5:45 Uhr: ich bin da, wo ich mich mit Asish verabredet hatte. Er nicht. Ich gucke nach draußen: auch da ist er nicht, aber es wuseln einige Leute herum, die hoffen, einen Blick auf die 8.000er zu erhaschen. Auf dem Bild oben sind welche auf dem Dach zu sehen. Um die Ecke ist auch ein Ausguck, da laufe ich hin.
Ja, man kann zwischen den Wolken immer mal wieder hohe weiße Riesen erspähen, aber so wirklich doll ist es nicht. Ich laufe schnell wieder zurück: kein Asish. Ich laufe in der Unterkunft hin und her, es ist auch niemand da, den man fragen kann. Dafür düdelt im Restauranteil schon wieder die Musik.
6:20 Uhr: ich fühle mich weiterhin bockig und mag nicht mehr warten. Und starte dann einfach los – mit maps.me ist der Weg einfach zu finden. Wir hatten uns am Vorabend auf eine Strecke geeinigt: 1.400 Höhenmeter im Abstieg. Uff.
Aber mensch, mir hat das alleine wandern richtig gut gefallen! Ich alleine in der Bergwelt. War nämlich auch niemand sonst da unterwegs. Allerdings kamen dann doch etwas Gewissensbisse: wenn Asish irgendwas passiert ist? Ihm es nicht gut gehen würde? (Dann hätte er ja einen Zimmergenossen schicken können?) Wenn er jetzt Schwierigkeiten bekommt, weil seine Touristin einfach weg ist? Ich hatte ihm wenigstens noch eine Nachricht mit dem schwachen Wifi schicken sollen. Aber zu spät, wieder hoch mochte ich nicht und hoffte einfach, dass er mich irgendwann einholen würde.
Irgendwann kam mir ein Reiter mit 2 Pferden entgegen, dem konnte ich zurufen, dass er Asish Bescheid geben solle, wenn er ihn treffen würde. Und dann kam eine Hütte in Sicht. Hier wohnte ein alter Mann, der mir einen Tee machte. Es war super idyllisch sehr, bunte Vögel flatterten herum und ein Eichhörnchen kam um die Ecke gehüpft.
Trotz ausgiebigerer Pause kam niemand und dann bin ich wieder weiter nach unten. Es wurde langsam anstrengender, da steiler und der Pfad rutschig. Das ging gut auf die Beine, aber ich hielt mich wacker. 2 km vor Ankunft hatte ich Empfang und schickte eine Nachricht. Etwas später kam eine Antwort: Asish sei 3 km vor dem Ziel.
In Gordom angekommen waren meine Beine Pudding – 4 Std. incl. 4 Pausen und 1 Müsliriegel für die 1.400 m. Ich hockte mich hin und wartete – und dann kam Asish auch irgendwann an. Wir machten uns beide Vorwürfe (er sei 5:55 da gewesen, aber ich nicht – und auf die Idee, nach draußen zu gucken, wo mein leicht erkennbarer Rucksack stand, kam er nicht, er hatte in mein Zimmer geguckt und das war leer gewesen – wir hatten uns im Haus irgendwie gut verpasst) und dann war aber wieder gut.
Gordom war eine Freude! Trotz dass es in Indien ist, hat es zwei wirklich schöne Unterkünfte! In der ersten hatten wir gutes Frühstück.
Ich wollte eigentlich noch weiter runter, aber das ging nicht, weil alle Unterkünfte proppenvoll seien. Warum? Auflösung im nächsten Blogpost! Diese war auch voll, aber die weiter unten hatte noch 1 Zimmer für mich. Eine Alternativroute zu meiner ist, in Rimbik zu starten, 1 Nacht hier zu verbringen, die 1.400 m hoch zu kraxeln und dann im Kreis von Sandakphu über Phalut und Gorkhey wieder nach Rimbik zu gelangen. Würde ich wenn, dann auch nur so anbieten.
Außer uns waren da noch 1 Brite und 1 Inder, die zusammen in England studierten und 1 weiterer Westler mit einem Mumbai-Inder sowie eine größere Gruppe von India Hikes. Die sind in Indien etwas umstritten (Massentourismus, eigene Guides usw.), aber bei InderInnen sehr beliebt, da a) günstig und b) sich ganz gut kümmernd. Diese Gruppe musste nach Ankunft auch erstmal einige Stretch- und Abklopfübungen machen.
Mir schien die Stimmung in der Gruppe sehr nett und angenehm zu sein, sie wirkten gut durcheinander gewürfelt, aber sehr positiv miteinander. Und sie bieten einfach überall in Indien tolle Treks an. Mir gefällt, dass das Trekken bei InderInnen immer beliebter wird. Besser als die in den Autos, die oben auf dem Berg Party und Karaoke wollen.
Wir hatten nun ziemlich Zeit und ich bekam noch ein paar Pflanzen erklärt.
Diese zweite Pflanze scheint ein medizinisches Wundermittel zu sein – allerdings nur gegen massig körperlicher Leiden, die ich gerade gar nicht hatte. Das Abendessen war das leckerste und üppigste der ganzen Tour. Die Unterkunft wurde von einer netten Familie geführt, 2 erwachsene Töchter, Vater und Mutter tanzten durch die Küche wie nach einer ausgeklügelten Choreographie und arbeiteten harmonisch Hand in Hand. War schön anzuschauen. Der Sohn kam später auch noch – er hatte gerade seine Prüfung für die Armee bestanden und alle freuten sich. Die eine Tochter hat Politik studiert und überlegte nun, was sie damit machen wolle.
Und so war der Tag dann eigentlich doch noch ganz schön (und kein Regen!) und ich ging zufrieden ins Bett. Noch vor 5:00 wurde es allerdings laut im Innenhof und Leute wuselten geschäftig hin und her. Was war da los? Auflösung im nächsten Blogpost!