Gesänge (Chants) sind sowieso dabei.
Und dann feiern sie auch verschiedene Feste wie das Paalnaam. Das dauert 5 Tage und an denen wird ununterbrochen für universelles Wohlergehen und Frieden gebetet. Zeitlich richtet es sich nach dem assamesischen Kalender, hat also wechselnde Daten.
Es gibt eine große Halle, an deren einen Stirnseite die Gläubigen Butterlampen anzünden, beten und chanten.
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In der Mitte sitzt eine Gruppe von Mönchen um eine Ost-westlich ausgerichtete Bootstruktur (Bhagawata Purana) herum. Hier wird ununterbrochen gechantet.
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An der anderen Stirnseite ist nochmal ein extra Raum mit Gottheiten. Hier sitzen 3 Mönche, die die Leute segnen.
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Außerhalb der großen Halle gibt es weitere Tempelchen oder so, wo Mönche sitzen und Leute segnen.
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Es sind sehr viele Gläubige gekommen (es ist aber nirgendwo drängelig), die auch hier nächtigen. Dazu gibt es viele kleine Zimmer.
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Hinduismus wirkt leicht mal sehr durcheinander, wuselig und „schmuddelig“ in seinen Ritualen, wo viel hin- und hergeworfen wird. Hier fand ich die Atmosphäre tatsächlich viel ruhiger und friedlicher und es wurde auch ständig aufgeräumt und sauber gemacht. Die Leute waren hübsch gekleidet und freudig-friedlich. Es wurde viel geknipst und gefilmt – und so kam ich mir mit meinen eigenen Bildern auch nicht ungebührlich vor.
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Außerdem gab es noch eine Milchreisausgabestelle, wo ich auch unbedingt ein Schälchen bekommen sollte.
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Verzehrt hat man es vor diesen Gebilden, wo ich aber nicht herausfand, wofür und wann und was dann es auf sich hat.
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Es ging ja noch viel länger weiter, aber ich fühlte mich auch schon ganz voll von den Eindrücken und den Menschen und überhaupt – und so fuhr ich noch vor Dunkelheit wieder zurück.
Landschaft
Nach meinem ersten schlechten Eindruck durch die lieblose Unterkunft und die doofen Sandflies war ich wieder ausgesöhnt mit Majuli und fand es tatsächlich sehr nett hier. Und ja, auch wirklich friedlich.
Und so ungefähr sollte es am nächsten Tag auch weitergehen….