Poshina – Der Ort der geopferten Pferde

19. Dezember 2024

 

 

Darbargadh ist seit 8 Generationen in der Familie und ein schickes Anwesen. Der Sohn des Hauses war ganz allein da, Eltern, Frau und Kinder, alle fort (Also nur diese Tage). Blöderweise hab ich ihn gar nicht fotografiert, nur in einem Video kommt er vor. Sie haben ziemlich viele Zimmer (mehr als 20), aber keines war belegt – außer das dann von mir. Es gab aber einiges an Personal und man wuselte eifrig um mich herum. Ging aber mit der „Untertänigkeit“. Ich wohnte im ehemaligen Frauenteil.

 

Eingang zu den Frauen

 

Veranda

 

Der Hausherr organisierte und begleitete Dorfspaziergänge usw. mit den Gästen – im Prinzip so wie ich es eher aus Rajasthan kenne. Wir stiegen mit Begleitung in den Jeep. Die Begleitung hat mich so „erschrocken“, dass ich ein ordentliches Foto ganz vergaß. Ein sehr wild aussehender Mann mit großem Gewehr, der wenn er mit mir gujarati sprach, brüllte, weil er wohl dachte, ich würde es eher verstehen und der am Abend nicht mehr zu gebrauchen sein soll wegen Alkoholgenuss. Ich hab ihn da auch nicht mehr gesehen.

 

Wir fuhren mit dem Jeep nur ein kleines Stück zu einer Brücke, wo klares Wasser drunter floss. Hübsch war es da. Und gleich nebenan schon wieder ein spezieller Tempel: der, wo man Pferde opfert/geopfert hat/hinbringt. Also Pferde aus Ton (ganz früher vielleicht nicht). Die macht man beim Opfern allerdings nicht kaputt sondern stellt sie hin und bringt seine Wünsche dar bei einer Zeremonie. Schön speziell.

 

Fluss

 

Kinder bei Fluss

 

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Scheint ganz gut zu funktionieren mit der Pferdeopferei, sonst hätte man vielleicht wieder damit aufgehört. Von da aus ging ich mit dem Gewehrmann zu Fuß zum Dorf. Die Gegend hier ist gut bewässert und fruchtbar und den Leuten, die überwiegend Tribals sind, geht es ziemlich gut. Es wächst Baumwolle, Mais, Weizen, Rizinus usw.

 

Mais

 

Baumwolle

 

Rizinus

 

Wasseranschluss haben die Leute aber nicht sondern Pumpen und von da müssen sie das Wasser heimschleppen.

 

Pfad

 

Sie haben auch ganz gut Tiere und überhaupt macht das Dorf einen wirklich netten Eindruck. Sehr sauber und ordentlich – nur die Kinder sahen ein bisschen lumpig angezogen aus. Die Schule fängt im Winter später an und so waren die Kinder noch alle zuhause. In Rajasthan kenne ich, dass wenn der „Palastbewohner“ ankommt, die Leute recht ehrerbietig reagieren, egal wie volksnah er sich gibt. Hier nicht. Wobei er ihnen schon manchmal was Gutes tut wie winterliche Wolldecken schenken. Und diesmal hatte der Gewehrmann Kekse dabei, die die Kinder bekamen. Ich durfte in manche Haushalte rein und gucken. Was nicht so nett ist – aber ich weiß nicht, ob das nicht doch eine Bären-aufbind-Geschichte ist. Sie haben hier noch Pfeil und Bogen und manchmal streiten sie sich so dolle, dass sie sich damit totschießen.

 

Pfeile

 

Tiere

 

Aufbewahrungsteil

 

Gewürzmahlteil

 

Wandmalerei drinnen

 

Fladen aus Mais und Weizen

 

Hausherr

 

paar Kinder

 

Keksverteilung

 

Jedes Jahr ist am 14. Januar Drachenfestival. Das gibt es auch in Rajasthan und so, aber ganz besonders groß ist es in Gujarat. Man lässt Drachen steigen und kämpft mit anderen um die runterzuholen. Ein paar übten jetzt schon – und dieser Junge hatte aber das Ungeschick, dass seiner im Baum landete und er ihn retten musste.

 

Drachensuchen

 

Dann fuhren wir noch zu einem anderen Dorf. Da gab es auch geopferte Pferde. Früher war der Tempel oben am Berg, aber als die Tempelwächterin hochschwanger war, schaffte sie es nicht mehr immer hoch und dann hat man den Tempel nach unten verlegt.

 

Berg ohne Tempel oben

 

geopferte Pferde älteren Datums

 

Die Leute hängen an ihre Charpois einfach ein Tuch, in das ein Baby gelegt wird und dann kann man es ganz bequem wiegen.

 

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Schlafend sah das Baby ganz niedlich aus, im Wachzustand war es nicht zum Lächeln zu bringen – weder bei anderem Kind im Arm noch bei Mutter. Das andere Kleinkind dagegen strahlte voll.

 

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Am nachmittag fuhren wir zu beeindruckenden alten Jain-Tempeln mit absolutem Fotografierverbot – und hier war ich nun auch nicht mehr hinter her, doch irgendwas zu ergattern und so gibt es null Bilder davon. Dafür gab es noch einen Bummel in der nah gelegenen Kleinstadt Ambaji. Ich bin ja schon länger hochauf begeistert von Indiens Vielfalt an Stoffen mit Farben, Mustern, Material und Techniken. Und ich hatte auch schon länger die Idee, seine „Reiseerinnerungen“ in einer Stoffcollage zu verarbeiten. Dazu kann man bei den Schneidern herumlaufen und schauen, ob Stoffstückchen abgefallen sind, die man mitnehmen kann. Ich habe damit hier viel zu spät angefangen zu sammeln, aber ich habe angefangen und festgestellt, dass es tatsächlich ganz lustig ist, so zu Material zu kommen.

 

Schneider

 

Es braucht ja aber auch einen Untergrund und mir vielen einige Freundinnen ein, die schneidern und so dachte ich, dass hier auch eine gute Gelegenheit sei, etwas Stoff einzukaufen. Das war tatsächlich prima. Ich hockte im Geschäft und ein Verkäufer warf mir Ballen um Ballen zu. Kosten alle gleich: ca. 1,80 Euro pro Meter. Dabei gab es Tee und Lachen.

 

Stoffgeschäft

 

Einkauf

 

Dann bummelten wir noch weiter durch die Einkaufsstraßen und entdeckten alte Gemäuer:

 

mit Frau und Batik davor

 

Eingang

 

Säulengang

 

Innenhof

 

Es wird schon irgendwie genutzt, aber uns schien das Potential etwas brachzuliegen. Der Hausherr schimpfte übrigens öfter über die Regierung, die seines Bundesstaates aber auch die von ganz Indien. Zuviel Geld verschwindet in Taschen und zu wenig Sinnvolles wird damit getan. Er bedauert es nicht in Rajasthan zu sein, weil er damit nicht auf der touristischen Landkarte ist und zu wenig Leute kommen.Zwar gibt es vermehrt innerindischen Tourismus in Gujarat, aber der ist nicht ganz so gut verteilt. Und westliche Reisende? Sehr sehr wenige. Ich war gerade in den tollsten Heritage Unterkünften immer allein und insgesamt hab ich unter 10 westliche Gesichter gesehen. Aber dazu mehr in der Nachbetrachtung.

 

Nach Ambaji kommen auch viele Tribals der Umgebung zum Einkaufen. Ich erkenn die nicht so wirklich, der Hausherr schon. Jedenfalls war es hier ganz nett und ich habe ein paar weitere Bilder gemacht:

 

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Übrigens ist man der Meinung, dass Tee auf Kohlen oder Holz gekocht viel viel besser schmeckt, aber die Straßenteekocher sind angehalten, nur noch mit Gas zu kochen. Ich Geschmacksbanausin schmecke den Unterschied nicht. Aber egal wie gekocht: ein Chai am Straßenrand ist immer was Feines. Und ei kleinen Entdeckungen beim Rumbummeln auch.