4.160 m -> 4.380 m -> 4.050 m / 8 Gehstunden / 19 km
Maps.me sagte 8,5 Stunden und 19 km. Das war eine flotte Ansage. Jetzt kam es auf meine Beine und Schlappheit an. Weil – ich sehnte mich schon inzwischen nach einem Trekkingende. Auch hatte ich seit dem Morgen vor den großen Pässen kein anderes menschliches Wesen als Lobzang gesehen. Und auch mit niemanden kommuniziert. Ich war auch ein bisschen neugierig, wie es bei meinen FreundInnen usw. aussah. Also starten. Zum Glück waren die beiden fehlenden Pässe gleich am Anfang, da bin ich noch stark und habe Lust zu gehen.
Es gab inzwischen noch eine weitere Sandfarbe: dunkelgrau.
Es dauerte ein bisschen, bis die Schattenpassage vorbei war, aber das fand ich auch eher angenehm. Es war keineswegs so kalt, wie ich es eingeschätzt hatte. Normalerweise bibbert man spätestens bei 4.000 m Ende September/Anfang Oktober und der erste Schneefall könnte auch schon kommen. Ich hatte eine neue Daunenjacke und Wärmflaschenluxus mitgenommen – und beides kaum genutzt. 2 Nächte nur war die Wärmflasche im Schlafsack.
Dann ging es runter und gerade aus und nur noch kleinere Steigungen/Abhänge. Zum Glück barg der Weg auch keine anderweitigen fiesen Tücken mehr. Trotzdem war es lang….
Es gab auch weiterhin Hausruinen und etwas, dass mir nach einer sehr guten Schneeleoparden/Wolfsfalle aussah:
Eine Art Camping. Um die Ecke geht es ein anderes Tal hoch – eine weitere Trekkingstrecke. Aber da lief an dem Tag niemand.
Und dann habe ich die Kamera weggepackt. Zwar war die Landschaft weiterhin beeindruckend, aber irgendwie wiederholten sich die Motive ja doch. Und ich als ich die Gata Loops sah (der Manali-Leh-Highway führt hier in 21 Kurven einen steileren Berghang hinauf) und die ganzen kleinen Autos darauf, da wollte ich unbedingt dahin.
Lobzang aber dachte, dass es keine gute Idee sei und hatte schon weit vorher sein Camp errichtet. Er deutete auf die Straße: noch 1 Stunde! Ach nee, du mit deinem Tempo eher 2 Stunden! Ich guckte ihn energisch an, sagte 1 Stunde – und mobilisierte sämtliche Energie in mir und schaffte es tatsächlich in 1 Stunde. Die Aussicht auf Auto-sitzen und Bett-schlafen war zu attraktiv!
Wir verabschiedeten uns herzlich – und er zockelte wieder zum Camp zurück. Den Heimweg würde er anders gehen und hatte 3 Tage eingeplant, die ich ihm auch bezahlte. Im Prinzip ging es schon recht gut mit uns.
Und dann stand ich an der staubigen Straße. Es war inzwischen später Nachmittag und die Autos sehr viel weniger geworden. Mit Zelt, dicker Matte usw. hatte ich ziemlich viel Gepäck dabei. Einige nette Leute hielten (u.a. auch neugierige Motorradfahrer), hatten aber nicht genügend Platz. Die leeren Autos fuhren einfach an mir vorbei. Es wurde kalt und ich zog die Daunenjacke raus.
Die Autos wurden noch weniger, manchmal sah es so aus als würde gar keines mehr kommen. Ob ich die Nacht an der Straße verbringen müsste? Die nächsten Beherbungsgelegenheiten waren in beide Richtungen weit weg. Ich war übrigens offen für beide Richtungen: entweder Leh und dann einen wohl teuren Flug nach Delhi oder Manali und von da mit dem Nachtbus weiter.
Wie würde es wohl weiter gehen? Würde ich die Nacht in einem kuscheligen Bettchen oder an der eisigen Staubstraße verbringen?