Ladakh im Winter – Nachgedanken

4. März 2023

 

 

Es war ein wenig seltsam, Blog über meine Zeit in Ladakh zu schreiben, da ich schon zum 8. Mal im Winter dort war. Meistens gibt es eher ein Erzählbedürfnis, wenn etwas neu ist und ich denke, dass sich andere auch für meine Infos interessieren könnten. Nun ahne ich aber, dass viele, die meinen Blog lesen, mich schon länger kennen – und somit auch Ladakh und evtl. sogar den Winter dort. Vielleicht war es manchmal ein wenig karg, was ich an Infos lieferte, andererseits hatte ich dann das Gefühl, mich zu wiederholen. Nun denn.

 

Dosmoche in Leh

 

Nun aber endlich eine Art Zusammenfassung. Im Vergleich zu meinen vorherigen Winteraufenthalten in Ladakh war dieses der wärmste. Ich lief oftmals draußen ohne Mütze rum, während ich sie früher auch viel drinnen aufhatte. Besonders bemerkbar war das bei den nächtlichen Klogängen über den Hof – da habe ich mir nichtmal die warme Jacke über den Schlafanzug gezogen. Es waren schon Minusgrade, aber eben nicht so klirrend kalt.

 

Interessant war, dass Eva und ich in einem Guesthouse waren, wo uns das Zimmer mit einem Ofen schön eingeheizt wurde am Abend. Zum Klo gingen wir raus und zum Waschen nach nebenan mit einem Eimer heißes Wasser alle paar Tage. Meine Kundschaft war in einem Hotel mit angeschlossenem Bad mit Wasserspülklo und Heizung, die allerdings erst ab ca. 5 besetzten Zimmern eingeschaltet wurde und ohne die anderen Zimmer bekamen sie extra Heizgeräte (die eher eine laue Wärme erzeugten). Restaurant wurde nicht beheizt, also Essen auf das Zimmer. Das fanden sie jetzt nicht so angenehm. Vor Jahren war ich mit einer Gruppe in einem Heizungshotel, das hatte gut warme Zimmer, aber auch etwas beschränkte Badnutzung und ungeheiztes Restaurant (war dort aber nicht gruselig kalt).

 

Die Homestays sind unterschiedlich, es gibt welche mit Wärmequellen im Zimmer, welche ohne. Aber man sitzt da sowieso oftmals mit der Familie im Winterraum, wo es durch den Kochofen eher warm ist. Nur die Klosituation ist immer draußen. Für NachtpinklerInnen also etwas unangenehm

 

Somit Fazit: nicht so warm wie daheim, aber irgendwie machbar.

 

einfacher Homestay

 

gemütliches Guesthousezimmer

 

Bisschen verwirrt hat mich der geschlossene Pass zum Nubratal über mehrere Tage. Das ist ein wichtiger Weg für die Armee und dadurch nahm ich an, dass es dort höchstens 2 Tage zu ist. Die Lawinengefahr war mir tatsächlich nicht so bewusst. von daher muss man damit nochmal anders kalkulieren für Reisende. Und das, obwohl es inzwischen auch Heizungshotels dort gibt.

 

Insgesamt hatte ich den Eindruck von sehr viel wenigeren Touris als vor Corona. Besonders die InderInnen schienen mir viel weniger zu sein – vielleicht weil auch der Chadar nicht mehr begehbar war durch das „warme“ Wetter. Bzw. es waren wohl auch so einige auf der Schneeleopardensuche. Ich weiß nicht, ob der Schneeleopard sich vermehrt oder eher weiter runter kommt oder die Einheimischen geschickter, erfahrener und erfolgreicher sind bei der Sichtung – jedenfalls waren sehr viele sehr beglückt, gleich mehrere gesehen zu haben. Wölfe und andere Wildtiere sind im Changthang zwar sehr gut zu sichten, aber die Unterkunftsbedingungen sind (noch) lausig. Man kann sich in einem „Haus“, was für den Winter verlassen wurde, am Tsokar einmieten und viel mitbringen, aber es ist trotzdem sehr kalt und sehr basic. Aber vielleicht auch gut so, dass dadurch nicht noch mehr herumspringen.

 

Black Neck Cranes nicht im Changthang

 

Für mich war es am wichtigsten, die Leute wiederzutreffen, die ich mindestens 4 Jahre nicht gesehen hatte. Und das war alles sehr gut. Im Winter haben die Leute meistens mehr Zeit und man kann sich einfacher für Gespräche treffen. Hier tauchten lange nicht alle auf, die ich traf. Und es war wirklich mit allen ein Anknüpfen an früher, vertraute Gefühle und Gespräche. Und ein allgemeines Miteinander, welches ich gerne hab.

 

Neu fand ich die sehr sehr vielen jungen Leute in Leh, die sich öffentlich zum daten und so trafen. Das gab es früher kaum mal zu sehen. Entweder hockten sie in gemischten Grüppchen rum oder auch mal zu zweit – wobei auch gerne beide (wohl aus Verlegenheit) intensiv ihre Handys anstarrten.

 

Spannend sind definitiv die Entwicklungen, die sich nicht nur im veränderten Tourismus hin zu InderInnen im Sommer niederschlugen sondern auch durch die Abspaltung vom Bundesstaat Jammu & Kaschmir hin zu einem eigenen Union Territory. Interessant ist beispielsweise dass vorher man seinen Führerschein „kaufen“ konnte – jetzt geht das nicht mehr, man muss wirklich durch die Prüfungen gehen. So ganz blicke ich es immer noch nicht, aber durch den neuen Status können jetzt auch Nicht-Ladakhis Boden erwerben. Es gibt große Befürchtungen von Investitionen in Minen für Bodenschätze. Dagegen könnte der 6th Schedule helfen, der die Ladakhis schützenswert findet und mit denen sie mehr Rechte hätten. Dafür kämpfen sie gerade.

 

Wasser ist und bleibt ein Problem. Neu sind mir diese öffentlichen Wasserspender, die aber im Winter nicht funktionierten.

 

Wasserspender

 

Mein Fazit für Reisende: Ladakh im Winter lohnt sich definitiv! Es wird immer bequemer, aber es hat weiterhin im Vergleich zum Sommer sehr wenig Tourismus, tolle Farben, schöne Feste (neben den Klosterfestivals auch Losar) und in den Dörfern auch noch gutes Dorfleben. Und auch wenn immer mehr Ladakhis in den Süden reisen sind noch ausreichend da zum besuchen. Für mich bleibt es weiterhin die präferierte Reisezeit – nur das Trekking hab ich diesmal vermisst. Man kann zwar im Sham-Valley auch wandern, aber die anderen entlegeneren Strecken sind einfach zu kalt und schneeig.

 

Durchguckfotografie in Shey

 

Landschaftsfotografie

 

 

Und dann reiste ich nach Delhi und von da nach Nepal und wie es da weitergeht, findet man hier im Blog:

 

Blog Nepal 2023