Wenn einen beim morgendlichen Blick aus dem Fenster diese Aussicht begrüßt – ist das eine Freude! Ich hatte einen Plan gefasst: ich würde absteigen und mich von Papa einen Tag eher abholen lassen. Und ich würde noch vorher zum nächsten See gehen, dann hätte ich noch ein bisschen mehr von der Landschaft. Die Option, wieder allein an meine Grenzen zu raten oder einen anstrengenden Weg runter, wieder rauf und am nächsten Tag denselben Weg wieder runter zu gehen, erschien mir irgendwie nicht so attraktiv. Und im Nachhinein war es sogar sehr gut, 1 Tag eher wieder anzukommen, da es mit Papa in Menton noch gut was zu tun gab.
Allerdings ging der Plan nicht auf wie gedacht…..
Es begann super, ich frühstückte und stieg dann nur mit der Kamera von der Hütte aus hoch. Sie ist wirklich super gelegen.
Es war eine total schöne Landschaft mit Felsen, Flüssen, Blumen, Miniseen, weiteren Gämsen usw.
Hinter einer kleinen Anhöhe an einem Fluss entdeckte ich ein Zelt. Man darf hier im Nationalpark Campen – und es gibt wirklich viele Gelegenheiten dazu. Es war ein Vater mit seinem kleinen Kind und es wirkte total schön. Das hätte ich auch gerne in meiner Kindheit gehabt!
Allerdings kam ich dann doch zu schnell an meine Grenzen. Noch schlimmer als Kletterstellen finde ich Flussquerungen. Mit Stöcken und Schuhe aus (und Fluss-Schuhe an) krieg ich meistens irgendwie hin – oder noch besser: jemand hält meine Hand beim Springen. Aber alles nicht da. Bzw. die Handhilfe schon, aber ich hätte ja auch wieder zurück gemusst. Ich suchte noch nach einer anderen Möglichkeit, fand aber keine. Ich dachte mir: vielleicht vielleicht komm ich ja nochmal her. Aber dann zu zweit!
Statt dessen nutze ich die Zeit und setzte mich auf einen Felsen und erfreute mich am Da-Sein.
Dann holte ich bei der Hütte meinen Rucksack und startete nach unten. Es dauerte, bis ich Handyempfang hatte, aber dann konnte ich Papa anrufen. Er hat kein Smartphone (nur ein altes Handy) und somit keine Supernavigation, Messenger oder sonstiges. Ich konnte einen Ort nennen, den er auf der Karte fand und wenn er da sei, würden wir wieder telefonieren, wo ich dann genau bin. Er spricht kein französisch und auch kein super englisch und ist auch noch schwerhörig – somit versteht er auch oft die Ortsnamen am Telefon nicht. Und ich wusste nicht, wie seine Straßenkarte ausschaut. Na, würde schon klappen. Er wollte um 14:00 losfahren, man braucht ca. 1-1,5 Std. bis zu dem Ort.
Der See ist eine Talsperre und da sah ich auch noch lustige Tiere, die wieder am feuchten Mauerwerk leckten.
Und ab hier hab ich keine Fotos mehr gemacht, aber was zu Erzählen. Es war nämlich nicht so einfach wie gedacht. Ich kam wieder am Parkplatz an und wanderte die Straße runter. Es war heiß, aber zur Abwechslung gar nicht so doof auf sanfter absteigendem Asphalt zu gehen. Bei 2-3 Schattenplätzen überlegte ich, einfach zu warten, aber das war mir doch zu langweilig. Diese Sackgassenstraße ist ich glaube 15 km lang – und Mittag war schon lange vorbei. Allerdings wurde ich irgendwann unruhig. Die 1,5 Std. waren schon gut vergangen, aber kein Anruf. Also rief ich an: das Handy sei nicht erreichbar. Das machte mich nun doch sehr unruhig! Es war überall hier guter Empfang und ich malte mir Dinge aus. Weil Papa ja ein super zuverlässiger Mensch ist. Aber Unfall wäre eigentlich unwahrscheinlich, oftmals funktionieren Handys ja trotzdem.
Ich wanderte weiter und weiter – weil runter musste ich ja sowieso. Manchmal dachte ich, ob ich wohl trampen sollte, aber ich hatte Angst, dann irgendwas irgendwie zu verpassen. Ich versuchte es noch 2 x: immer noch nicht erreichbar. In meinem Kopf entstanden Szenarien und Alternativpläne. Und dann klingelte mein Handy doch mit einer französischen Nummer. Es war Papa! Sein Handy hatte irgendwie den Geist aufgegeben und bis er war gefunden hatte, wo er telefonieren konnte, hatte es gedauert. Zum Glück weiß er meine Nummer auswendig!
Er war in der Touristeninfo und ich sollte der Dame sagen, wo ich sei. Sie kapierte es nicht so wirklich. An der Straße war jeden Kilometer ein großes Schild, welches sie als M171 auswies. Schien die Touristeninfodame nicht zu kennen. Irgendwie kam ich mit ihr nicht weiter. Papa wollte dann zu einem näheren Ort fahren (da war er sogar schon gewesen) und da die Leute fragen.
Ich wanderte weiter und weiter und meine Socken brannten! Und Papa kam und kam nicht. Was war nun schon wieder? Gefühlt war ich dann doch schon fast unten – und am Ende meiner Kräfte. Da tauchte sein Auto doch auf und wir fielen uns erleichtert und froh in die Arme!
Kein Mensch kannte die M171! Selbst nicht die Leute da, wo sie anfing! Aber ein Gespür hat ihn dann doch in die richtige Richtung geleitet und dann kamen erst nach 1 km diese Schilder, die ich ständig sah. Es war schon fast 18:00 und wir beide ganz kaputt von dieser Aufregung! Und fuhren dann durch die tolle Landschaft wieder zurück.
Fazit zu der Tour: Mercantour ist ein wirklich tolles Wandergebiet so nah am Mittelmeer, ausreichend Hütten mit lecker Essen, wilde Felsen – und dann diese ganzen Gämsen und Steinböcke! Nur im Juli/August ist es wohl doch recht voll. Und ich würde da nur noch zu zweit rumlaufen. Ich freue mich jedenfalls sehr, es gemacht zu haben – auch wenn es sich nicht so gestaltete wie geplant.