Palitana + Talaja – Das gegenwärtige Äon gilt als ein Zeitalter des Verfalls

9. Dezember 2024

 

 

 

Wenn man in Palitana pilgern will, dann warten ca. 3.500 Stufen auf 600 Höhenmeter auf einen! Das hatten nicht nur viele Jains vor sondern auch wir. Also die Stufen, nicht das Pilgern. Aber zuerst zum Jainismus. Es ist eine ziemlich strikte Religion was die Nichttötung von anderen Lebewesen angeht. Das ist das erste Prinzip (Ahimsa), wodurch sich sehr spezielle Essensvorschriften ergeben (nicht nur kein Fleisch sondern auch keine Zutaten, die man aus der Erde rausrupft und damit die Pflanze abtötet, also Zwiebeln, Kartoffeln usw. im Gegensatz zu z.B. Äpfeln). Sie kümmern sich auch sehr um Kleinstlebewesen – und wer da besonders engagiert ist, wedelt mit einem Puschel immer alles frei, wo man seinen Fuß hinsetzt und trägt Mundschutz um nicht aus Versehen Lebewesen einzuatmen. Als Berufe eignen sich sehr gut Handel und Bankgeschäfte, LandwirtIn dagegen so gar nicht.

 

Hauptsächlich gibt es zwei verschiedene Orden oder Sekten bei den Jains, quasi die Gemäßigten und dann die Extremen. Die Extremen entsagen allem, auch der Kleidung. Deswegen nennt man sie auch „die Luftgewandeten“. Ebenfalls praktizieren sie körperliche Passivität und Hungerfasten. Diese Menschen bekommt man eher nicht zu Gesicht. Sie hatten in dem großen Tempelkomplex eine eigene Sektion, aber da war niemand.

 

4,4 Mio Menschen zählt die Religion weltweit. Mit einem Teil davon begaben wir uns auf den Berg. Wir starteten bei Sonnenaufgang, das war angenehm kühl. Der Pfad war voll ausgebaut mit Treppenstufen und zwar so niedrigen, dass das Hochsteigen recht angenehm war. Manchen war das zu viel und sie ließen sich tragen. Die Trageteile nennen sich Doli. Viele gingen barfuß. Zwischendurch gab es Schreine und Stellen mit Trinkwasser.

 

Tempel beim Start

 

teuerste Doli Variante

 

andere Doli-Variante

 

Schrein

 

Trinkwasser

 

Gehende

 

Morgens zu gehen war eine sehr gute Idee, es hat angenehme Temperaturen und oben wehte ein frischer Wind. Bald gab es einen schönen Blick auf einen der vielen Tempel.

 

Tempel

 

In Indien sind diverse Stätten mit mehreren Religionen bestückt, hier ist ein Moslem-Schrein oder so, wo man üblicherweise zuerst hingeht. Allerdings schienen das nicht viele zu wissen, wir waren alleine da. Also mit denen, die dort leben. Um eine Art Grabmal/Schrein eines Heiligen (Dargah) herum waren mehrere kleine Zellen in denen man windgeschützt sitzen konnte, was diverse Männer taten. Menschen hatten Dinge abgelegt, die symbolisierten, bei welchem Problem ihnen geholfen wurde, wie z.B. Asthma. Raghu hat Geld gespendet und eine Zeremonie machen lassen. Die Männer haben sich gefreut, dass wir so lange blieben und uns auch noch Tee eingeschenkt.

 

Dargah

 

Asthmaplüster

 

Zeremonie (beendet)

 

Zellen

 

Zellensitzer

 

Und dann warteten zahllose Tempel (ca. 800) auf uns, alles wunderbar gestaltet. Und auch hier war wieder Fotografierverbot bzw. man durfte bei Strafe sein Handy überhaupt nicht benutzen. Diesmal habe ich den Grund wohl begriffen – die Leute kommen ja zum Pilgern und das passt nicht zu Handytätigkeiten. Allerdings waren wir ja keine Pilgernden – und so konnte ich nicht widerstehen, doch 5 Bilder ungefähr zu machen.

 

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Man hätte auch noch mehr Pilgereinsatz zeigen können und die ganze Hügelkette umschreiten können. Das sind 215 km. Das hätte mir aber zu lange gedauert. Mir hat das alles sehr gut gefallen, Landschaft, Gebäude, Menschen, Stimmung, Gehen, Gesellschaft. Aber vom bergab hatte ich dann am nächsten doch ganz schönes Wadenziehen. Unterwegs gab es manchmal kleine Gespräche von woher. Ein 12jähriges Mädchen befand sich auf einer 99-Tage-Pilgertour. Eine Dame wohnt in Boston, ist aber im Urlaub doch gerne „daheim“. Usw. Hier noch ein Bild von Raghu, mir und Guide Kuldip:

 

nach dem Tempelberg

 

Wir sprangen (ohne den Guide) ins Auto und starteten – Diu war unser Ziel. Allerdings waren wir schon schnell aufgehalten, in Talaja war ein Wegweiser zu buddhistischen Höhlen. Das wollte ich gucken! Also sind wir hin und entdeckten Höhlen, allerdings ohne buddhistische Merkmale. Oben drüber war ein Jaintempel. Der wurde von einem Herrn bewacht, der aufpasste, dass kein Nicht-Jain hinein ging. Über die Höhlen und den Buddhismus hatte er keine Ahnung. Hinterher hab ich bei Wikipedia gelesen, dass sie aus buddhistischer Zeit stammten. Aber es war tatsächlich nichts davon zu sehen.

 

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Auch hier gab es noch eine Begegnung mit diversen freudigen jungen Damen:

 

viele Damen

 

Und dann fuhren wir nach Diu, was am Meer liegt. Das ist ein sehr spezieller Ort und davon und noch viel mehr Erlebnissen berichte ich im nächsten Blogpost. Das eine war eine sehr sehr indische Geschichte….

 

Ach ja, der Titel: ein Zitat aus dem Wikipedia-Eintrag über Jainismus.