Das neue Reisen

01.09.2021

Das Reisen ist anders als früher. Ich stelle fest, dass ich seit Jaaaaahren nicht mehr so richtig gereist bin. Ich war viel in Indien unterwegs, aber das ist deutlich anders. Da habe ich Kontakte, die mich zu Kontakten führen, ich weiß, wie das Reisen „funktioniert“. Es gibt zwar immer noch Überraschungen und tolle Erlebnisse, aber es ist nicht so viel unbekannt. Und wie ich mit diesem „unbekannt“ früher umging hat sich doch deutlich geändert. Ich kaufte einen Flug, einen Reiseführer und fuhr in Orte, wo ich wusste, dass es Unterkünfte gibt und steuerte diese an. Verständigung mit Leuten funktionierte eher „irgendwie“. Unterkünfte wurden nicht vorgebucht sondern vor Ort angesteuert. Es gab manchmal Kontakte und Tipps von bereits dort gewesenen Leuten und das war ein angenehmer Bonus.

 

2019 war ich in der Türkei und da war es schon ein wenig anders. Ich nutzte Couchsurfing und 2 x Airbnb. Nur einmal fuhr ich in einen Ort und suchte eine Unterkunft. Einen Reiseführer als Buch hatte ich nicht sondern einen Laptop, wo ich mir immer ein paar Infos suchte und mich orientierte. Sehr viel war aber auch nicht zu erkunden, ich hatte schon ein gewisses Wissen von vielen vorherigen Besuchen. Ich installierte einen Messenger und kommunizierte schon vorab mit den Unterkünften bzw. den Couchanbietenden. Was für mich aber besonders neu war: die Sprachbarriere war aufgehoben! Die TürkInnen, die kein englisch konnten, nutzen ihr Handy als Übersetzungmittel. Ich glaube, ganz viele Leute wussten schon damit umzugehen und nutzten es ganz normal, aber für mich war es neu und eine unglaubliche Entdeckung! Als mir dann auch noch eine Frau zeigte, wie sie ihr Handy über eine Speisekarte hielt und alle Gerichte auf englisch erschienen, da war ich schier platt vor Staunen. Was das alles gibt!

 

Eine Couchsurfercouch in der Türkei

 

Eine Wandertour in Kärnten dieses Jahr brachte wieder 2 Neuerungen. Aufgrund von Corona und der frühen Jahreszeit war es angesagt alle Unterkünfte vorzubuchen. Überhaupt war einiges bzgl. Corona in Erfahrung zu bringen und vorab zu arrangieren. Was aber besonders neu war: ich wanderte das erste Mal ohne physische Wanderkarte! Die wurde zwar bestellt, kam aber nicht rechtzeitig an. Und es war verblüffend, wie einfach man ohne zurecht kam. Wo es öffentliche Wanderkarten auf Stellwänden o.ä. gab, fotografierte ich diese und konnte sie bequem im Handy vergrößern und sogar mehr erkennen als auf dem Papier. Außerdem nutzte ich eine App, die mir Wege zeigte, die die Landkarten gar nicht eingezeichnet hatten. Und die waren immer korrekt und oftmals die beste Wegführung. Nur einmal, da konnte mich der Satellit nicht ordentlich orten und ich verbrachte einige Zeit quasi im Kreis.

 

Wanderpfad in Kärnten

 

Und jetzt bin ich bei der Vorplanung der Reise nach Georgien/Armenien und recherchiere so viel wie noch nie im Internet. Und finde aber auch so viel wie noch nie im Internet. Für (fast) alles gibt es Infos. Insbesondere bloggende Leute schreiben sehr viel. Da blättert man nicht mehr Seiten im Reiseführer hin und her sondern springt von dieser Webseite zur nächsten, markiert sich was, findet viel zu viel was schön ausschaut und zumindest bei mir führte das oftmals zu zuviel Gewusel im Kopf. Ich rüstete mein Handy mit Apps auf. Und wenn sich Probleme ergeben, suche ich die Lösungen auch zuerst im Internet. Wegen Corona muss man auch sowieso einiges vorher recherchieren und wirklich uptodate sein, damit man nicht noch mehr Probleme bekommt. Ich bin jetzt schon fasziniert, dass ich mich mit dem Handy so einfach vor Ort verständigen und auch orientieren werde können. Was wertvoll bleibt sind die Kontakte. Aber auch da hat mir das Internet schon weiter geholfen – so habe ich da eine Frau wiedergefunden, die ich 2008 in Georgien traf. Und jetzt übe ich die Balance zwischen „vernünftiger“ vorab-Recherche und -orga sowie dem einfach drauflosreisen und dem Reisezufall mehr Chancen zu geben..

 

Ich denke, ich schreibe morgen nochmal mehr über die Coronasituation und den Plan bzw. Nicht-Plan. Und hier noch ein paar Vorfreudebilder von 2008.

 

 

 

Hafen in Batumi