
Von Kara Taala war es nicht so weit zu unserem nächsten Ziel: Kara Suu, einem Dorf ganz in der Nähe von Kochkor. Was mich immer wieder hier staunen lässt ist die Menge an (sowjetischen) Monumenten – neben den unzähligen Statuen und Büsten Verstorbener. Es ging wieder durch tolle Landschaft, relativ trocken.
1
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Wir fuhren an der Ortotokoi-Talsperre entlang. Ich meinte mich zu erinnern, dass das damals ein sehr großer See war – also vor 1,5 Jahren. Auch Landkarten zeigen es als eine große Wasserfläche – konkret war da aber nicht viel.
Talsperre 1
Talsperre 2
Und dann eine große Überraschung: eine Kamelherde! Es gibt in Kirgistan wenige Kamele und dieses sind die ersten, die ich hier sah. Es sah so aus, als wäre niemand für sie verantwortlich, jedenfalls war da kein anderer Mensch als einer, der auch nur angehalten hatte und ein Foto wollte. Die Kamele sahen nicht nach bestem Zustand aus. Aber was machen als nur ein paar Photos und dann weiterfahren?
Fotofreund
Kamele 1
Kamele 2
Kamele 3
Unser Ziel war ein bestimmter Haushalt in Kara Suu, nämlich bei einer Familie, die ganz groß im Filz- und Handarbeitsgeschäft war und Workshops anbot oder auch nur Demonstrationen, wie ihre Sachen entstehen. Wir hatten Workshop gebucht und blieben deswegen 2 Nächte. Zuerst filzten wir eine Art Bild und zwar von ganz am Anfang. Zuerst wurde die grob gereinigte Schafwolle klein geschnitten:
Schneiden
Danach haut man die Teile mit so fedrigen Stangen – wenn man Aggressionen hat ist das eine super Tätigkeit. Dabei geht einiges an Dreck raus.
Hauen
Dann wird diese Untergrundswolle quadratisch ausgelegt und man legt mit bunter Schafswolle Muster drauf:
gelegtes Muster
Dann kommt heißes Wasser drüber und es wird eingerollt und diese Rolle rollt man herum und tritt dabei kräftig drauf:
Wasser
einrollen
treten
Nachdem man das tüchtig gemacht hat, kann man es wieder ausrollen und wundert sich, was aus dem Muster geworden ist:
ausrollen
Ergebnis
Fertig ist man aber noch nicht – jetzt wird nochmal heißes Wasser draufgetan und Seife tüchtig eingerieben:
Wasser
Seife
Am Ende wird alles ausgewaschen und gedrückt und man hängt das Teil zum Trocknen auf
Waschen
ausdrücken
Und dann benutzt man diese Teile interessanterweise eher als Unterpolsterung für Sitzkissen. Soooo schön fanden wir unser Ergebnis jetzt auch nicht.
Als nächstes stand ein kleines Shyrdak-Quadrat an. Shyrdaks sind die traditionellen kirgisischen Teppiche, die nach einem bestimmten Prinzip entstehen (mehr auf Wikipedia). Und zwar nimmt man zwei (in mühseliger Handarbeit gefertigte) unterschiedlich farbige Filzplatten und legt sie übereinander. Auf eine wird das Muster vorgezeichnet (die Muster haben alle eine Bedeutung, überwiegend aus der Pflanzen- und Tierwelt) und dann ausgeschnitten. Danach legt man die Stücke gegengleich ineinander und hat somit zwei identische Dreiecke oder Quadrate mit gegengleichen Muster:
zeichnen
schneiden
Wir entschieden uns für eine Art Steinziege:
gegengleiche Steinziegen
Und dann ging es ans Nähen. Zwei gezwirbelte Faden werden als Umrahmung genutzt und die Muster damit festgenäht. Das dauert lange und sieht am Anfang etwas krumpelig aus. Aber irgendwann wird man besser.
ich nähe
Nähen
Am Ende wird das Teil tüchtig gebügelt und dann ist es fertig wie meines. Ich will einen Rahmen drumrum und es an meine Wand hängen. Ute hat ihres noch weiter bearbeitet und ein Sitzkissen mit einer weiteren genähten Umrandung hergestellt. Sie war sowieso schneller am Nähen.
bügeln
fertig!
Das war total schön, so ein einhalb Tag lang was anderes zu machen und mit der Familie und den Frauen zusammen zu sitzen. Sie waren recht gut im Geschäft – es kamen in dieser Zeit noch 3 andere Gruppierungen, die aber alle nur eine Vorführung bekamen. Aber auch die wurde recht nett gestaltet. Wir hatten eine spezielle Übersetzerin: Kali. Sie ist 17 Jahre und macht so eine Art Englischstudium in Bischkek und war bei ihrer Mutter zu Besuch. Kali ist besonders, weil sie sehr sehr kommunikationsfreudig, witzig und herzlich ist – viel mehr als alle anderen Menschen, die wir hier trafen. Sie hat uns ein bisschen aus ihrem Leben erzählt und Bilder gezeigt usw.
Kali und ich
Nach dieser ganzen Handarbeit reichte die Zeit aber noch für einen Dorfspaziergang. Es war so ein typisches Sowjetdorf mit Quadratstraßen aus der Zeit, wo alle eine feste Adresse brauchten und landwirtschaftlich statt nomadisch tätig sein sollten.
Supermarkt
Konkurrenz-Supermarkt
Platz
Spielplatz
Denkmal 1
Denkmal 2
Laterne
Tramper
Wir dachten, dass man in einer so Gegend mit so wenig Verkehr schnell mitgenommen wird, aber an diesem armen Tramper fuhren mindestens 3 Fahrzeuge einfach so vorbei. Dann bogen wir ab. Es windete recht stark und der junge Mann war mit dem T-Shirt eher zu leicht bekleidet.
Und am Abend wartete noch eine spezielle kulinarische Spezialität auf uns:
Spezialität
Wir probierten, konnten den Geschmack nicht identifizieren und mochten es so nicht. Und dann bekamen wir die Erläuterung: Po von diesen Schafen mit dem besonders großen Hinterteil:
Schaf
Damit war unser Kara Suu Aufenthalt beendet und am nächsten Tag fuhren wir zu einer neuen Sehenswürdigkeit. Unser Fahrer machte so einige mimische Andeutungen (sehr kalt, schlechte Straße) – was das wohl werden würde?