Hemya – Dorfleben, Gemeinschaft und Gespräche

12. + 13. Februar 2023

 

Hemya ist 80 km östlich von Leh am Indus und hat etwas über 40 Haushalte. Einige sind direkt an der großen Straße, andere ziehen sich ein kleines Tal hinauf. Es wohnen überwiegend ältere Leute hier – die anderen sind Richtung Leh oder noch weiter weg gezogen. Zuerst spazierte ich ein wenig die Straße entlang. Da waren einige Leute damit beschäftigt, einen Indusübergang für eine Yakherde zu schaffen, die dann auch schon angetrottet kam.

 

Induspassage

 

Yakherde

 

Dann ging ich in die andere Richtung zum Dorf. Zuerst die Indusüberquerung auf einer Straßenbrücke.

 

Indus

 

Dann traf ich einige Mädchen beim Wasserholen. An dem Tag musste die eine 10 x gehen, weil ihre Mutter waschen wollte.

 

Wasserholen

 

Sie machte aber erstmal Pause (oder war schon fertig) und begleitete mich mit ihrer kleinen Schwester. Ihre Eltern haben Berufe mit guten Verdiensten und eine zweite Wohnung in Leh, wo sie meistens wohnen. Sie geht auf die Druk Padma Karpo School, eine der besten Schulen in Ladakh, die in Shey ist. Sie ist jetzt in der 6. Klasse und mag gerne englisch. Sie sprach auch richtig gut. Sie ist lieber in der Schule, da sind die ganzen Kinder. Im Dorf sind nicht so viele und sie langweilt sich etwas. In Hemya leben sie in einem alten großen Haus, die Eltern bauen aber ein großes neues, welches fast fertig ist. Ihr Lieblingstier ist Löwe und ihre Lieblingsfarbe schwarz und mehr Geschwister als die Schwester hat sie nicht.

 

Begleitung

 

Danach zog ich noch einmal mit Dolma los. Sie ist quasi mit dem ganzen Dorf verwandt, entweder über ihren Mann oder anderweitig ihrer Mutter. So konnten wir auch zwei Haushalte besuchen.

 

ich und Dolma

 

In dem einen Haushalt habe ich nicht fotografiert. Dort lebt ein Ehepaar mit ihren 3 Kindern und der unverheirateten Schwester des Mannes. In ganz Hemya gibt es 5 unverheiratete Frauen im etwas höheren Alter. Eine davon ist Nonne. Das hatte ich so nicht erwartet. Dann kehrten wir bei einer älteren Frau ein, sie war sehr lebendig und lustig und wir haben viel erzählt. Sie fragte, wieviel Geld ich Dolma geben würde. Keines, wir sind einfach befreundet. Oh, das ist ja fein, ob sie auch meine Freundin sein kann? Nun ja, vielleicht ist es ein wenig schwierig mit der Sprache? Ach, wenn Dolma und ich den ganzen Tag da herum sitzen und englisch reden, kann sie das bestimmt auch bald!

 

Sie ist sehr gerne in ihrem Dorf und mag keine Ausflüge in die große Stadt Leh. Ihre Tochter bringt ihr alles mit, was man einkaufen müsste. Sie hat 5 Kühe. Ich fragte, wie es eigentlich mit den männlichen Kühen sei. Es gäbe keine, hier werden nur weibliche Kühe geboren. Das kann doch gar nicht sein? Wir überlegten hin und her. Im ganzen Dorf lebt tatsächlich keine männliche Kuh. Vielleicht werden die noch in klein gleich an den Schlachter verkauft?

 

Außerdem mag sie nie ruhig rumsitzen, wenn sitzen, dann webt sie. Sie zeigte es uns draußen. Eine Woche braucht sie für einen kleinen Teppich, wenn nicht so viele andere Arbeit ansteht.

 

Besuch bei der älteren Dame

 

Weben 1

 

Weben 2

 

Dann gingen Dolma und ich zurück, erzählten uns noch viel mehr, spielten mit dem Kind und schliefen. Am nächsten Tag schien die Sonne und Dolma musste Wäsche waschen, die schnell trocknen würde. Eine große Erleichterung sind dabei die Solarwasserheizer – man kippt oben Nachschub rein und bekommt unten aufgeheiztes Wasser raus. Klein Nurbu wird beim Spielen schnell dreckig und so hatte sich einiges an Wäsche zusammengesammelt. Mit den größeren Stücken ging sie zur Nachbarin um sie in deren Schleuder zu schleudern.

 

Solarwasserheizer

 

Wäsche waschen

 

Schleuder wird an Strom angeschlossen

 

Danach begaben wir uns zum Kloster. Da war Gemeinschaftsarbeit angesagt. Einige werkelten schon seit dem Morgen herum. Wir kamen rechtzeitig zum Mittag, welches in Gemeinschaft eingenommen und die nächsten Arbeitsschritte diskutiert wurden.

 

Klosterstufen

 

Klosterhof

 

Mittagessen

 

Angestanden ist, Holz zu holen für den Mönch, der nicht anwesend war. Weiter oben im Tal gibt es einen Gemeinschaftswald, quasi Dorfeigentum. Dorthin brachen wir alle auf.

 

Aufbruch

 

Dabei kamen wir an zwei stillgelegten Shandongs vorbei. Da wurden früher Schneeleoparden und Wölfe drin gefangen, die man dann steinigte. Da sie immer wieder die Schafe rissen, war man nicht so gut auf die Tiere zu sprechen. Inzwischen gibt es keine Schafe mehr im Dorf und mehr Wildtierliebe und so werden die Shandongs nicht mehr genutzt. Neben manche hat man neue Stupas gebaut – so auch hier.

 

stillgelegter Shandong

 

anderes Heiligtum

 

talaufwärts

 

Die Landschaft sah einfach phantastisch aus, es war so nett in Gemeinschaft loszuziehen und ich freute mich sehr. Am Wald angekommen sortierten sich die Leute die Zweige zu Bündeln.

 

Wacholder und Gemeinschaftswald

 

Holzsortierung

 

Während die Leute mit dem Holz beschäftigt waren, rutschten nebenan Kinder den festgefrorenen Schnee hinunter. Dazu hockten sie auf kleinen „Minischlitten“. Fand der kleine Nonno toll, traute sich aber zuerst nicht. Mama machte es vor – und dann rutschte er mit ihr zusammen.

 

Schneerutschen 1

 

Schneerutschen 2

 

Schneerutschen 3

 

Inzwischen waren die Leute mit der Holzbeladung fertig und machten sich auf den Rückweg (ich trug auch was, aber kein solches Bündel).

 

Holztransport 1

 

Holztransport 2

 

 

Am Kloster angekommen sah ich, dass sie schon mehrmals gegangen waren.

 

Holzvorrat

 

Ich habe die Tage öfters nachsinniert über den Vorteil von Gemeinschaften (Gemeinsamkeit, immer jemand da, Zugehörigkeitsgefühl) und den Nachteil (Enge, Verpflichtung usw.) und der Faszination, wie man auf Dauer in Gemeinschaft damit umgeht, dass man sich nicht mag. Es gab da nämlich so einige, die offensichtlich nicht wirklich beliebt waren. Und wie das dann so alles ist mit den Traditionen.

 

Wir machten uns dann auf den Heimweg und abends fuhr ich mit Dolma und Familie nach Leh. Da staunte ich, wieviel Beleuchtung es inzwischen gibt. Gespannt auf Abenteuer in Leh?