Flennen – Trekking von Marshin nach Mone-le

30. September 2024

3.950 m -> 3.920 m / 5 Gehstunden / 12 km

 

 

Am Morgen wachte ich sehr frohgemut auf: kaum Muskelkater! Jetzt sollte es nur noch 3 Tage lang den Fluss (es war wieder der Tsarap Chu) hinabgehen bis wir auf die Straße treffen würden. Das sollte doch angenehm und einfach werden! Fröhlich räumte ich das Zelt zusammen so dass Lobzang alles aufsatteln konnte.

 

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Und dann spazierte ich los. Gegenüber war schon ein verlassenes Dorf und ich kam an weiteren leeren Gehöften und brachliegenden Feldern vorbei.

 

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Der Fluss glitzerte weiterhin türkis durch die steinige karge Landschaft. Manchmal ging es ein bisschen höher, manchmal runter, manchmal dichter am Ufer, manchmal weiter weg. Der Pfad gegenüber war deutlich, unser auch. Aber kein Mensch zu erblicken.

 

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Wo eine Manimauer ist, da ist meistens auch ein Haus. Hier wieder ein verlassenes.

 

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Manchmal musste man auf dicken Kieseln gehen, das war beschwerlich.

 

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Es gab auch immer wieder Wolfsspuren zu sehen, meistens auf dem Pfad. Ich stelle mir schon ein Drama mit den Pferden vor, aber Lobzang meinte, der sei so gar nicht in der Nähe. Dabei sah das doch so frisch aus. Aber vielleicht trekkte er auch nur und hatte nen Tag Vorsprung.

 

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Auch gegenüber verlassene Häuser:

 

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Es ging also hoch und runter und war hübsch und relativ abwechslungsreich anzuschauen.

 

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Und dann nahm mein Unglück seinen Lauf. Wir kamen an einen Seitenfluss und Lobzang hatte auf mich gewartet um zu sagen, dass wir rüber und nicht folgen müssten. Die Inder hatten was von einer Brücke erzählt, die sah ich auch in der Ferne, kam aber nicht hin von wo ich war. Lobzang war mit den Pferden schon durch den Fluss und ich stand dann da wie doof. Wo sollte ich wie gehen? Der Fluss war mir zu breit und tief. Wie konnte ich nur zur Brücke kommen? Ich rief nach Lobzang, aber er war zu weit weg und hörte nichts. Über mir steile Felswände. Wie komme ich zur Brücke?

 

Dann fiel mir ein, dass es sein konnte, dass ich vor einiger Zeit an einem Abzweig vorbei bin. Ich ging zurück nach oben und musste ziemlich steigen. Aber ah, das war richtig! Und dann wieder sehr steil und rutschig nach unten zur Brücke.

 

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Hier ist der Pfad nach unten kaum zu erkennen.

 

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Gegenüber ging ein deutlicher Pfad nach oben. Voll anstrengend. Und irgendwie sah er nicht so aus, als sei da letztens jemand gegangen. Aber wird schon richtig sein. Ich stieg und stieg und wurde ganz erschöpft und unsicher. Ob das hier richtig ist? Wer weiß, nachher bricht es irgendwo ab und deswegen gibt es einen anderen Pfad am Fluss entlang. Vielleicht lieber das probieren. Also stieg ich alles wieder runter. Und ja, da war eine Art Pfad. Nicht so super, aber die Spuren schienen frischer.

 

Ich war voll schlapp von der Hoch- und Runterkletterei ohne vorwärts zu kommen und der Mittagssonne und der Unsicherheit – und wahrscheinlich doch noch vom Vortag. Der Weg am Fluss war richtig und ging immer weiter. Aber Himmel, der war wirklich sehr schwierig und langsam zu gehen mit ganz viel Geröll und auf und ab.

 

Ich war kreuzunglücklich, die Stimmung hat voll umgeschlagen. Wie sollte ich es nur bis zur Straße schaffen, wenn ich jetzt schon so elendig schlapp war. Wie sollte ich es überhaupt zum Tagesziel schaffen? Ob Lobzang mich irgendwann retten würde? Die riesige Landschaft wirkte auf einmal nicht mehr faszinierend sondern bedrohlich. Ich weinte ein bisschen. Und schleppte mich kraftlos weiter. Und rechnete damit, in der Dunkelheit anzukommen.

 

Ich schalt mich selber: gerade heute schubberte der eine Schuh und machte mir eine Blase. Und ich hatte das Blasenpflaster im Pferdegepäck. Auch meine Stirnlampe hatte ich dorthin gepackt. Wie doof von mir! Ich weinte ein bisschen weiter. Und wieder nach oben schleppen. Und fiese Geröllsteine. Und ein schmaler Pfad am Abhang. Und überhaupt. Ich kam kaum voran.

 

Aber was war das? Da war ja das Zelt von Lobzang! Weit vor dem vereinbarten Tagesziel. Und meines hatte er auch aufgebaut! Ich schleppte mich hin und fiel tatsächlich nur noch erschöpft auf die Matte. Mensch, was hatte mich der Tag geschafft! Der war viel schlimmer als der Passtag. Abends hatte Lobzang alles Gemüse zusammen geklaubt und es sehr lecker zusammen gekocht. Als Ausgleich für den doofen Milchreis vom Vorabend.

 

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Aber die Straße war nun immer noch voll weit weg. Und am nächsten Tag waren 5 Pässe eingezeichnet. Wohl nicht hoch, aber wer weiß, wie die sich mit meinen Wackelpuddingbeinen bewältigen ließen. Vielleicht sollten wir noch einen Zusatztag einschieben? Auch wenn ich danach quasi nonstop zum Heimflug würde eilen müssen. Besorgt und erschöpft schlief ich ein….