Ich habe den Ehrgeiz entwickelt, alle Blogposts in deutsch einen Titel zu geben, der mit dem Buchstaben F anfängt. Nur so. Und da es hier viel um Religion geht, passt dieses Wort ganz gut.
Ein Dauerthema ist hier die Religion. Also ob es nun um Konflikten mit der Distriktzugehörigkeit geht oder das Zusammenleben in Padum oder auch nur den Buddhismus an sich. Zanskar ist ja überwiegend buddhistisch, hat aber in Padum eine bemerkenswerte und sichtbare moslemische Gemeinde. Die haben zwei ältere Moscheen (die eine hab ich nicht fotografiert) und bauen gerade eine neue:
7% der Gesamtbevölkerung Zanskars machen diese Sunni-Muslime aus. Ich habe konkret bisher keine/n direkt kennengelernt, war aber fast nahe dran. Bei meinem ersten Spaziergang kam ich an einer Feierlichkeit vorbei. Schön gekleidete Kinder stromerten herum und aus einem Festzelt ertönte Musik. Mein Problem: Kopfschmerzen und keine Tabletten dabei. Das war mir zu heikel zum neugierig sein und durchhalten. Und so ging ich wieder.
Kopftücher an ziemlich kleinen Mädchen zu sehen schaut mir nach Strenge aus, Musik dagegen eher nicht. Na, vielleicht lerne ich mal jemanden kennen und kann mehr erfahren.
Dann machte ich mich auf den Weg zur Stagrimo-Gompa, die hoch oben über Padum liegt. Der Blick ist schön – siehe Bild oben. Ein Mönch machte eine Puja und ich eilte wieder nach unten um jemanden zu treffen, wo dann doch nicht so schnell da war.
Es gibt zwei Sachen, die mir doch sehr zanskarisch vorkommen:
Am späten Nachmittag gelangte ich dann nach Pibiting zu dem kleinen Kloster. Da tut immer ein Mönch abwechselnd 3 Jahre Dienst. Ganz allein. Einmal am Tag ist eine Puja zu machen, die restliche Zeit ist er mit anderen Mönchen anderer Klöster bei den Zeremonien der Leute daheim zuständig. Dieser Mönch lebt eigentlich in Bylakuppe, wo die Bildung für Mönche enorm besser ist als in Zanskar. Schade, dass man sich nicht inzwischen mehr Bildung her holt. Er ist aus Pibiting und freut sich, dann doch seiner Familie mal so nah zu sein.
Wie schaut es mit dem Mönchsnachwuchs in Zanskar aus? Sehr gut, man hat keine Nachwuchsprobleme. Und die Veränderungen? Ja wow, das ist wirklich enorm! Er zeigte mir zwei Klosterräume. An dem einen gab es diesen Sticker, dass man die Spende auch per Handy anweisen kann.
Ich mag die Atmosphäre in Klöstern ganz gerne, aber bei so Besuchen weiß ich eigentlich nicht so genau, was ich tun soll. Inzwischen halte ich Ausschau nach speziellen Malereien und Figuren. Hier wurde ich fündig:
Am Sonntag wollte ich zum Nonnenkloster in Karsha. Ich dachte, massig Autos würden in die Richtung fahren und mich mitnehmen, aber leider nicht, die kamen mir eher entgegen. Eines davon hielt, drehte um und der junge Fahrer bot mir seine Hilfe an. Wieviel das kosten würde? Soviel ich geben wolle. Und so dachte ich, dass er mich einfach nach Karsha fährt und ich ihm bisschen Geld gebe und gut ist – aber dann kam es doch anders.
Schon von Weitem konnte ich ein neues großes Gebäude etwas abseits des Dorfes sehen. Beim Näherkommen entpuppte es sich als ein großer Klosterbau oder so.
Mein Fahrer war da auch noch nicht so direkt gewesen und so fuhren wir hin und entdeckten. Unglaublich! Es wurden Unmengen von Spendengeldern gesammelt (wie ich hörte sehr viel aus Zanskar, aber auch Taiwan und so) und 2019 begann man, diesen neuen Pothang zu bauen. Wenn der Dalai Lama zu Besuch kommt, braucht er eine Behausung wo er auch seine Reden halten und die Leute segnen kann. Das nennt man hier Pothang. Der alte, 2009 gebaut, erschien ihnen nicht mehr gut genug. Und so nahm man das Geld in die Hände, holte sich zig Fachkräfte aus Nepal und Wanderarbeiter aus Bihar und begann das Haus zu bauen, welches eigentlich dieses Jahr hätte fertig sein sollen für den Dalai Lama Besuch.
Nur war dieser leider gesundheitlich verhindert und musste in die USA zu einer Behandlung. Vielleicht kann er auch nie wieder her kommen, weil er schon so alt und das Reisen beschwerlich ist. Und so war der Bauenthusiasmus etwas gedämpft, aber man will es natürlich trotzdem fertig stellen. Wir waren sehr beeindruckt ob der ganzen Pracht. Ein Lift! Westliche Badezimmer größer als im 5-Sterne-Hotel! Beste Holzschnitzereien! Mönche sollen hier eigentlich nicht dauerhaft leben und lernen, aber mal schauen. Es gibt ein Gewächshaus, es wurden Unmengen von Bäumen gepflanzt, Solarpanele waren aufgestellt – wir staunten. Ein Aufsichtsmönch war auch da, der ein bisschen was erzählte.
Mein Begleiter, der gerne erzählte, war Stanzin Delek, ein 25jähriger aus dem Dorf Rukruk, der nach Ausbildungsende arbeitslos ist. Sein Vater starb vor 7 Jahren und seine Mutter arbeitet als Schwesternhelferin im Krankenhaus. Er hat noch 2 Geschwister, die noch in der Ausbildung sind. Seine Mutter ist wohl sehr fleißig und hat es zu einem kleinen Gebrauchtwagen geschafft – in dem Delek gerade herumfuhr. Seine Mutter hätte gerne, dass er einen Gouvernment Job bekommt, aber er findet das nicht so attraktiv. Er träumt von einer Art Reiseinfluencer-Leben oder irgendwas in der Art, was auch noch mit Wohltätigkeit zu tun haben soll – so ganz habe ich es nicht verstanden. jedenfalls nutzt er die Zeit und findet TouristInnen, denen er seine Hilfe anbietet. Es gab einen anderen Deutschen, Leute aus Ungarn, Israel und Russland. Er ist wirklich freundlich, spricht gutes englisch und ist angenehm im Umgang. Das gemeinsame Entdecken des Pothangs hat jedenfalls gut Spaß gebracht. Und – ach ja – ein Fan vom ladakhsichen Aktivisten Sonam Wangchuk ist er auch.
Und so fragte ich ihn, ob ich ihn tatsächlich noch etwas weiter nutzen könne. Ich wollte zu den Nonnen in Karsha und da wäre ein Übersetzer prima. Passt! Wir fuhren hin. Das Kamerakidz-Projekt gibt es ja nicht mehr, aber ich habe noch Postkarten und Bücher – und wenn jemand etwas haben möchte, schicke ich es und die Person gibt so viel Geld, wie sie möchte. Dieses würde ich dann den Nonnen in Zanskar bzw. eben diesen in Karsha geben. Im Frühjahr hatte Reelika schon eine Summe hinbringen können und ich hatte jetzt noch etwas nachzuliefern: 370 Euro insgesamt. Keine schlechte Summe für Zanskar.
Wir kamen allerdings ein wenig ungünstig, es waren gerade Herren da, die irgendwelche Buchhaltung oder so durchgingen.
Ich staunte. Als ich 2014 mit den Kamerakidz da war, war es eine ärmliche Gemeinschaft mit wenigen Nonnen. Das war eigentlich überall in Zanskar so. Es gibt ein hervorragendes Buch von Kim Gutschow über die Nonnen in Zanskar, das man herunterladen kann als PDF. Aber auch die Situation der Nonnen hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. In gut ausgestatteten Räumen war die Gemeinschaft viel größer geworden und es gibt offensichtlich in allen Nonnenklöstern Zanskars gute Sponsoren so dass sich die Situation ungemein verbessert hat. Auch hier tobte Nonnennachwuchs herum, die älteren Damen saßen beisammen und das (auch uns angebotene) Mittagessen war lecker gemüsereich. Ich staunte.
Sie haben sich natürlich trotzdem sehr über das Geld gefreut. Hier sind ein paar Besuchsbilder:
Dann fuhren wir wieder ein Stück zurück und trennten uns, da ich zu Fuß weiter zu einem Besuch wollte. Dabei erlebte ich wieder so einiges, was diesen Blogpost ausufern lassen würde – und so verlager ich die Geschichte auf den nächsten. Schon vorab eine Ankündigung: es war sehr zanskarisch….