Ich, die Liebhaberin trockener und bergiger Landschaft, in Kerala? Das passt doch nicht? Stimmt! Und auch nicht….
2006 war ich das erste und letzte Mal in Kerala. Obwohl mir die Backwaters und Kochi gefielen, machte mir u.a. die Hitze zu schaffen. Und 2014, wo ich länger in Goa verweilte stand mein Entschluss fest: nie wieder Südindien für mich! Mich reißt grüne Landschaft nicht vom Hocker, die bereits erwähnte Hitze lähmt mich, Strand finde ich langweilig und das Essen schmeckte mir auch nicht so besonders. Dass ich nun doch hier bin und auch noch glücklich, ist eine kleine Geschichte….
Vor einigen Jahren traf ich Sumesh von Kabani Tours auf der ITB in Berlin. Ich mochte ihn und sein Tourismuskonzept, für das er gerade den To Do Award bekommen hatte, sofort. Aber Kerala? Mist, das ist doch im Süden und ich zuckte dann doch bedauernd die Schultern – und behielt ihn im Hinterkopf.
Dann trat vor einigen Monaten Frau G. an mich heran und wünschte die Organisation einer Reise im Süden mit vielen Begegnungen. Da kramte ich Sumesh wieder aus meinen Erinnerungen hervor und startete eine Anfrage. Er hatte inzwischen einen Mitarbeiter, Sreejith, der für Tourpläne zuständig ist. Der Kontakt lief super, eine Tour wurde ausgearbeitet und gefällt Frau G. Soweit so gut.
Im Sommer/Herbst erhielt ich von lieben Leuten immer mehr kleine Kameras für die Kamerakidz. Aktuell machen aber nur die Kinder in Zanskar weiter. Und so überlegte ich kurz hin und her und entschied: ein neues Kamerakidz-Projekt sollte starten. Wäre Kerala in Verbindung mit Kabani Tours – und somit eine Erweiterung der anzubietenden Reiseziele, die ich selber ein wenig besser kenne – eine gute Idee?
Zu den Kamerakidz und dem Ort Mothakkara komme ich in den folgenden Posts, hier geht es Kabani. Die haben ihr Büro in Kozhikode und waren sehr angetan von der Idee, ein Kamerakidz-Projekt im Distrik Wayanad zu starten. Und entpuppten sich dann alle als genauso liebe Leute wie bereits Sumesh, mit denen man sich spontan wohlfühlt.
Sie entwickeln in Indien neue Tourismuskonzepte, die absolut fair sind. Es geht ihnen – genauso wie mir – darum, dass die Reisekosten gut verteilt werden und die Reisenden wesentlich mehr Einblick in Indien bekommt als „nur“ durch Besichtigung von Sehenswürdigkeiten. Es geht sehr viel um Dorftourismus, wo man ganz anders mit den Menschen zusammen kommt und zu besserem Verständnis gelangt.
Und gestern wurde es sogar ganz konkret! Es gibt ein weiteres Dorf im Distrikt Wayanad, wo sie a) mit Tourismus starten wollen und b) die Bauern eine eigene Marke mit ihren Produkten kreieren wollen. Es sind 12 interessierte Bauersfamilien und gestern kamen einige davon zu einer Art Workshop.
Die Kabani-Leute fragten, was die Le ute für Befürchtungen hätten – und konnten die gut zerstreuen: Sauberkeit (ich finde es hier alles sehr sauber), Einfluss auf den Tagesablauf (kein Problem, darum kommen ja die Reisenden), Sprache/Verständigung (es wird immer jemanden im Dorf für Verständigung und Kooperation und Organisation geben – und irgendwer spricht immer ausreichend englisch für die Basics)und die evtl. Schüchternheit der Frauen (die Erfahrung zeigt, dass es kein wirkliches Problem ist). Da es bereits 2 Dörfer gibt, die mit Kabani zusammen arbeiten, konnten sie schon viel aus deren Erfahrungen mitteilen.
Dann wurde geschaut, was das Dorf an Aktivitäten bietet, seien es spez. Gruppen, Kooperativen für Gespräche, Naturerlebnisse, Menschen mit spez. Fähigkeiten, Festivals, Kunsthandwerk, lokale Geschichten zu erzählen usw. Da sammelten sie sehr viel zusammen. Dieses Dorf hat insbesondere landwirtschaftlich viel zu bieten. Sie überlegten dann in Kleingruppen, wie lange was dauern könnte und wieviel Geld so etwas kosten würde. Klar ist aber sowieso, dass dieses ein Prozess ist, d.h. man merkt, was nachgefragt wird, wie man etwas umgestaltet in der Realität usw.
Dann ging es noch ziemlich lange um die Finanzierung und Marketing und auch um bessere Produktabsatzmärkte. Sie haben z.B. das Problem, dass biodynamisch landgewirtschaftet wird, sie ihre Produkte nur zum Preis verkauft bekommen, den man auch für „Pestizid-Kunstdünger-usw.-Produkte“ bekommt. Und der ist sowieso im Keller. Tourismus wäre eine helfende Zusatzeinnahme. Und man könnte noch anders über das Produktangebot nachdenken wie eben die Entwicklung einer neuen Marke mit auch verarbeiteten Produkten (hier ist großer Kaffeeanbau und ich bekomme wunderbarerweise oft welchen angeboten – angereichert mit Gewürzen. Das wäre z.B. eine Idee, das als Fertigprodukt herzustellen). Zwischendurch gab es lecker Mittagessen, Spaziergang und Gespräche. Super Atmosphäre, liebe fröhliche Leute – ich freue mich jetzt schon, Reisende dorthin zu bringen.
Hier ein paar Fotos vom Meeting:
Dass da so wenige Frauen direkt dabei waren, ist noch der Männergesellschaft geschuldet – aber bei der Ausführung (und auch bei den Ideen) werden Frauen einen großen Teil ausmachen. Das sehe ich auch schon in „meinem Dorf“, wo ich viel Frauenkontakt habe.