Cheerleader-Tanzen mit Puscheln hat seine Wurzeln in Indien! Bestimmt!
Ich glaube, so eine „durcheinandere Reise“ hab ich bisher noch nicht gemacht. In der Theorie hat es für mich alles sinnvoll und logisch ausgeschaut, in der Praxis ging es nicht so gut. Unzufrieden bin ich gar nicht, es haben sich für mich wichtige Erkenntnisse ergeben. Die vielleicht nicht so gekommen wären, wäre alles „einfach“ gewesen. Einen sehr großen Teil nimmt dabei der Famtrip ein, über den ich hier ja eigentlich weniger schreiben wollte. Aber es tut gut, manche Sachen doch auch schriftlich an das „Gegenüber Bloglesende“ zu formulieren, also mache ich es hier. Und weil da in der Zeit auch einige Fotos entstanden sind, die mir gefallen, nutze ich die hier als Illustration.
Ich habe mich früher immer lustig gemacht über diese Pauschalreisen, wo die Leute vom Hotel in den Bus zur Sehenswürdigkeit wieder in den Bus zur nächsten Sehenswürdigkeit in den Bus zum Mittag in ein Tourilokal wieder in den Bus usw. reisten. So lernt man doch nix von Indien kennen! Und dann war es hier auf einmal genau so! Das hat mich in eine kleine Krise gestürzt: sind die Diamir Reisen so? Oder war es dem Guide geschuldet, mit dem ich nicht gut zurecht kam? Oder der Hitze, die kaum ein Flanieren zuließ? Am 1. Tag wagte ich ein kleines Aufbegehren und fragte, ob wir nicht mal stehenbleiben und mit den Leuten reden usw. könnten. Nix da. Ich wurde schnell zurecht gewiesen. Keine Zeit und so. Und da die meisten der Gäste irgendwie schon auch etwas fremdelten mit der indischen Realität von Dreck, Lärm, Aufdringlichkeit usw., hielt ich still. Und dachte: dann eben nicht. Aber so würde ich keine Reisen leiten (können)! Ich kontaktierte einen Kollegen bei Diamir: doch doch, Kontakt sei erwünscht! Später gab mir auch eine Reisende die Rückmeldung, dass es ihr damit viel zu wenig gewesen sei. Ich hakte innerlich diese Tour ab und hoffte, dass ich bei Diamir doch so leiten könnte, wie ich es gewohnt war und mag.
Ein paar Reisen hatte ich bisher geleitet und zwar auch manchmal negatives Feedback bekommen, aber das war sehr sehr selten und etwas speziell. Meine Co-Guides waren immer prima Leute, die sich meistens darauf einließen, was ich wollte. Aber diesmal hatte ich es mit einem sehr störrischen Herrn zu tun, der zwar im Vorfeld erklärte, ich sei quasi der Boss, konkret aber einiges tat um mir zu beweisen, dass ich dafür gar keine Berechtigung hätte. Ich hatte dadurch eigentlich gar keine Aufgabe mehr. Ich brauchte ja nicht einmal übersetzen, da er deutsch sprach. Nur für seine Sorgen und Nöte insbes. mit einer Teilnehmerin sollte ich ein offenes Ohr haben. Puh, das fand ich eine immens schwierige Situation! Ich war unsicher, da ich ja quasi Diamir repräsentierte. Überhaupt war es schwierig, das Ganze erstmal ordentlich gedanklich zu fassen. Und eine Lösung fiel mir so gar nicht ein. Konfrontation? Aber wie genau – er war quasi einer der besten Guides der Agentur, der kein negatives Feedback bekam. Vielleicht war ich ja in meiner Reisewelt vollkommen verkehrt? Und wie sollte das Aussehen, wenn ich mich nun mit ihm streiten würde? Kritik oder Nachfrage wurde von ihm sehr übel aufgenommen. Ich habe still gehalten. Und grübel immer noch darüber, ob es irgendwie anders lösbar sei. Was definitiv auch schwierig war: er war Hindu/Modi-begeistert (ich gar nicht), schob die Moslems für zig Probleme vor und gehörte der höchsten Kaste an. Beim nächsten Co-Guide würde ich wohl diese Dinge vorher bei der Agentur abfragen. Hinterher habe ich denen von diesen Schwierigkeiten erzählt: man wunderte sich, aber nahm es sehr ernst, was ich sagte.
Ich hatte Angst, dass ich wieder so stark emotional und angewidert reagieren würde wie bei den Löwen in Gujarat. Aber es wurde nicht so schlimm. Vielleicht weil ich innerlich darauf vorbereitet war. Tierbeobachtungen kann ich trotzdem weiterhin nix abgewinnen.
Das war schon im Vorfeld klar, dass es Schwierigkeiten geben würde und das war dann vor Ort auch anstrengend. Aber ich glaube, den Umständen entsprechend ging es. Ich war jedenfalls mit mir nicht unzufrieden. Aber ich wunder mich immer noch, wie anders manche Leute nicht nur sind im Gegensatz zu mir und was ich so für Menschen kenne, sondern auch noch wie auf bestimmte Punkte reagiert wird. So völlig anders als ich. Dazu will ich hier jetzt gar nicht mehr schreiben. Fakt ist, dass es mich sehr beschäftigt und dann auch erschöpft hat
Ich wusste, dass es heiß sein würde. Aber 40plus Grad in der ersten Aprilhälfte ist schon sehr heftig! Immerhin war es trocken. Das trug jedenfalls zu meiner Anstrengung/Erschöpfung bei. Und ich schwor mir: nie wieder im April in der indischen Ebene herumreisen!
Alle Reisenden haben im Tourismus gearbeitet und scheinen damit auch automatisch nett und freundlich zu sein. Eigentlich war es sehr spannend zu sehen, wie sie mit den Herausforderungen umgingen – nur haben wir dann doch nicht so viel darüber geredet. Mit der Zeit kristallisierten sich auch immer mehr Eigenheiten bei den Einzelnen heraus, mit denen alle zumindest die Reise über sehr gut leben konnten. Während ich mich manchmal zurückziehen „musste“, hingen sie oftmals noch mehr miteinander ab. Was mich aber auch sehr freute. Zumindest hat es auch mit den Rückmeldungen hinterher dazu geführt, dass ich mir solche Leitungen durchaus nochmal vorstellen kann.
Und so hat dieser Teil der 3 Wochen sehr viel mehr Raum eingenommen als in diesem Blog, der ja eigentlich um Darjeeling/Sikkim gehen sollte. Ich dachte, es sei dann eine prima Idee, während eines Treks alles sacken zu lassen. Aber es war zuviel und nahm immer weiter Raum ein und ich war beim Trekken auch ständig mit meinen Gedanken noch dort und bei dem, was ich Neues erlebte. Und da das Neue nicht so positiv war wie erhofft und ich auch da mit meinen Emotionen und Gedanken am rotieren war, hatte das alles zusammen mehr Raum eingenommen als da war.
Die Gruppe hatte zu kämpfen mit Dreck, Lärm und Aufdringlichkeit. Auch ich kämpfte mit dem Dreck. An den herumliegenden habe ich mich irgendwie schon gewöhnt, aber wenn ich drinnen bin und insbesondere zum Schlafen, da scheint mir, werde ich immer empfindlicher, was den Geruch angeht. Ich kann mich dann in mein Inlet verkriechen, aber wohlfühlen ist was anderes. Schwierig ist, dass die Darjeeling/Sikkim-Gegend so viel feuchter ist – und Feuchtigkeit ein unangenehmer Geruchsproduzent bzw. -verstärker.
Und dann die Lieblosigkeit. Oder ist es die Egal-Haltung? Gegenüber dem, wo man lebt – und manchmal auch den Menschen gegenüber, denen man begegnet. Naja, mir sind ja auch viele Menschen egal, aber wenn man beruflich mit welchen zu tun hat z.B. weil man Lodgegastgeber ist, dann wäre es doch schöner, wenn es einem nicht ganz so egal ist. Indien rühmt bzw. schmückt sich gerne mit dem Spruch „Atithi Devo Bhava“ – Der Gast ist Gott. Die Realität hinkt dem manchmal ziemlich hinterher. Manchmal mag ich das Sperrige an den InderInnen. Aber manchmal auch nicht. Besonders, wenn ich mich gerade nach Herzlichkeit und Wärme sehne.
Dieser Verkehr ist mir manchmal auch auf den Keks gegangen. Bzw. es passiert jedesmal in Sikkim/Darjeeling, dass ich so müde bin der kriechenden holpernden verstopften Kurven. Und dann sehne ich mich nach Geschwindigkeit. Wie auf einer deutschen Autobahn ohne Stau. Diese Sehnsucht vergesse ich dann aber immer gleich wieder, wenn ich daheim bin. Aber bisher hat sie mich jedes Mal dort überfallen.
Trotz dieser Schwierigkeiten habe ich ja auch viele tolle Sachen erfahren und schöne Momente gehabt und gelacht. Insbesondere gelacht. Eine Famtrip-Reisende hatte so ein umwerfendes ansteckendes Lachen, das war ansteckend. Aber auch die anderen hatten viele witzige Momente. Gopal in Sikkim ist sowieso sehr komisch, mit dem hab ich immer was zu lachen.
Und ich habe schon wieder so viel erfahren! Was sich verändert hat, wer mit wem wie verbandelt ist, was für Maßnahmen Indiens Regierung ergreift oder eben auch nicht, viel Klagen über Korruption, unvorhergesehene Erlebnisse und Begegnungen (mir scheint, die Chance dafür ist in Indien höher als woanders) usw. Und das Tanzen, das hat mir echt Spaß gebracht und ich würde da gerne mehr Unterricht bekommen.
Wie schon die 2 Indienreisen davor kam ich mit der geringen Zeit nicht zurecht. Wenn man schon mal da ist, dann tut man gleich viel reinpacken. Funktioniert nicht. Ich werde es sein lassen! Entweder nur Dienstreise und gleich wieder heim – oder eben länger bleiben. Und eben auch Zeit zum Sacken lassen. Die scheint mir je älter desto nötiger.
Auf Darjeeling kann ich zumindest in den nächsten vielen Jahren gerne verzichten. Statt dessen würde ich gerne beim nächsten Besuch in der Gegend Kalimpong wiedersehen und vielleicht auch gerne noch Dörfer drumherum. Nach Sikkim müsste ich unbedingt auch mal ausgiebiger, da hat sich wohl einiges getan und viele Attraktionen habe ich sowieso noch nie gemacht wie z.B. Vogelbeobachtungen, Naturheilpflanzen-Walk, Festivals, weitere Dorfbesuche und diverse Tageswanderungen. Und Zeit mit Gopals Familie ist eigentlich auch prima – nur diese Strecke immer nach/von Gangtok, das ist etwas nervig.
Ich freu mich schon auf die nächste Indienreise! Weil: langweilig ist es nie! Dann aber unbedingt mit mehr Zeit!