Es stand ein Ortswechsel an. Ein knapp über 2-stündiger Flug brachte mich nach Bagdogra. Das ist der Flughafen, von dem aus man nach Darjeeling oder Gangtok fährt. Alles klappte super – außer dass ich den besten Platz hatte (1A), aber sich die tolle Himalayakette in Wolken verhüllte. Dann ging alles ruckizucki und ich saß in einem gar nicht so furchtbar teuren Taxi nach Darjeeling. Es war bedeckt, in der Ebene noch ein bisschen sehr warm, aber als das Auto die Himalayahänge hochfuhr, wurde es immer frischer. Der Himmel war grau und wir fuhren.
Die Fahrt wäre ereignislos gewesen. Wenn nicht….. Es waren ca. 70 km zu fahren. 62 davon schafften wir locker in 2 Std. Für kurvige Strecke mit Verkehr absolut in Ordnung. Aber für die letzten 8 km brauchten wir ungefähr nochmal so lange! Da hätte man ja fast zu Fuß gehen können! Unglaublich! Man stand und stand und stand zusammen mit vielen vielen Autos, dann ruckelte es etwas vorwärts und man stand wieder. Das ist immer so – außer vielleicht nachts. Schlechte Verkehrsplanung, zuviele Fahrzeuge, zu enge Straße, zu viele Hindernisse – ach was weiß ich. Es war schon damals nicht ganz so schön – aber soooo schlimm? Das hat mich doch überrascht.
Aber das Auto war bequem, der Fahrer gut und dann war ich endlich da. Brrrrr – kalt! Schönes Zimmer, aber wirklich fröstelig. Und dagegen konnte ich ja ein bisschen was tun: Heizdecke an! Ach ist das fein! So richtig schön kuschelig!
Von Darjeeling hat man einen tollen Blick auf weiße Bergriesen. Manchmal. Diesmal nicht. Aber egal, ich hatte andere Dinge vor: 1. eine Wäscherei mit Trockner finden, die meine Wäsche an 1 Tag fertig haben würde. Das war gar nicht so einfach, weil ich u.a. zu früh war. Wieso will niemand seine Sachen vor 11:00 abgeben? Auf dem Weg zur geschlossenen Wäscherei kam ich am Bahnhof vorbei. Hier startet/endet die berühmte Toy Train, eine Bimmelbahn aus den Zeiten der Briten, in der heute Touristen bummelfahren. Sie ist sehr langsam.
Darjeeling liegt am Hang und nach diversen Irrungen und Wirrungen (die angepeilte Wäscherei hatte noch zu, die alternative oben am Hang existierte nicht, ein zu besichtigendes Hotel hatte noch keine freien Zimmer, die neu genannte Wäscherei hatte keinen Express-Service, den hätte nur meine erste angepeilte) war ich schon total viel hoch und runter gelaufen, hatte nerviges Hupen im Ohr, die Nase voller Abgase und einen kleinen Frust. Aber dann wendete sich das Blatt! Ich war wieder bei der Wäscherei angelangt, die nun offen hatte und traf auf nettes Personal, die sich meiner Dreckswäsche annahm (die ich abends wohlduftend wieder in Empfang nahm)
Und vor der Tür war eine Prozession mit Tanzelementen und Bannern usw. Nepali New Year. Ich bin mir noch nicht ganz sicher über meine Interpretation, da muss ich später mehr zu schreiben. Darjeeling gehört zu West Bengal und hat eine große nepalesisch-stämmige Einwohnerschaft, die nicht so zufrieden mit der Politik ist und seit Jahrzehnten mal mehr mal weniger aufrührerisch nach einer Autonomie in Form von „Gorkhaland“ verlangt. Auch ist der Unzufriedenheitspegel mit Darjeeling und insbesondere dem Verkehrsproblem gerade recht hoch. Darjeeling als „Queen of Hills“ genießt einen (touristischen) Ruf, bietet aber gerade nicht so viel um dem gerecht zu werden. Zuviele Gelder versickern in der Korruption und zu viele Probleme sind offensichtlich. Nach meinem letzten Besuch 2015 war ich tatsächlich auch ziemlich negativ überrascht, wie unattraktiv es hier ist.
Später ein bisschen mehr dazu. Jetzt erstmal diese Prozession. Es heißt, es wurde etwas organisiert mit Tanz und Gesang usw., was hübsch ausschaut – auch für die vielen indischen Touristen. Aber mir schien, sie haben die Gelegenheit genutzt, doch auch ihre Unzufriedenheit kundzutun. Aber blöderweise ist das erstmal nur ein subjektiver Eindruck, gespeist aus den Bannern, die ich nicht lesen konnte und Reden, die ich nicht verstand, wo aber das Wort „traffic“ drin vorkam. Es wird eine Gelegenheit geben mich dann später besser zu informieren. Hier ein paar Bilder von der Prozession:
Ich habe mehr Videos als Bilder gemacht, aber die kann ich hier nicht so einfach und hübsch einfügen. Jedenfalls ist das auch etwas, was ich an Indien mag: man hat eine höhere Chance, dass man in unvorhergesehene Feierlichkeiten gerät. Besser gelaunt tätigte ich kleine Einkäufe und gelangte wieder nach oben. Da ist eine Fußgängerzone und auf dem Kamm ein Platz namens Chowrasta. Da war die Prozession inzwischen angekommen, eine Bühne aufgebaut und auch die offiziellen Darbietungen konnten beginnen. Aber erstmal ertönte Musik und viele traditionell hübsch gekleidete Menschen tanzten fröhlich umher und knipsten/filmten sich dabei.
Auch hier habe ich wieder mehr gefilmt als geknipst. Dann bin ich meiner Arbeit nachgegangen: Hotels gucken. Es gab immer wieder Beschwerden bei Diamir, dass gerade in Darjeeling die Unterkunft nicht schön sei. Ich fand sie eigentlich schon OK und insbesondere gut gelegen. 2 weitere genannte Alternativen waren ähnlich. Das Problem: Betten sehen sehr gut aus, aber sämtliche Zimmer und Gemeinschaftsräume könnten etwas mehr Renovierung gebrauchen. Wenn man wirklich schön und schicker nächtigen will (wie wir auf dem Famtrip), muss man ziemlich in die Tasche greifen. Was auch interessant war: normalerweise, wenn ich Unterkünfte gucke, werde ich etwas mehr „hofiert“ und bekomme mindestens ein Getränk angeboten. Hier: nix! Man wirkte eher uninteressiert und bei dem einen Hotel sogar widerwillig und meinte zuerst, es sei gerade alles belegt und nix da zum zeigen (gab dann aber doch noch freie hergerichtete Räume). Wenn Darjeeling nicht diesen Namen und einige Sehenswürdigkeiten zu bieten hätte, würde ich es fast von der touristischen Landkarte wegstreichen. Westliche Reisende habe ich übrigens kaum gesehen, aber viele indische wegen verlängertem Wochenende.
Der Rest des Tages sah so aus: meine Handybatterie schwächelte, ich ging zurück zu meiner Unterkunft, erledigte einiges, dann kam mein Guide für den morgen zu startenden Trek, wir checkten die Orga, ich ging meine Wäsche holen, hatte Abendessen in einem Café für junge Leute mit bemerkenswertem Wandschmuck, packte meinen Trekkingrucksack – und das war es dann auch erstmal.
Der nächste Blogpost dauert nun wieder etwas, da ich mehrtägig wandern gehen werde. Es soll sich viel verändert haben auf der Strecke seit 1995 – und es soll recht voll sein. Ich bin gespannt. Jedenfalls freue ich mich auf Natur, frische Luft, Berge, Bewegung, Gespräche mit Guide und Podcasts hören! Und hoffentlich wenig Regen!