Karakol – Hinterland, keine Kontakte und kein Durchkommen

16.04.2022

 

Direkt hinter Karakol zur seeabgewandten Seite steigen die Berge an. Das ist ein bisschen anders als im Voralpenland. Jedenfalls sollte man 700 Höhenmeter hochsteigen können und dann quer gehen bis Ak-Suu (in der Nähe des tollen Thermalbades) und von da locker mit einer Marshrutka wieder zurück. Also packte ich meinen Rucksack und wanderte los. Ich unterschätzte dabei, wie lange es brauchte, bis ich dort war, wo es wirklich bergan ging. Ich kam an einem Park vorbei:

 

Park

 

An einer kleineren Straße standen sehr viele Autos herum. Da war was los! Ich pirschte mich neugierig ran. Eine Menge Menschen standen herum und einer sprach. Politik? Ich guckte näher hin: nur Männer. Huch? Dann liefen 2 aus der Menge raus und holten einen dicken Teppich. Die Menge teilte sich und ich sah, was los war: eine Beerdigung! Ups. Wie gut, dass ich nicht völlig dicht ran bin. Aber auf ein Foto mochte ich doch nicht verzichten. Eigentlich hätte es mich doch mehr interessiert, wie das ist mit den Toten und den Ritualen – ich werde es irgendwann erfahren!

 

Beerdigung

 

Dann kam ich bei einer abgelegenen großen Farm vorbei, wo es mir die Lichtgebung ihrer Veranda angetan hatte.

 

Veranda

 

Ich stieg höher. Ein Punkt aus den vielen (Tier)Punkten oben löste sich und kam auf mich zu. Ein galoppierender Reiter. Ich machte mich schon auf eine Begegnung gefasst – und war ganz verblüfft, als er einfach im schnellen Galopp an mir vorbei preschte.

 

Reiter vor Karakol

 

Aber sieht das nicht irgendwie gigantisch aus? Dieser kleine Reiter, die fladige Stadt und dann diese Schneebergsilhouette über den Ganzen.

 

Ich ging weiter. Immer einen Grashügel erklimmend, wieder bergab, um den nächsten wieder hochzuwandern. Es erinnerte mich schon wieder an meine Lieblingslandschaft im Changthang.

 

Landschaft

 

Dort oben begegnete mir immer wieder ein Mann mit seinem Hund. Der Mann beachtete mich so gar nicht, der Hund beäugte mich etwas. Irgendwie hat es fast was Surreales, wenn man sich auf einer recht großen Fläche sieht, dass man da ist – aber keinen Kontakt angeht.

 

Mann und beäugender Hund

 

Er wohnt irgendwie abgefahren – total dicht an der Stadt – und dann doch ganz einsam inmitten der weiten Landschaft. Oder geht er täglich hoch? Bzw. reitet vielleicht auch eher.

 

Hüttchen

 

Von dem Hüttchen kann man aber auch gut in die Ebene schauen. Mich fasziniert dieser Bereich zwischen Stadt und absoluter Bergeinsamkeit,

 

Hüttchen

 

Er musste soviel rumlaufen, weil sich seine Kühe in sämtliche Richtungen verteilt hatten. Hier lagerten einige rum:

 

Kühe

 

Ich stieg noch etwas höher und machte ein Mittagspäuschen mit schönem Blick. Mich erstaunt es jedesmal, dass es funktioniert: ich steige bergan, finde ein Plätzchen zum rasten, gucke runter – und bin glücklich. Immer!

 

Mittagsrast

 

Der Weg sollte da hinten abzweigen und ich ihm ganz einfach auf gleicher Höhe folgen. Allerdings übersah ich, wie tief die Schneereste waren. Im ersten versank ich ziemlich. Den zweiten umkrabbelte ich oben – und dann gab ich auf. Ich konnte nicht sehen, wieviele Schneefelder noch auf mich warten würden – und in Anbetracht der Zeit ging ich dann in einem kleinen Bogen wieder runter.

 

Schneefeld

 

Viehtränke

 

Die Tour war jedenfalls lang genug, dass ich schön schlapp hinterher war. Aber ich würde es gerne nochmal richtig gehen. Und dann im Thermalbad hocken!