3.900 m -> 4.250 m / 6 Gehstunden / 11 km
Ich bin immer wieder begeistert, wie gut so ein schlaffer Körper in der Nacht regenrieren kann – und so machte ich mich frohgemut und beschwingt diesmal etwas früher auf den Weg. Es war eine Freude die Schlucht weiter zu laufen und die zahllosen Felsformationen zu bewundern. Ich fotografierte ein paar Pflanzen:
Es ging wieder hübsch einen Pfad oben am Fluss entlang weiter. Dann bog ich um die Ecke – und traf einen Mann! Vor Schreck habe ich ganz vergessen, ihn nach einem Bild zu fragen. Er war aus Shadey und eilte nach Phuktal. Mehr weiß ich von ihm nicht.
Nach der Kurve wurde das Tal breiter.
Es schon sich eine Wolkendecke vor die Sonne und blieb da. Sehen die Bilder halt mal bisschen anders aus. Es war klar, dass der Fluss überquert werden musste. Aber wie? Ah, eine Brücke! Oh, aber was für eine Brücke….
Ich habe lieber nicht lange darüber nachgedacht, sondern bin einfach rauf. Sie wirkte dann doch erstaunlich stabil. Direkt danach eine weitere Überraschung: noch ein Mann! Der saß mit Lobzang beisammen, sie freuten sich an Salztee (ich mochte keinen) und hielten einen Schwatz:
Als ich nach oben schaute, sah ich ein paar Häuser. Allerdings wurde mir nicht klar, ob der Herr oder sonstwer oder eher niemand da wohnen würde.
Es ging dann einfach weiter dieses Tal hoch und dann wurde anders, dass es sich wieder zu einer Schlucht verengte und es Sitze für Gottheiten am Wegesrand gab.
Dann bog man nochmal um eine scharfe Ecke und ging ein Stückchen schmale Schlucht hinauf.
Und die verbreiterte sich dann aber und es gab viele Felder und Vegetation zu sehen. Ein Mann schulterte gerade ein riesiges Bündel Viehfutter für den Winter. Wir waren in den Ausläufern von Shadey angekommen.
Wir gingen mit ihm zusammen hinauf und durch den Tschörten durch um die Ecke, da war dann die Häuseransammlung von Shadey.
Das war ganz schön weit weg von den anderen Dörfern und wirkte auf mich erst einmal unattraktiv und einsam. Die Häuser waren wohl bewohnt – Licht habe ich abends aber nur in ca. 5 davon gesehen (Solarstrom). Die Gerstenernte war schon eingebracht und jetzt trugen die Leute das Winterviehfutter heim und auf die Dächer. Es waren überwiegend ältere bis alte Leute zu sehen, Kinder gar keine. Bestimmt woanders in Schulen. Aber ich hab mich schon gefragt, ob/wie man jemanden zum Heiraten findet, wo auch Lust hat, hier zu wohnen. Bei dem grauen Wetter sah es natürlich noch einmal unattraktiver aus.
Es kamen Leute zum Schwatz vorbei, wir wurden in eine Stube eingeladen zu Chang und Gerstenmehl.
Die Leute sprachen eher kein englisch, guckten aber ganz freudig und einladend. Aber ist irgendwie auch blöd, wenn ich deren Sachen so alle verschmähe. Aber ich kriege weder Chang noch Salz- oder Buttertee runter. Ich bin dann tatsächlich lieber noch ein wenig draußen herum gelaufen.
Auf dem letzten Bild klaubte die Frau Kartoffelchen aus der Erde und der Mann guckte zu. Sie haben in diesem Dorf nur Yaks, Dzos und Kühe, keine Schafe oder Ziegen. Das schafft man nicht auch noch.
Wie es mir sowieso ein Rätsel ist, wie man in Großfamilien eng beieinander leben kann, ist es mir noch ein größeres Rätsel, wie man als kleine Dorfgemeinschaft so abgeschieden lebt. Was erzählt man sich da? Was passiert da so? Manchmal kommt mir der Abstand zwischen meinem Leben und dem der Leute vor Ort riesig vor. Was in meinen Kopf als zuviel Input täglich reinströmt, scheint mir hier zu wenig zu sein. Wirklich entschädigend fand ich auch die hübsche Landschaft nicht, da sie in dem ganzen grau nicht so hübsch erschien.
Shadey ist ein Abstecher, den man auf meiner Route nicht unbedingt hätte machen müssen. Am nächsten ging es wieder ein ganzes Stück zurück. Aber ich war neugierig auf das Dorf. So viele so entlegene Dörfer hat man ja gar nicht mehr. Ob sie sich eine Straße wünschen?