Bishkek – die bunte Stadt und Frauengeschichten

29.03.2022

  • Frauen und Fleisch

 

Meine ersten kirgiesischen Kontakt hatte ich schon auf dem Flughafen Istanbul mit 2 Frauen, die ebenfalls vn München nach Bishkek flogen. Die eine war früher als Au Pair nach Miesbach gegangen. Ihr hat es dort so gut gefallen, dass sie ein Studium in München anschloss und dann auch dort blieb. Sie musste für 2 Wochen nach Kyrgyzstan, da ihre Mutter überraschend gestorben war – im Alter von 75. Ein bisschen zu früh. Ich erzählte, sie sei die erste kirgisisch-stämmige Person, die ich kennenlernen würde. Sie lachte: dabei gibt es sehr viele – auch in Deutschland. Sie saßen weit weg von mir im Flieger und ich sprach sie leider nicht wieder.

 

Zurück nach Bishkek. Ich erwachte also am Folgetag und die Sonne lachte vom Himmel. Ich begab mich wieder auf eine Stadtwanderung – zuerst zum iStore um mich um mein Bilderproblem zu kümmern. Dort arbeiteten 2 sehr nette Verkäuferinnen, die ich leider nicht fotografierte. Aber auf dem Weg dahin konnte ich schon ein paar buntere Bilder erhaschen.

 

So ganz zart langsam knospen hier die Sträucher

 

Ganz ganz selten gibt es latainische Buchstaben zu sehen

 

Ein bisschen Indien

 

Ziel war danach der persönlich und woanders empfohlene Osh-Markt. Der entpuppte sich aber als anders als imaginiert. Ich stellte mir endlose Stände in Hallen und draußen vor – es war aber eher überschaubar und sehr viel Leerstand und ohne Halle.

 

Verwaiste Stände

 

Bunte BHs

 

Bunter verarbeitetes Fleisch Stand

 

KirgiesInnen essen viel Fleisch. Am liebsten morgens, mittags und abends. Und wie eine Kirgiesin sagte: alles organisch! Es gibt aber auch Obst – wobei Orangen und Bananen importiert sind. Neben den festen Ständen gibt es auch Holzkarren oder auf dem Boden arrangierte Waren.

 

Obstkarren

 

Im Straßenbild sind wirklich viele Frauen zu sehen. Das gefällt mir.

 

Telefonierende

 

Und danach hatte ich ein Date mit einer Kirgiesin unter der roten Fahne. Und zwar kam das so: durch einen Bericht über ukrain. Flüchtlinge lernte ich die Facebook-Gruppe „host a sister“ kennen. Sie waren da sehr engagiert, flüchtende Frauen und pot. Gastgeberinnen zu vernetzen. Aber es ist auch sowieso eine sehr große Gruppe für Reisende, die einander helfen, Unterkunft geben oder sich treffen. Ich setzte einen Post ab, dass ich nach Kyrgyzstan reise und mich freuen würde, dort Frauen zu treffen. Die Reaktionen überwältigten mich. Mehr als 600 Frauen likten meinen Post, viele machten nette Anmerkungen (auch gehöre ich zu der seltenen Spezies der „older sisters“ – es sind wirklich überwiegend junge Frauen dabei) und 2 boten ein Treffen an.

 

Die eine, Jarmilia, traf ich also unter der roten Fahne. Wir spazierten umher, sie zeigte mir einiges (sie ist kulturbegeistert) und erzählte aus ihrem Leben. Sie ist studierte Historikerin, sattelte aber auf Yoga-Lehrerin um, ist 52 Jahre alt, geschieden und extrem reisefreudig bzw. wohnte auch schon öfters in anderen Ländern. Mir schien es ein Glücksfall, sie überhaupt in Bishkek anzutreffen.

 

Jamilia

 

Wie oben erwähnt waren mir KirgiesInnen nicht wirklich bewusst, auch nicht im öffentlichen Leben. Es gab nur einen – von dem ich annahm, er sei Russe. Wie peinlich, weit gefehlt. Ende der 90er empfahl mir mal jemand das Buch „Dschamlia“ von Tschengis Aitmatov – als eines der schönsten Bücher mit wunderbarster Liebesgeschichte. Ich las es, mochte es – und vergaß den Inhalt wieder. Ich muss es unbedingt nochmal lesen. Weil Aitmatov eben Kirgiese ist und Jarmilia ebenso wie titelgebende Dame heißt und da viel über Kyrgyzstan drin steht.

 

Aitmatov war wohl ein bei Frauen sehr beliebter Kerl, der sie mit schönen Worten umgarnen konnte und auch sonst ein einflussreiches attraktives Leben führte. Er war verheiratet – aber hatte auch Liebschaften. Seine eine große Liebe sollte diese Dame gewesen sein:

 

Ballettänzerin

 

Sie heißt Bjubjusara und war eine berühmte Balletttänzerin und wohnte im selben Haus wie Aitmatov und seine Familie und die Ehefrau soll davon gewusst haben, aber scheiden lassen wollte Aitmatov sich nicht (ein quasi Ehrenmann, da eine Scheidung zu damaligen Zeiten unschöne gesellschaftliche Konsequenzen für die Frauen hatten). Dann bekam die Ballettänzerin Krebs und starb zu früh und Aitmatov war traurig. So hat es mir Jarmilia erzählt.

 

Zumindest in Bishkek gibt es die größte Anzahl an Statuen großartiger Menschen, die ich je gesehen habe. Gefühlt trifft man alle paar Meterchen eine neue Statue. Die meisten ehren Männer, aber es gibt auch ein paar Frauen. Diese hier bezeichnete Jarmilia als die erste Feministin von Kyrgyzstan: Urkuya Salieva

 

Feministin

 

Sie wurde 1910 geboren und tratt 1931 in die kommunistische Partei ein und kämpfte unermüdlich für die ärmeren und die Frauen für mehr Gleichheit und Glleichberechtigung. Das Volk folgte ihr. Anti-russischen Elementen war ihr Tun – insbesondere die verordnete Kollektivierung – aber nicht genehm und so ermordeten sie sie in 1934 (Ihren Mann gleich mit). Manche sagen, es sei aber eher gewesen, weil sie sich auch so stark für die Gleichberechtigung der Frauen einsetzte. So hatte sie also nur ein sehr kurzes Leben, in dem aber schon einiges bewirkt. (Das Volk hat auch zwei Statuenkomplexe bekommen, die man auf diesem Bild aber schlecht sieht, sie sind hinter ihr). Den heutigen Frauen von Kyrgzstan ist sie sehr wchtig, viele Frauendemos starten an diesem Denkmal. Mehr zu lesen gibt es auf Wikipedia.Wikipedia.

 

Eine weitere weibliche Statue in einem schönen Gebäude, welches mal ein Cafe war, jetzt aber leer stand

 

Mir rauschte ein wenig der Kopf von den vielen Eindrücken und die Füße schmerzten vom vielen Gelaufe und so kam Jamilia meinem Wunsch nach einem schönen Café nach. Ich hatte schon in anderen Auslagen gesehen, dass es hier phantastisch aussehende Kuchen- und Tortenstücke gibt. Und so ließen wir es uns munden.

 

Lecker Schokotörtchen

 

Heute werde ich weitere Frauen treffen. Gespannt? Ich auch!