Was hier viel angebaut wird ist neben Rizinus Baumwolle. Die meisten Kapseln waren schon aufgesprungen und bald könnte man dann die Püschel abpflücken.
Indien ist ja sowieso bekannt für seine tollen Stoffe und deren vielfältigen Herstellungstechniken. Wir näherten uns immer weiter einer Krönung des Textilhandwerks und so gab es auch immer wieder erstaunliche Manufakturen zu sehen. Bei Muli besuchten wir abends noch ein kleines Dorf.
Dort befanden sich in einigen kleinen schredderigen Zimmerchen Webstühle, wo Männer allerfeinste Stoffe herstellten. Die Spezialität war, mit Extra Fädchen kleine Knötchen zu machen, die dann ein Muster ergeben, beidseitig schaut das Gewebte dann identisch aus. Einer webte gerade einen Sari aus einem Seide-Baumwollgemisch. Es dauert ca. 15 Tage, bis man so ein Stück fertig hat und umgerechnet verkauft er es für über 400 Euro. Da muss man im Laden ganz schön viel hinblättern. Und dann ist es noch einmal erstaunlich, in was für kleinen Hütten so kostbares Zeugs hergestellt wird. Ich habe hauptsächlich Videos gemacht. Mal schauen, wann/ob ich die zusammen schneide.
Es gab dann noch einige Interaktionen mit den Leuten und Portraits und ein Gruppenfoto.
Während in diesem Dorf mehrere Familien mit demselben Handwerk beschäftigt waren, war am nächsten Tag in einem anderen Dorf nur eine Familie mit einer besonderes Textilkunst beschäftigt: Malen auf Stoff mit einer Farbe, die beim Waschen nicht abgeht. Es wird freihändig gemalt und manche Motive erzählen Geschichten. Auch wenn das Meer nicht ewig weit entfernt ist, fand ich die vielen Motive mit Fischen bemerkenswert.
Hier ist eine Geschichte mit einem Dämonen und entführter Dame und Kampf und ich krieg das so gar nicht mehr zusammen. Nur das am Ende etwas durch den Körper her als Schnur herauszog und damit konnten dann die Dämonen besiegt werden.
Auch auf der Straße haben wir Geschichten erlebt gesehen.
Im Winter vermischt man gerne Jaggery (Vollrohrzucker) mit Sesam zu einer süßen Paste. Da es keine Tiere für das zermalen mehr gab, behalf man sich mit einem Motorrad, welches dann alleine im Kreis herumfuhr.
Um zwei geriffelte Plastikrohre ineinander zu schieben, wurde Feuer genutzt:
In dem Dorf hat man Erdbebensicher gebaut – iund zwar mit dehnbarerem Holz zwischen dem Stein – kann man hier noch bisschen sehen (ist angemalt).
Das ganze Indien ist ja immer noch so voll von so vielen Dingen, die man notizartig in sich aufnimmt, sich bisschen wundert, registriert, vielleicht wieder vergisst.
Die nächste Unterkunft war in Dasada beim Little Rann of Kutch. Da gab es eine tolle naturnahe feine Unterkunft, die mich aber auch in Staunen versetzte. Das Licht im Bad kam von einem abgesperrten Raum ohne Dach davor. Da war ein Teil drin, dass wie ein Krokodil ausschaute. Ein Plastikkrokodil. Aber als ich vom Mittag zurück kam, war es fort! Wollten die mich foppen? Wie konnte ein kleines Krokodil weglaufen?
Raghu klärte mich dann auf: Es ist ein Waran – und die können Wände hochklettern! Also sowas!
Der Little Rann of Kutch ist eine Art salziges Marschland, wo Salz gewonnen wird und wo viele Vögel zu beobachten sind und Wildesel leben. Die Wildesel sind quasi die Brüder der Kyangs im Changthang im Himalaya. Auch hier gab es eine Safari, die mir aber ganz gut gefallen hat. Wir fuhren mit dem Jeep in das Gebiet und stoppten dreimal mit Aussteigen. Menschen lebten hier temporär zur Salzgewinnung, das sah schon ziemlich hart aus. Mit dem Moped fuhren sie umher um Wasser, Nahrung und Sonstiges zu holen. Aus Gujarat stammt der größte Teil der Inlandssalzproduktion. Die Wildesel gab es von Weitem zu sehen und ein paar Vögel auch. Außerdem einen Schäfer von den nahen Dörfern. Schön war die wüstenartige Ruhe.
Es gab kleine Sandhaufen zu sehen, die hatte das Forest Departement errichtet und dachte, die würden den Vögeln gefallen. Taten sie allerdings nicht.
Bei der Salzgewinnung wird während des Monsuns das Gebiet mit Salzwasser gefüllt. Man fügt es dann zu „Feldern“ zusammen, wo das Wasser verdunstet und Salzklumpen übrig bleiben. Ein kleines bisschen komplizierter ist es schon – man muss immer gucken und arrangieren und Strom einsetzen. Der wurde 2019 von der Regierung auf Solar umgestellt, was die Kosten enorm reduziert. Die Arbeit ist aber wohl ziemlich schädlich, die Gesundheit der Leute ist nicht so gut.
Und hier sind die Wildesel:
Es gab noch eine Schäferbegegnung und dann zum Sonnenuntergang auf einer kleinen Anhöhe Tee und sehr leckere selbstgemachte Kekse.
So gefällt mir das besser mit der Tierbeobachtung bzw. es war ja eigentlich eher eine Jeeptour mit Naturerlebnis.
Am nächsten Morgen verabschiedete sich Raghu und ich fuhr mit Sanket zu weiteren Textilerlebnissen.