Oh nein, ich habe schon wieder sozialfotografisch geschwächelt und bei einem Treffen gar keine Bilder gemacht. Also gibt es nur Worte davon. Ich bin endlich mal ein bisschen gelaufen und zwar bergab zum Büro von Overland Escape. Da habe ich Oldies are Goldies getroffen, d.h. langjährige MitarbeiterInnen, die z.T. schon 15 Jahre oder so dabei sind. Diverse Köpfe zeigten inzwischen weiße Haarsträhnen – außer der von Phuntsok. Sie färbt. Ich bin länger bei Rinchen gesessen – der Person mit der ich die letzten Monate am intensivsten zusammen gearbeitet habe.
Rinchen war früher schon mal bei Overland Escape und stellte sich als ausgezeichnete Mitarbeiterin heraus. Dann heiratete sie, bekam ein Kind und blieb mehrere Jahre daheim. Jetzt ist sie glücklicherweise wieder zurück und hauptsächlich für mich zuständig. Es sind auch noch weitere Kinder bei Mitarbeitenden gekommen und die anderen gewachsen (die kleine Yangla ist inzwischen auch schon 14!). Es gab ein wenig Plauderei und lecker Mittagessen von Phuntsok.
Ich war nicht nur da um Rinchen und den anderen guten Tag zu sagen sondern auch um mir Ausrüstung für den Trek auszuleihen. Leider wurden mir suboptimale Sachen vom Lagerraum mitgebracht und nach kurzer Beratung beschlossen wir, dass ich nochmal mit Nurphel dorthin fahre. Nurphel gilt noch als „Neuer“, obwohl er seit 2019 dabei ist. Der Lagerraum ist in Chuchot – so kam ich noch dazu, ein wenig aus der Stadt heraus zu fahren und zu gucken. Es ist schon verrückt, wie voller und voller das Industal wird.
Im Lagerraum wurden wir leider nur zur Hälfte fündig, die andere müsste ich mir von woanders leihen.
Dafür „musste“ ich noch einen Tee bei der Mutter von Tundup trinken, die nebenan wohnt. Er hat seinen Eltern dort ein kleines Häuschen gebaut. Toller Blick, aber bisher sind die Nachbar noch etwas rar. Aber da bauen bestimmt bald noch mehr. Es gibt einen kleinen Garten in dem sich Tomaten röteten und sogar eine kleine Wassermelone wuchs. Das habe ich vergessen zu fotografieren, aber wenigstens gibt es ein Bild von ihr und mir:
Dann musste ich ganz furchtbar eilen, weil ich eine weitere Verabredung im Zentrum hatte. Ein Ex-Kamerakid hatte sich gemeldet und ich habe mich so gefreut, Angbo zu treffen! Überhaupt freut mich jedes Ex-Kamerakid-Treffen, weil ich erfreut sehe, wie gut sie sich alle machen. Er studiert am College in Jammu und verdient sich sein Geld beim Trekking. Dieses Jahr war seine erste Saison und er hat gleich einige Touren bekommen. Ich kann ihn mir da sehr gut vorstellen, er ist sehr freundlich, sein englisch gut und er wirkt auch so schön zupackend. Hier ist ein Bild von ihm:
Er hat mir ein bisschen von den anderen Ex-Schulkindern erzählt. Zu manchen gibt es keinen Kontakt, aber die meisten gehen offensichtlich einen guten Weg. Allerdings hat er auch etwas sehr trauriges erzählt, nämlich dass sich eine Frau umgebracht hat aus Zanskar, die ich auch kenne. Zuviel Kummer und Probleme.
Unterdessen kam eine weitere Verabredung an: Reelika. Mit ihr habe ich sehr regen Kontakt, seit sie im Mai in Zanskar allein unterwegs war und sie über mich einen lokalen Guide fand. Das hat ihr da alles so super gut gefallen, dass sie jetzt gleich nochmal hierher kommt. Sie visiert auch wieder Zanskar an, aber wir werden definitiv nicht zusammen wandern, da sie unbedingt ihr Zeugs selber schleppen will. Zumindest am Anfang will sie diesmal auch ganz alleine starten. Voll die starke Frau!
Wir haben uns dann kurz darauf nochmal alleine getroffen und zu Abend gegessen und tolle grüne Lemon Nana getrunken:
Es ist schon witzig, wenn man seit Monaten einen recht intensiven Nachrichtenaustausch hat und wir auch manchmal telefonierten – und man sich dann in real trifft. Irgendwie wirkte sie doch ein wenig anders auch wenn ich sie auf vielen Bildern gesehen hatte. Aber wie aus dieser Zeit schon gedacht, hat es mit uns gepasst und war schön, sich zu sehen und sich anguckend zu plaudern.
Und wenn jemand vom „indischen Himalaya-Virus“ befallen ist, kann das ja eigentlich nur passen!
Seit dem Morgen hatte ich das Gefühl, hier gut angekommen zu sein und die Arbeit fällt langsam von mir ab. Am Folgetag hatte ich gar keine Verabredungen, aber Erledigungen. Die erste war, dass ich einen Schneider aufsuchte, weil in meinem einen T-Shirt ein Löchlein zu flicken war und an meinem Käppi was doof war und das hat er gut hergerichtet.
Dann ging ich zum Bushof, wo auch die Gemeinschaftstaxen nach Zanskar abfahren würden. Es gab Taxen mit anderen Zielen, da standen viele Geschäftstüchtige rum. Bei den Taxen nach Zanskar stand niemand. Es kam dann einer, aber der wollte erst einen Tag später losfahren. Aber er notierte meine Nummer und wollte mich dann anrufen, wenn er ein Taxi für mich haben würde. Das war nicht so das Resultat, was ich mir erhofft hatte. Auch wenn ich weiß, dass sich zum Abend hin immer alles fügen wird, war ich doch bisschen nervös.
Das Mittagslokal hatte Dry Day – das heißt kein Alkohol und kein Fleisch. Kein Problem.
Währenddessen meldete sich ein Ex-Kamerakid aus Zanskar und wollte mir behilflich sein. Bzw. er nahm mich unter seine Fittiche und begann, mir einen Taxisitz zu besorgen. Zwischenzeitlich meldete sich aber der Herr vom Taxistand und wollte doch schon eher und mich mitnehmen – und wusste mein Hotel. War es derselbe, den Rigchok an der Hand hatte? Der kam dann noch mit einer weiteren Telefonnummer an – ich hatte also 3 Telefonnummern von 3 Herren und wusste nicht, ob die mich nun alle fahren wollten oder nur einer davon. Es gab verwirrende Nachrichten und Anrufe und irgendwann wurde mir versichert, dass mich nur 1 mitnehmen würde. Aber welche Telefonnummer nun zu dem gehört: keine Ahnung. Er würde sich aber am späten Nachmittag melden und mir sagen, wann er mich abholt.
Das tat er nicht. Ich verschickte gegen 18:00 Nachrichten an alle. Keine Reaktion. Jetzt wurde ich doch etwas nervös. Aber kurz bevor ich Rigchok gegen 19:00 wieder einschalten wollte, kam doch der Anruf: 4:00 morgens. Rigchok meldete sich dagegen aber unabhängig davon nochmal: wo ich denn in Zanskar zu schlafen gedächte. Er hat sich offensichtlich zu meinem Kümmerer ernannt. Dabei hab ich ihn seit 2011 nicht mehr gesehen. Allerdings hatte ihn Reelika bei ihrer vorherigen Reise getroffen und sie kamen darauf, dass es die Verbindung gibt und danach hab ich etwas mit Rigchok gechattet und versprochen, ihn zu treffen, wenn ich nach Zanskar komme. Na, ich werde dann wohl in einem folgenden Post mehr von ihm berichten können. Es gab damals Kinder, die einen intensiveren Eindruck bei mir hinterließen. Rigchok gehörte jedenfalls dazu und ich bin schon ziemlich neugierig auf die Begegnung.
Falls hier irgendwer liest, dem/der das Kamerakidz-Projekt nicht geläufig ist und aber Interesse hat – hier ist ein link.
Dann hatte ich vor, auf den Palastberg zu steigen, aber mir fiel ein, dass ich ja noch eine weitere Bekannte getroffen hatte und ihr versprochen hatte, ein bisschen ausgiebiger vorbeizukommen. Das hab ich dann getan und so verbrachte ich eine gemütliche Plauderzeit bei einer anderen Dolma:
Dolma hat einen Laden mit Mode für Kinder und Frauen und zeigt dabei schönen Geschmack und ein absolut angenehmes Verkaufswesen. Das Büro, wo ich früher immer saß, war damals nebenan – und so bin ich eben manchmal rüber. Dolma ist Tibeterin und teilt ihr Jahr zwischen Ladakh und Goa auf. Ihr Zuhause ist aber eigentlich (nach Tibet) in Karnataka, da war sie dann in der Coronazeit. Ich hab mich so gefreut zu sehen, dass sie wieder weiter macht. Sie sagt, sie haben damals so viel gespart gehabt, dass es bei bescheidenem Lebensstil gerade gereicht hat.
Es wurde später und später und ich fürchtete schon, nicht mehr auf meinen Palastberg zu gelangen, den ich mir vorgenommen hatte. Dann riss ich mich aber doch los und machte mich auf den Weg. Das Licht war phantastisch.
Ach, ich häng hier einfach eine Bildstrecke hin mit denen, die ich ganz hübsch finde:
4 Tage Leh waren definitiv zu kurz, um alle zu treffen, die ich kenne, mir Gewohntes und Neues anzuschauen und eigentlich auch noch in der Umgebung herumzugucken. Jetzt im Sommer ist es schon nochmal gut anders als im Winter – und auch nochmal anders als während der Hauptreisezeit. Es gibt definitiv zu viele Unterkünfte und Lokale, es war oft leer. Bzw. vielleicht sind sie für die Hauptreisezeit ja gerade ausreichend, aber dann möchte ich mir doch nicht ganz vorstellen, wie voll es dann ist.
Und jetzt geht es nach Zanskar und nicht mehr nach Leh zurück.