Madone de la Fenestre hat ca. 6 Gebäude und 1 Kirche. Die Kirche ist riesig. 5 der Gebäude sind verschlossen, in 1 ist die Unterkunft. Es führt eine Straße hinauf, aber die ist Privat. Es wohnt also niemand da außer temporär die HüttenbetreiberInnen. Und es gibt Steinböcke und Gämsen, die laufen gerne im Ort umher. Der nächste Ort ist ziemlich weit weg. Warum baut man hier oben so eine große Kirche und warum wohnt sonst niemand da? Erstmal ein Ortsphoto – absolut hübsch gelegen!
Links die Unterkunft, dahinter ist ein leeres Haus, dann ist da die Kirche, rechts davon ein kleineres Haus und dann kommt da ein sehr großes leeres Hotel und in der 2. Reihe noch ein Haus. Im Hintergrund verlassene Gebäude für Kühe und Käserei.
Das hier ist die Straße:
Und das hier ist die Kirche und in der Kirche:
Es war in der Kirche sehr kalt und roch so komisch muffig-heilig und ich stand da und wusste nicht, ob wundern darüber, dass es Religion und Gläubige gibt oder lieber einfach nur Widerstände haben. Na, ist wohl beides.
Die Geschichte ist die, dass jemandem in einem Loch in einem Felsen die Jungfrau Maria erschienen sein soll! Na, das war doch ein Ding! Da wurde dann flott eine Kirche hingebaut. Dieses Loch kann man auch als Fenster bezeichnen. Französisch Fenster = Fenetre. Und hier hat man noch ein s eingebaut. Vielleicht hat man auch früher anders gesprochen, weil, das war alles im 18. Jahrhundert. Und die Marienstatue, die man hierher geschleppt hat, ist sogar aus dem 14. Jahrhundert. Das ist ne dolle Statue, der zig Wunder zugeschrieben werden. Und deswegen huldigt man ihr und trägt sie im September in einer Prozession ins Tal. Dort darf sie dann überwintern – ist ja schon im Sommer ziemlich kalt in ihrer Kirche. Sie kann ja wohl viele Wunder vollbringen – aber die Überschwemmungen und Erdrutsche, das war ihr wohl doch ’ne Nummer zu hoch.
Genug der Geschichte, jetzt wird gewandert. Die Route geht entlang des GR52 und sollte nicht so sehr weit sein zur Refuge de Nice.
5,8 km
730 m hoch
415 m runter
3:55 Std.
Frohgemut startete ich zusammen mit einer Gämse.
Vor mir sind 3 Leute gestartet und nach mir ein paar junge Männer, die mich schnell überholten. Dann sah es aus, als ob niemand mehr kommen würde. Ich rastete, freute mich, wunderte mich wohin der Weg ging und kam dann in sehr steiniges steileres Gelände:
Und bald darauf war dann Schluss für mich. Ich kam an eine Kletterstelle, die ich vielleicht hätte bezwingen können – aber vielleicht auch nicht. Für eindeutige feste Griffe und Tritte war ich zu klein. Wäre jemand bei mir gewesen, ich hätte es vielleicht geschafft, aber so allein? Wenn ich es nun doch nicht packen und stürzen würde? und wenn danach noch heiklere Stellen kommen würden? Ich überlegte und probierte und haderte – und drehte wieder um.
Seit ich mit Anfang 20 das Bergwandern angefangen bin, bin ich ganz viel allein gewandert. Was man ja nicht soll. Also war ich immer sehr sehr vorsichtig. Ich wollte keine Nummer in einer sehr blöden Statistik werden. Auf keine teure Bergrettung angewiesen sein. Nicht riskieren, dass jemand „siehste!“ sagt. Wo ich wohne, die Lokalzeitung, die berichtet immer über die Bergunfälle und Rettungsaktionen. Das hat mir irgendwie noch mehr Respekt eingeflösst.
Natürlich war ich frustriert. Natürlich passte das nicht in mein eigenes Bild der tollen mutigen tollkühnen Berggeherin. Aber es bestärkte mich darin, dass es gut ist, doch lieber vernünftig zu sein. Trotzdem genoss ich die Bergwelt und war mit einem Teil meiner selbst froh, überhaupt da zu sein.
Auf meinem Rückweg entdeckte ich dann noch massig Tiere im Ort. Offensichtlich ist die Hauswand lecker, wenn sie feucht ist.
Die Leute in der Hütte staunten, fanden es wohl aber auch besser, dass ich umgedreht war. Es wurmt mich noch immer etwas, dass ich die Einzige war, aber nun denn…. Der Amerikaner (Bruce) war auch noch da – und als wir uns am Folgetag trafen meinte er, dass ich wirklich keine Freude an der weiteren Strecke gehabt hätte. Auch Jakub tauchte am Abend wieder auf – er wollte eigentlich nur gemütlich zu irgendwelchen Seen gehen, aber das ging zu schnell und dann ist er doch noch auf einen Gipfel geklettert – und war dann ganz schlapp.
Wir hatten am Vorabend noch etwas herumphilosophiert – warum er auf die Gipfel „muss“ und ich nicht. Er meinte, es sei ein Tanz mit den Bergen. Ich war mir nicht sicher, ob es nicht irgendwie doch eher ein Kampf sei. Weil es irgendwie für mich doch auch eher wie Schufterei wirkte. Trotz beeindruckender Bilder mit 360 Grad Sicht.
Ich ging noch etwas spazieren und erfreute mich an der hübschen Landschaft.
Der Hüttenwirt sagte, es gäbe eine alternative Strecke zur nächsten anvisierten Hütte. Die sei allerdings ein bisschen lang. Ja, die sah lang aus, aber ich dachte, ich geh die trotzdem. Was denn auch sonst. Und der Wirt sagte auch der Hütte Bescheid, dass ich einen Tag später käme. Kein Problem.
Und dann passierte am nächsten Morgen etwas, was mich doch nochmal mehr im Nachhinein in meiner Umdrehentscheidung bestärkte….