Besser gekleidet nun ging ich also mit diesen vielen vielen Menschen zum Tempel. Viele von denen reihten sich in die lange Schlange für das Tempelinnere an. Ich nicht, ich lief nur draußen für ein paar Bilder rum. Der Tempel war hübsch geschmückt und man konnte auch hübsch geschmückte/bemalte Saddhus (heilige Männer) sehen.
Leider war es ja etwas nieselig, aber trotzdem war klar, dass der Tempel die Wahnsinnslage hat. Direkt ganz nah unter den Eisriesen thront er auf einem Absatz
Zu dem Tempel gibt es wieder eine Geschichte. Er gehört nicht nur zu den Panch Kedars und dem Chota Dham Yatra sondern auch zu den Jyotirlingams. Das sind 12 ganz besondere Heiligtümer in Indien – plus 1 in Nepal (Pashupatinath). Und zwar haben sich mal Brahma (der Erschaffer) und Vishnu (der Bewahrer) gestritten, wer von ihnen der größere Gott sei. Da erschien auf einmal eine riesige Lichtsäule zwischen ihnen und der eine (Brahma) flog als weißer Schwan hoch um das eine Ende zu finden und der andere (Vishnu) grub sich als dunkler Eber in die Erde für das andere Ende. Allerdings waren beide erfolglos, es war kein Ende zu sehen. Brahma wollte aber unbedingt gewinnen, auch mit Lug und Betrug und schnappte sich eine Blüte und meinte, diese sei vom oberen Ende. Das ging nun doch zu weit und Shiva selbst trat aus der Säule und schimpfte, dass ja wohl nun keiner von beiden der Größte sei, aber Brahma hätte sich nun wirklich schändlich benommen und er verfügte, dass dieser nicht mehr mit eigenem Tempel verehrt werden dürfe.
Diese Lichtsäule dagegen manifestierte sich in kleineren Formen 12-13 mal und man baute Tempel drumherum und das sind nun die Jyotilingam-Tempel.
Dann startete ich mit der Unterkunftssuche und war erfolglos. Sämtliche Zimmer in den Häusern waren voll (man kann auch mit einem Reiseveranstalter die Tour buchen und dann hat man z.B. ein garantiertes Zimmer), es irrten weitere Menschen auf der Suche nach Unterkunft durch die Gegend. Aber auf dem Weg zwischen Pferd und Tempel, da waren ganz schön viele Zelte, die waren wohl für die ganzen weiteren obdachlosen Menschen.
Ich ging wieder weiter runter, traf Binodh und wir starteten die gemeinsame Suche. Bzw. Binodh startete und war auch fast schwuppdiwupp erfolgreich. Ein Zelt mit dünner Unterlage wurde abgelehnt, aber der dort beschäftigte Angestellte witterte einen kleinen Extra-Verdienst und bot uns sein Zelt an in dem er für die Saison wohnte. Das war quasi ein Edelzelt mit dicker Unterlage, diversen Schichten zum drüberlegen (es war klar, dass die Nacht kalt sein würde – gefroren hab ich aber nicht) und sogar Strom mit Glühbirne und Aufladesteckdosen.
Und morgens sah die Welt schon gleich ganz anders aus. Ein blauer Himmel! Eine tolle Bergwelt! Und ich hatte Höhenkopfschmerzen. Auf 3.580 m waren wir, da kann das schon passieren.
Binodh ging zum Tempel und ich draußen etwas herum.
Es herrschte wieder viel Betriebsamkeit. Menschen vollführten ihre Morgentoilette, gingen zum Tempel, Menschen gingen Richtung Tal, Menschen tranken Tee, ein nettes Treiben.
Es gibt noch eine blöde Geschichte zu Kedarnath und zwar eine Flutkatastrophe. 2013 hat es wie verrückt geregnet und am 16./17.06. sind diverse Schlamm- und Gerölllawinen abgegangen. Die sind sogar um den Tempel herum gegangen – nur dieser blieb wundersamerweise gut stehen. Aber die vorherige Strecke nach Kedarnath hin war nicht mehr begehbar, da wurde auf der anderen Flussseite eine Alternative gebaut. Hier sieht man, wo die alte Strecke war:
Für bergab wünschte sich Binodh Pferd. Er wollte nicht so schlapp sein, etwas schneller und dann sollten wir möglichst flott unten sein und Strecke machen um diesen Menschenmassen zu entfliehen. Sonderlich toll fand er die nämlich auch nicht. Also ritten wir.
Mir tat weiterhin alles weh außer die Höhenkopfschmerzen, die schwanden. Es wurde heißer, wir eilten zu den Taxen (es war weiterhin voll, aber keine Schlange), wir eilten zum Motorrad und rasten davon, Richtung Rishikesh. Und irgendwo auf dem Weg dahin fanden wir Unterkunft. Dazu ist anzumerken, dass wir schon eine vorher anvisiert hatten, aber die wollte mich nicht. Als AusländerIn muss man immer eine C-Form ausfüllen und wenn die Unterkünfte erwischt werden, dass sie Ausländerinnen ohne C-Form beherbergen, dann ist wohl die Kacke am dampfen. Und sie hatten keine C-Form parat.
Ob noch was auf den letzten km passierte? Das gibt es im nächsten Blogpost zu lesen!