Ich finde die Kombination Kaffee mit Keks unschlagbar. Die ArmenierInnen bevorzugen etwas anderes: Kaffee mit Toffee. Davon haben sie hier eine große Auswahl, alle sehr lecker.
Sie trinken aber nicht nur Kaffee, Guhar z.B. sammelt und trocknet Kräuter und Blüten für Tee.
Nach einem überaus reichlichem Frühstück, Diskussionen, ob ich nicht doch Bären oder Wölfe treffen könnte, dem Arrangement einer Übernachtung für die übernächste Nacht und dem Austausch von viel Herzlichkeit schulterte ich meinen Rucksack und zog los.
Ich hatte 3 Orientierungsmöglichkeiten: Pfadmarkierungen, Maps.me und die HikeArmenia App. Die Kombi davon ging supergut. Es ist schon lustig, man sieht die vertrauten rot-weißen Markierungen wie in den Alpen – und guckt aber rundherum auf doch fremde Gebirgslandschaft. Manchmal hatte ich ein Gefühl von ganz weit weg-sein, manchmal kam ich mir richtig „heimisch“ vor.
Im Frühjahr ist es viel grüner, aber jetzt waren das Gras und die anderen Pflanzen eher sommerverdorrt, leuchteten dafür aber ockerig auf. Ich kam wieder am Chumov See vorbei, aber ging eine andere Strecke. Diese Farbkombinationen von ocker mit knallblauen Seen und noch grünen Bäumen oder Büschen hat mir super gefallen.
Meine größte Angst waren die armenischen Hütehunde (an zweiter Stelle Schlangen und vor dem Rest hatte ich keine Angst). Und tatsächlich sah ich eine große Schafherde, herumlaufende Hunde und ca. 5 Männer auf Pferden direkt da, wo eigentlich mein Wanderpfad sein sollte. Könnt ihr die kleinen Punkte ausmachen? Links Schafherde, weiter rechts Pferdemänner.
Strategie: abwarten, die müssen ja irgendwann weiterziehen. Ich wartete und wartete und beobachtete – nix. Die blieben wo sie waren. 2. Strategie: einen großen Bogen laufen. Das ließ die Landschaft zu und ich startete. Dann löste sich ein Reiter aus der Truppe und trabte auf mich zu. Ein verwegen ausschauender Kerl mit viel schwarzem Bart und Käppi. Ich sagte woher und wohin – und er redete und redete und ich verstand kein Wort. Manchmal machte er Zeichen wie essen oder deutete auf seinen Sattel. Ich schüttelte meinen Kopf. Er redete und redete weiter, umkreiste mich dabei so halb mit dem Pferd, ich versuchte meine Richtung zu gehen – und dann kippte es und ich fühlte mich sehr unwohl. So ganz allein in dieser Landschaft bzw. nur weitere Reiter und tückische armenische Hirtenhunde in der Nähe. Der musste doch merken, dass ich mich so unwohl fühle und wäre er ein netter Mensch, einfach wegreiten! Was hätte bessere Konsequenzen: anschreien oder weinen? Ich tat weder noch sondern plapperte vor mich hin und versuchte, unbeirrt meinen Weg zu gehen. Und irgendwann ritt er davon.
Ich erzählte es hinterher HikeArmenia: Leute auf dem Land wollen nie was Böses, die wollen einem eher was Gutes tun. Er hat nicht verstanden, dass du so allein einfach weiter wolltest. Wieso hast du mich nicht angerufen???? Aaaahhhh – sowas Blödes, auf die naheliegende Lösung bin ich gar nicht gekommen, dabei hatte ich ihre Nummer eingespeichert. Und Empfang war auch überall. Es ist manchmal wirklich schwierig, wenn die Situation einfach nicht zu deuten ist, wenn einem der eigene Hintergrund nur andere Erklärungen liefert als die des Gegenübers!
Jedenfalls war ich erleichtert als ich die Schafherde, Hunde und Reiter hinter mir hatte
Erleichtert setzte ich meinen Weg fort und erfreute mich an vielen Ausblicken. Ich ging weit oben, aber es war noch Berg über mir.
Ich kam dann zu einer Viehtränke:
Das Wasser befand sich aber nicht nur in der Tränke sondern hatte den Boden auf dem Wanderpfad auch gut durchtränkt und statt im Bogen drumherum zu laufen, dachte ich, es sei fester und bin mitten durch bzw. rein in den Matsch und konnte mich zum Glück auf meinen 2 Füßen halten, aber untenrum war ich dann gut matschig. Ein Foto habe ich davon nicht gemacht.
Ich machte Mittagsrast, der Matsch trocknete und ich erspähte in der tollen Landschaft mein Ziel: Gomk
Der Runterweg durch die tolle Landschaft war auch fein. In Gomk hatte ich eine Unterkunft vorreserviert – bei der Leiterin der Dorfschule. Die sollte doch gut englisch sprechen? Allerdings war unsere Korrespondenz vorab schon etwas sehr seltsam, mir schien, ihre Übersetzungshilfe hatte einen sehr eigenen Kopf. Die Strecke war ca. 12,5 km lang, ich hatte mir viel Zeit gelassen und kam doch so gegen 16:30 an. Frau Leiterin sprach tatsächlich kein Englisch, aber bezog schnell das Bett neu und ihre Mama rödelte in der Küche rum und schwups hatte ich eine schönste Mahlzeit auf dem Balkon mit tollem Blick vor mir. Hmmmm, war ja noch vor 18:00 – sollte das schon das Abendessen sein? Oder würde es noch etwas geben? Sollte ich mich gut vollfuttern oder lieber viel Platz lassen? Ich entschied mich zum Mittelweg. Hier das Essen:
Es gab übrigens später nichts mehr. Auch darüber klärte mich HikeArmenia auf: die Leute denken, wenn man vom Wandern oder überhaupt kommt, muss man voll ausgehungert sein und servieren einem dann die Mahlzeit, die am nächsten liegt. Also besser später ankommen, wenn man nicht zu früh Abendessen möchte!
Der Aufenthalt hier war OK, aber nicht so herzlich wie die Nacht zuvor. Es gab auch interessante kleine Beobachtungen:
Hier ein Bild von Frau Schulleiterin mit ihrer Mutter
Und das war es so im Großen und ganzen von diesem Tag.