Junagadh -> Muli – Das Rebhuhn war nur angeschossen

12. Dezember 2024

 

 

Am nächsten Morgen gaben wir dem Fort noch eine Chance und besichtigten es. Es war sehr aufwändig renoviert worden in den letzten Jahren und erstrahlte nun herausgeputzt daher. Aber irgendwie war auch Charme dabei verloren gegangen.

 

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Worauf ich aber wirklich scharf war, waren die buddhistischen Höhlen. Ob es hier etwas sehenswerteres gab als in Talaja? Und es fasziniert mich auch, Zeugnisse einer Religion zu sehen, die damals noch viel weitere Tentakel ausgestreckt hatte als im Kerngebiet und wo heute aber so gar nix mehr von zu spüren ist – außer dass man so alte Spuren sehen kann. Und hier war wenigstens noch ein bisschen was vorhanden:

 

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Naja, ich brauchte schon einige Phantasie um da den Buddhismus drin zu sehen.

 

Was mich dann aber auch noch faszinierte war diese neue Form von Klos:

 

neues Klo

 

Musste ich unbedingt benutzten! Voll sauber. Allerdings: es funktionierte gerade nicht. Irgendwas war an der Elektronik kaputt gestört gewesen. Es hätte quasi wie ein Flugzeugklo funktionieren sollen.

 

sauberes geruchsfreies Klo

 

Dann verließen wir Junagadh und auf dem Weg zum nächsten Ziel gab es noch weitere buddhistische Höhlen zu gucken. Vor 12 Jahren gab es eine Tourismuskampagne für Gujarath, bei der der allseits beliebte Schauspieler Amitabh Bachchan Hauptmitwirkender war. Da hat er auch über die buddhistischen Spuren gesprochen – kann hier sehen auf youtube.

 

Von dieser Stätte, die auch sehr prominent im Film vorkommt, hatte man wohl Großes erwartet. Ein Gelände mit vielen installierten Pavillons für Picknicks und Spielgeräte usw. Aber niemand da. Nicht einmal ein Aufpasser. Zu sehen gab es dieses:

 

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Ich denke, das war es nun erst einmal mit meinen Erkundungen der buddhistischen Spuren in Gujarat. Außerdem gab es noch einige kleine Hundewelpen zu sehen mit 3 Mädchen:

 

Nachwuchs

 

Unser Tagesziel war Muli, eine Art Großdorf, aber auch Teildistrikt. Dort gibt es eine royale Familie, die einen Palastteil zu einem Hotel umfunktioniert hat. Ich mag sowas ja super gerne! Hier war es etwas eleganter als in Palitana und es gab auch eine Prinzessin, die ein wenig mit uns sprach und auch erzählte, wie sich um noch mehr solche Unterkünfte kümmere. Es ist wohl einfach der beste Weg, den alten Charme zu erhalten, mit Leben zu füllen und die Kassen aufzubessern.

 

Prinzessin

 

Es gibt auch eine Geschichte mit einem Rebhuhn zu diesem Ort.1474 gab es ein Volk hier, welches Jäger war und die ein Rebhuhn nicht erlegten sondern nur anschossen. Das hat dann die Königinmutter eines anderen hiesigen Volkes gerettet, weil es hinter deren Tempel verletzt herum lag. Die Jäger fanden das doof und verlangten, dass man das Rebhuhn wieder rausrücken solle. Das wollten die anderen aber nicht und dann haben sie erbittert darum gekämpft und über 600 Menschen sind dabei gestorben. Wer dann eigentlich gewonnen hat, weiß ich nicht, aber das Volk von der Königinmutter hat sich geschworen, nie wieder ein Rebhuhn zu erlegen.

 

Hier ein paar mehr Bilder:

 

mein Zimmer

 

gute Stube

 

Veranda

 

Und von uns haben wir hier auch Bilder gemacht und so kann ich uns hier alle ein bisschen mehr vorstellen. Das bin ich, aber mich kennt man ja eigentlich schon:

 

ich

 

Und das hier ist Raghu bzw. das ist nur eine Namensabkürzung. Er ist aus der Gegend von Pune und seine Familie war nicht so wohlhabend. Er musste noch das Wasser von weiter weg heim schleppen und das Klo war irgendwo draußen. Seine Eltern sind sehr gläubig, sein Vater war in der Astrologie bewandert. Beide sind an Covid gestorben. Er war ein wissbegieriges Kind und hat sich für verschiedene Gebiete interessiert. Am meisten begeisterten ihn dann die Tiere und das verband er mit Fotografie und Tourismus. Er hat aber auch noch zig andere Sachen gearbeitet. Leider teile ich seine Leidenschaft ja nicht so, aber abgesehen davon kommen wir ganz gut zurecht. Er ist geschieden, ohne Kinder und 40plus Jahre alt. Soooo viele „solche“ InderInnen kenne ich ja nicht. Er ist üblicherweise fröhlicher Laune und manchmal ein kleiner Angeber (nicht dass ich selber davon frei wäre…).

 

Raghu

 

Sanket ist auch 40plus und mit bewegterem beruflichen Lebenslauf, der ihn dann irgendwann zum Guide werden ließ. Er ist eher etwas zurückhaltender, aber das was er sagt, zeugt meistens von gutem Scharfsinn und oftmals auch trockenem Witz. Er kann gut die Geschichten erzählen, ist mir nur ein Tick zu langatmig dabei. Er führt hauptsächlich Reisende durch sein Ahmedabad, weitere Teile Gujarats und einmal wurde er auch für eine große Reisegruppe nach Deutschland (Köln und Schwarzwald) engagiert. Wenn keine Gujarat-Reisezeit ist, betätigt er sich auch in Uttarakhand. Er ist seit 10 Jahren verheiratet, aber erst kürzlich Vater geworden. Dass es sein kleines Mädchen geschafft hat, ist schon fast ein Wunder, sie war ein 520 g Frühchen.

 

Sanket

 

Und dann gibt es noch Feroz Khan, unseren Fahrer. Er ist aus Udaipur in Rajasthan – in Gujarat soll es keine so guten Fahrer geben. Er ist ein sehr stolzer Fahrer, der seine guten Fahrkünste (lieber langsam und sicher) gerne öfters gelobt haben wollte. Seine 2 Kinder sind 5 und 9 Jahre alt. Ich habe es auf keinem Foto drauf, aber ich saß im Auto immer hinter ihm und war ganz fasziniert davon, dass er voll viele Haare an (nicht in) seinen Ohren hat. Durch ihn habe ich auch den neuen Standard an Touristenauto kennengelernt: Ein Körbchen immer mit Wasser, Keksen und Chips gefüllt zwischen den Sitzen, W-Lan im Auto, Stecker zum Laden verschiedener Handys, Kissen zum Dösen….

 

Feroz Khan

 

Ich dachte vorher, ich würde einen simplen Dorfspaziergang machen, aber nix da. Irgendwie scheinen sie es hier damit sowieso nicht so zu haben. Aber dafür bekam ich was Schickes zu bestaunen. In alten Zeiten gab es ja auch viele Reisende, Händler usw. Und die Dörfer hatten einen Aus/Eingang, der zur Nacht verschlossen wurde. Damit nun diese armen Reisenden auch einen guten platz für die Nacht und Wasser haben konnten, hat man in einiger Entfernung so spezielle Brunnen gebaut. Nennt sich hier Stufenbrunnen, ist aber was anderes gewesen. Und zwar ist es ein Konstrukt im Boden, wo unten Wasser ist und darüber so Plattformen, luftig gebaut. Da kann man im Sommer kühl und im Winter wärmer schlafen. Und direkt daran war dann ein normaler Brunnen zum Wasser rausziehen.

 

Vorne gibt es zwei kleine Tempelchen und auch einen Wächter, der sich um die Sauberkeit und das Wohlergehen der Gottheiten sorgt. Dazu weckt er sie morgens auf, zieht sie an, gibt was zu essen und abends anders herum. Dazwischen weiß ich gar nicht, was die zu erfüllenden Bedürfnisse von Gottheiten sind.

 

Brunnen von oben

 

von einer Seite

 

und von der anderen

 

Brunnen nebenan

 

Tempelmann

 

Gottheitengruppe 1

 

Gottheitengruppe 2

 

Dann ging das noch weiter in ein Dorf, aber was ich da alles erlebte passt mit anderen folgenden Erlebnissen besser zusammen und kommt deswegen im nächsten Blogpost.