Der Morgen zeigte sich neblig und verhangen, aber als wir starteten, verzog es sich und wir hatten ganz zartes wundervolles Licht und richtig gute Wanderlaune.
Ich wollte ja immer nochmal meine Wanderfreunde vorstellen, habe aber gar kein nettes Foto von den beiden zusammen. Aber man sieht sie ja immer mal auf den Bildern. Nino und Pavels sind seit 7 Jahren zusammen, davon 5 verheiratet und beide Anfang 30. Nino hat in Lettland Tourismus studiert und da haben sie sich kennengelernt. Pavels ist Lette und hat ziemlich viele unterschiedliche Jobs gemacht. Kurz vor Corona haben sie ihre Reiseagentur gegründet und die habe ich im Internet gefunden. Sie erschienen mir sympathisch und so haben wir uns gleich am Anfang in Tbilisi getroffen und der Internet-Eindruck passte auch „in echt“. Und weil ich ja gerne persönlichere Kontakte mit meinen Partneragenturen habe und es bei ihnen auch gut passte, sind wir zusammen gewandert und kamen wirklich gut zurecht. Jetzt hoffen wir auf viele gemeinsame Kundschaft!
Nino ist ziemlich klein, absolute Minimalistin beim Trekkinggepäck und gerne leicht voraus. Pavels hat Diabetes und muss ein bisschen mit seiner Energie haushalten und rennt deswegen glücklicherweise nicht davon. Wir sind somit auch wegen meinem Wandertempo eher eine langsamere aber stetige Truppe. Nino ist auch ständig am fotografieren. Pavels kennt sich super mit Tieren aus, das war sehr praktisch.
Wir starteten also erstmal mit einigen Fotos:
Wir gingen ein kurzes Stück zurück zu dem Schild, welches vor Hunden warnte und bogen dann ab um einen Berghang hochzusteigen.
Nino war ein Stückchen voraus und als kurz vor oben der Wald zu Ende war geschah es: 3 böse kläffende Hunde rasten auf sie zu. Und ich konnte von unten ganz beeindruckend sehen, was man dann macht: anschreien, mit Stöcken drohen und diese dann nach oben halten. Daraufhin hat sich sogar 1 Hund verzogen. Man muss den Tieren klar machen, dass es keine gute Idee ist, einen anzugreifen und dass es für die Hunde schlecht ausgehen könnte. Wenn man die Stöcke hoch hebt ist das für die Hunde als würde man sich aufrichten und ganz schön groß sein. Nino alleine hätte wohl schlechte Karten gehabt, aber wir kamen dann ja zu zweit hinterher. Sie hielt die kläffenden Hunde in Schach und dann standen wir zu dritt da mit erhobenen Stöcken und Pfefferspray in der Hand (Pavels hatte auch welches dabei). Die Hunde waren immer noch sehr böse. Langsam, ohne ihnen den Rücken zuzudrehen, wichen wir in eine andere Richtung weg und irgendwann waren wir aus ihrer Zone raus. Das hatte alles doch relativ lange gedauert. Ich war einerseits noch völlig angespannt und ängstlich, andererseits hat es mir beeindruckend gezeigt, wie man es schafft, dass man nicht angegriffen wird. Schlimm bei mir ist ja, dass ich Angst habe und die Hunde das riechen und mich deswegen besonders gerne angreifen wollen. Da muss ich schauen, wie das weniger werden kann. Die beiden waren sich ganz sicher, dass man sämtliche Hundebegegnungen ohne richtigen Angriff überstehen würde – und so bekam ich langsam ein bisschen Vertrauen. Um es schon mal vorweg zu nehmen: es würde nicht unsere einzige Hundebegegnung sein.
Es gibt noch ein paar mehr Regeln: immer Ausschau halten nach Schafherden (nicht immer ist der Schäfer zur Stelle) und einzelnen Gehöften oder so. Und somit die Hunde rechtzeitig bemerken. Im Wald dagegen kann man sehr beruhigt und sorglos sein, da sind keine. Auch direkt im Dorf ist sehr unwahrscheinlich, dass etwas passiert.
Wir kamen dann oben auf den Sattel, wo es super schön war und rasteten erstmal.
Hier konnten wir schon unsere Wanderstrecke sehen: es sollte das Tal hinauf gehen.
Allerdings war das gar nicht so leicht und schön, wie es den Eindruck machte, sondern man musste erstmal tief durch den Wald hinab steigen, einen Fluss überqueren und auf der anderen Seite wieder hoch.
Ich muss gestehen: mich hat das ganz schön geschlaucht. Es war auch ein bisschen schwül und bei nur hoch-runter-hoch hatte ich auch das Gefühl, so gar nicht voran zu kommen. 15 km standen auf dem Plan, aber in diesen waren je 1.000 Höhenmeter hoch und runter enthalten. Es fing an, etwas zu tröpfeln, aber wir kamen zu einem Dorf und hofften auf einen Kaffee. Aber leider keine Chance. Wir sahen niemanden – außer 2 Putern.
Danach ging es einfacher weiter bzw. es war Straßenpiste oben über einem Fluss. Es hatte wieder aufgehört zu regnen. Der Weg zog sich allerdings ziemlich, da es immer wieder Einschnitte mit hinab rauschenden Flüssen gab, wo man manchmal Schuhe ausziehen musste.
Und dann war Dartlo in Sicht:
In dartlo gab es endlich diese Wehrtürme, von denen ich schon gehört hatte, aber noch nirgends sah. Es gibt verschiedene Wehrtürme: einmal die, wo man oben Feuer mit Rauch machen kann um sich mit anderen bzgl. Angriffen zu verständigen, und welche zum Wohnen in unruhigen Zeiten. Üblicherweise wohnten unten Frauen und Tiere und in der nächsten Etage die Männer.
In Dartlo fing wieder der Regen an und blieb bis in den nächsten Morgen hinein. Ich bin trotzdem morgens nochmal für Fotos losgelaufen und zeige die jetzt schon mal hier. Dartlo ist ausgesprochen beeindruckend mit den alten Gemäuern.
Wir wohnten im obersten Haus des Dorfes bei einer sehr netten Familie.
Das Lustigste war, dass der Mann bei der Armee ist und einige Monate in Bischofswiesen stationiert war. So kannte er sogar Ruhpolding und konnte noch einige Brocken deutsch. Auch wenn ich prinzipiell alle Unterkünfte mochte, diese war mir die liebste. Blöderweise habe ich die Zimmer nicht geknipst, die waren nämlich auch speziell alt und traditionell. Auf dem Foto von der Familie sieht man, wie die vorhandenen Felsen als Wand mitgenutzt wurden.
Ich war von dem Tag ausgesprochen schlapp und froh, dass wir am nächsten Tag nicht ganz so viel Strecke und Höhenmeter vor uns hatten. Aber der Tag wurde dann doch etwas anders als ich ihn mir vorgestellt hatte…..