Diu -> Somnath -> Gir – Es gibt nur Kaffee mit Milch

10. Dezember 2024

 

 

Diu ist eine kleine Insel direkt an der Landmasse von Gujarat. Man merkt es eher nicht, dass man auf einer ist. Zusammen mit anderen kleinen Landstrichen im Westen Indiens bildet es eine Besonderheit, ein sogenanntes Unionsterritorium. Diese 4 Gebiete gehörten noch länger, also bis Ende 50er/Anfang 60er zu Portugal. Dann haben sie sie zusammen mit Goa widerwillig herausgerückt. Dass diese Gebiete (also ohne Goa), die räumlich voneinander getrennt sind, jetzt zu einem Unionsterritorium zusammengefasst wurden, geschah erst 2020. Seitdem haben sie 2 Sitze im indischen Parlament.

 

Wenn man da ist, merkt man so direkt nichts davon, außer dass Gujarat ein trockener Bundesstaat ist, d.h. es gibt keinen Alkohol, in Diu aber schon. Das sorgt natürlich für etwas Tourismus, wobei ich jetzt lauter Alkoholgeschäfte vermutet hätte, aber die gab es nicht. Vielleicht kann man auch nur in Restaurants etwas zu sich nehmen und keine Vorräte kaufen und horten.

 

Auch wenn ich wusste, dass es zwar Strand gibt, dieser aber nicht so malerisch sein würde, stellte ich mir ein Meeresbad vor. Dazu kam es aber nicht. Wir kamen zu spät an und fuhren auch früh wieder fort und in der Zeit war es zu kalt. Aber ich bin morgens mit der Kamera zum Strand gelaufen:

 

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Also kein Strandliegen oder Meeresbaden, dafür besichtigten wir das Fort. Das war ganz interessant, weil es mir fast vorkam als sei ich in Goa oder so. Es war nix los. Vor dem Fort ist noch so ein Gebäudeinselteil, das war wohl auch ein Ausguck. Ansonsten alles da, um die Feinde von See zu vertreiben und sich innerlich christlich wohlzufühlen.

 

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Wir sind dann auch bald weiter. Dabei wäre es eigentlich schön gewesen noch bei den Fischerbooten zu gucken und durch den Ort zu schlendern und und und. Aber wir hatten noch einiges vor.

 

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Danach gibt es eher Geschichten als Bilder, es war absolutes Handyverbot, man musste es abgeben. Als wir ankamen, war mir sehr müde und ich wollte gerne einen Kaffee haben. Schwarz und ohne Zucker. Eigentlich kein Problem, aber in diesem riesigen Etablissement doch.

 

Sheetal

 

Es war absolut nix los. Es gab einen Herrn am Verkaufstresen und einen in der Küche.

„2 Kaffee bitte, schwarz“

„Gibt es nicht“

„Wieso, was denn?“

„Es gibt nur Kaffee mit Milch“

„Aber wieso denn das, kann man nicht die Milch einfach weglassen?“

„Nein“

Ich wollte schon aufgeben und arrangierte mich mit Milchkaffee, aber nicht so Raghu. Das sei doch totaler Irrsinn. Und dann lieferte er sich einen ausgewachsenen Streit mit dem Verkaufsherrn. Den er verlor. Aber dann erspähten wir den Kaffeekocher und konnten direkt mit ihm sprechen. Ja natürlich könne er uns einen schwarzen Kaffee machen, auch ohne Zucker. Und tat genau das. Ja, warum das bei dem Verkäufer nicht möglich war? Wir hätten so unsympathisch danach verlangt….. Was natürlich nicht stimmt. Bei der ganzen Aufregung brauchte ich gar kein Koffein mehr, aber trank ihn dann doch gerne.

 

schwarzer Kaffee

 

Kaffeekoch

 

Wir waren beim Somnath Tempel. Der ist für Hindus sehr sehr bedeutsam, sehr viele pilgern hierher. Und weil es gar nicht soooo weit weg zur pakistanischen Küste ist und der Tempel eben so bedeutsam, hat man hier besondere Angst vor einem terroristischen Anschlag. In der Vergangenheit war der Tempel auch schon mehrfach zerstört gewesen. Es gibt eine Legende zu dem Tempel – wie in Indien üblich mit mehreren Varianten. Hier die von meinem Guide:

 

Chandra, der Mondgott, hatte sich in eine Frau verliebt, die er heiraten wollte. Wie es damals so üblich war, verlangte der zukünftige Schwiegervater, dass er alle seine 27 Töchter ehelichen solle. Das tat Chandra auch, aber sehr zähneknirschend. Und ließ die anderen 26 spüren, dass er nur die eine toll fand. Diese beschwerten sich beim Vater und dieser verfluchte Chandra darauf hin und schickte ihm Tuberkulose! So ein Mist! Was nun? Es könnte einen Ausweg geben. Chandra pilgerte zu einem Ort wo 3 Flüsse aufeinander trafen und betete dort zu Shiva. Und – oh wunder – es hat gewirkt! TB wieder weg! Er war davon schon ganz eingeschrumpelt gewesen, aber auch das konnte wieder behoben werden. Und was macht man, wenn einem so ein Wunder passiert? Einen Tempel bauen! Und vielleicht 27 Schwestern gleich doll lieben.

 

Wir gaben also alles elektronische, die Handys und überhaupt ab, guckten die Gottheit im Tempel an, gingen wieder raus und schauten zu, wie eine neue Fahne gehisst wurde. Die hatte eine Familie gespendet. Sie war mit einem Trommler gekommen und tanzte freudig mit anderen im Kreis. Ich habe auch ein bisschen mitgemacht, aber das kann man nicht sehen, weil es ja keine Handys und Kameras gab.

 

Hinduistische und jainistische Tempel sehen sich übrigens von außen manchmal ein bisschen ähnlich. Auf einem hinduistischen Tempel ist aber die wehende Fahne stets dreieckig während die Jains eine rechteckige haben. Und beim rausgehen konnte ich dann nur dieses Bild machen. Aber im Internet gibt es sowieso ausreichend zu sehen.

 

Somnath Tempel

 

Und dann fuhren wir weiter um ein weiteres Erlebnis den vorherigen hinzu zu fügen. Dieses war dann auch wieder ganz anders! in Gir sind die einzigen Löwen Asiens zu bepirschen! Also bepirschen ist wohl irgendwie falsch, es gibt vorgeschriebene Routen und die fährt man dann jeweils mit dem Fahrzeug ab. Raghu ist ja ein absoluter Fan und Experte usw. – und ich eine skeptische Nuss. Weil ich die Safari im Chitwan in Nepal so langweilig fand, erwartete ich hier auch nicht mehr. Es kam aber anders.

 

Safariranger

 

Toilettenrast für alle

 

Nach dieser Toilettenrast trottete tatsächlich eine Löwin neben der Piste.

 

Löwin 1

 

Löwin 2

 

Die Autos kamen da vielfach zusammen und stapelten sich fast von links nach rechts und alle bemühten sich, ein schickes Foto zu machen. Ich auch bzw. gleichzeitig kam bei mir ein totaler Widerwillen hoch. Die ganze Veranstaltung erschien mir nur falsch, falsch, falsch. Zig Autos fahren in einem Nationalpark umher um ein Tier zu gucken, welches als gefährlich und wild gilt. Und dann ist es so Autos gewöhnt und trottet unbeirrt umher. So hab ich mir die Koexistenz von Wilde-Tiere-Guckenden und Wilde Tiere irgendwie doch nicht vorgestellt.

 

Autos

 

Und im Gegensatz zum als langweilig empfundenen Chitwan mit den Panzernashörnern war mir diesmal sogar emotional eher wütender -vergleichbar vielleicht mit meinen Erlebnissen beim Trekking im Everest-Gebiet, welches mir auch sehr unangenehm war. Es war einfach nicht mehr das, was für mich Natur und Naturerlebnis ist. Wenn die eigentlich „gefährliche“ Natur so beherrschbar gemacht wird. Es war mir sehr unangenehm, dort zu sein und ich wollte damit nichts zu tun haben.

 

Inzwischen ist ein bisschen Zeit vergangen und ich habe nochmal überlegt, was mir gerade daran so unangenehm vorkam. Ich habe ja abgesehen vom Chitwan schon noch manchmal andere Formen von Tierbeobachtungen gesehen wie den Schneeleoparden in Ladakh (dem habe ich zwar auch nix abgewinnen können, aber war nicht so emotional). Ich glaube, es hatte damit zu tun, dass die Löwen den Autos so nahe waren. Und es sich damit – für mich – nicht mehr „ursprünglich“ anfühlte. Vielleicht hab ich aber auch seltsame Ideen von Ursprünglichkeit?

 

Später haben wir noch eine Löwenmutter mit 2 Kindern vor uns die Straße langtrotten gesehen. Da waren zwar nur 3 Autos drumherum, aber es war mir auch seltsam.

 

Löwen auf Piste

 

Es gab dann noch ein bisschen hübsche Natur zu sehen und ein Krokodil und ein Nilgai.

 

Krokodil

 

Nilgai

 

Landschaft

 

Unangenehm war natürlich auch, dass ich hier nun „für Diamir“ saß und Raghu deren Partner ist und das absolut seine Welt und seine Begeisterung ist. Ich werde es abstrahieren können und wenn Leute das begeistert, dann ist das so und ich werde mich da sicherlich nicht sperren. Aber jetzt im direkten Kontakt war das alles nicht so ganz einfach. Ich habe so spontane negative Emotionen auch schwer unter Kontrolle. Wir haben irgendwie die Kurve gekriegt, allerdings hat er nicht so ganz lockergelassen damit, mir doch immer noch weiter seine tollen Bilder und Filme von Tigern usw. zu zeigen. Aber es springt einfach kein Begeisterungsfunke über.

 

Ich denke, ich lasse das Thema erstmal ruhen. Zum Glück gab es die nächsten Tage dann erstmal anderes zu erleben.