Die Dunganen – Geschichte, Moschee und Abendessen

April 2022

 

In und bei Karakol leben recht unterschiedliche Leute. Eine bemerkenswerte Gemeinde ist die der Dunganen. Ich besichtigte Moschee, Museum und Familie zum Abendessen.

 

Geschichte

 

Im Museum erzählte Lucky Lee ihre Geschichte. Er sprach ein paar Brocken deutsch, aber seine Erzählungen wurden sowieso von Shirin übersetzt. Er erzählte, dass es damals Moslems gab, die mit ca. 2.000 Männern nach China kamen und dort von ihrer Lehre erzählten. Das gefiel dem damaligen Herrscher und er gestattete ihnen, jeweils eine Chinesin zur Frau zu nehmen. Sie produzierten Kinder und das ist dann das Volk der Dunganen geworden. Gut dargestellt in diesem Bild.

 

Urfamilie

 

Sie lebten da zuerst ganz ruhig und friedlich, aber ab Anfang 19. Jhdt. gab es in China Stress mit den moslemischen MitbürgerInnen. Es gab so einige verschiedene islamgläubige ChinesInnen – man fasste sie unter dem Begriff „Hui“ zusammen. Als Abgrenzung zu den dominierenden Han-ChinesInnen.

 

Ich zitiere jetzt enfach mal Wikipedia: „Ausgelöst wurden die (Dunganen-)Aufstände durch die immer existenten Spannungen mit den Han-Chinesen und speziell einen Angriff der Taiping-Rebellen auf Shaanxi einschließlich Xi’ans im April 1862. Zwar zogen die Taiping schnell wieder ab, aber die kaiserlichen Beamten erlaubten deswegen die Bildung lokaler Selbstverteidigungs-Organisationen (tuanlian), eine zu dieser Zeit übliche Praxis, welche die Provinz militarisierte. Prompt brannten Han eine muslimische Stadt nieder, woraufhin ein Dunganenführer den zuständigen kaiserlichen Kommissar ermordete und Fehden entlang des Wei-Flusses ausbrachen. Proklamationen, nach denen alle Muslime ohne Gerichtsverfahren getötet werden sollten, taten ein Übriges und die Muslime rebellierten.“

 

Es flohen dann viele in die zentralasiatischen Gebiete, insbesondere nach Kyrgyzstan und Kasachstan. Diese bekamen dann die Bezeichnung „Dunganen“. In Karakol errichteten sie eine Moschee, die ganz anders aussieht als die üblichen Moscheen.

 

Dunganmoschee

 

Dunganmoschee, innen

 

Die Moschee ist ganz aus Holz und beim Bau soll kein einziger Nagel verwendet worden sein. 1910 war sie fertig.

 

Gebetskette

 

Der von ihnen praktizierte Islam ist eine etwas eigene Form, angelehnt an den Sufismus. Auch haben sie eine eigene Sprache, angelehnt an das chinesische. Seit 1953 benutzen sie das kyrillische Alphabet.

 

Nachdem also Lucky Lee die Geschichte erzählte, wurden wir zu einer Familie gebracht. Wir, das waren ein franz. Paar, eine Frau mit 7jähriger Nichte aus Stuttgart, ich und unsere Dolmetscherin und Organisatorin Shirin. Bevor man sich zum Essen setzt, muss man Hände waschen.

 

Händewaschen

 

Sie sind ja Moslems und machen somit auch gerade Ramadan, haben für uns aber trotzdem schon die Speisen vorbereitet. Nur ein bisschen später als üblich.

 

Shirin

 

Sie haben sehr große Speisezimmer, weil man manchmal sehr viele Leute bewirten muss. Die ganz besondere Spezialität von denen ist Ashlan Fu, eine Art kalte Nudelsuppe, die man sich selber zusammen stellt. Von dem Glibberpudding zieht man sich Glibbernudeln runter. In dem Glas befindet sich die Hauptzutat: eine jeweilig eigene Rezeptur, schön geheim gehalten, mit Sojasauce und Essig. Ich finde, es hört sich eigentlich nicht so attraktiv an, schmeckt aber richtig lecker.

 

Ashlan Fu Zutaten

 

mein Ashlan Fu

 

Danach gab es noch voll viele andere Speisen. Alle ausgesprochen lecker. Ehrlich gesagt leckerer als was ich sonst so in Kyrgyzstan bekam.

 

viele Speisen

 

Die Hausfrau, 33 Jahre alt, 4 Kinder, setzte sich noch zu uns und wir konnten fragen. Meine Beobachtung: ich finde es voll schwierig mit den anderen mir unbekannten Touris, mit denen man ja auch noch höflich redet, insbesondere ich mit dem Kind – und dann war ich tatsächlich die Einzige, die die Frau was gefragt hat.

 

Es gibt nicht so sehr viele Dunganen in Kyrgyzstan, vielleicht so 50.000. Üblicherweise heiraten sie nur untereinander, aber das hat Probleme gegeben, zu viele Behinderungen bei den Kindern. Von daher haben sie sich jetzt geöffnet und heiraten auch anderweitig. Immerhin haben sie mit vielen KirgiesInnen die ähnliche Religion.

 

Und dann war es auch schon vorbei, mein Bauch voll, mein Kopf nachdenklich und ich wurde direkt vor die Haustür meiner Unterkunft gefahren.