Gangtok – Hunde bellen in der Nacht

21. – 25. April 2025

 


Am Sonntag hatte mir mein Unterkunftsmann eine Trägerin für mein Gepäck organisiert. Das war eigentlich nicht so schwer, aber die es gab noch 2 weitere Vorteile: die Frau kannte die beste Abkürzung und organisierte mir auch gleich einen guten Sitz im Shared Taxi. In Darjeeling muss man nämlich sowieso viel zu Fuß laufen, nicht nur um die Straßen nicht weiter zu verstopfen sondern weil es wegen der Hanglage viele steile Gassen und Treppenstufen hat, wo kein Auto lang kommt.

 

Ich kam zwischen einer Krankenschwester in Ausbildung und ihrem Onkel zu sitzen. Sie sprach gutes englisch, war aus Darjeeling und machte ihre Ausbildung aber in Gangtok. Und freute sich über kurze Ferien daheim. Dort wohnt sie in einem Hostel, das ist ganz gut – außer das Essen. Die Ausbildung ist auch gut, aber uff, voll schwer. Nach 2 Jahren kann sie es sich ein besser merken mit den ganzen körperlichen Zusammenhängen usw. Momentan ist sie oft auf der Psychatrie. Ganz schön schwierig mit den Menschen, die auch manchmal aggressiv sind. Sie arbeiten immer mit Wachmännern zusammen.

 

Sikkim hat echt ein Alkoholproblem. Das wurde mir jetzt schon öfters berichtet. Von dem einen der Bruder, der hat nach langer Alkoholsucht und dann Rehab schwere Depressionen bekommen und sich dann umgebracht. Persönlich kenne ich zum Glück niemanden, wo zu viel trinkt.

 

Die Straße war schon früher elendig kurvenreich und etwas anstrengend – und ist es auch heute noch. Ich kann mich immer über so Kloschilder wie oben freuen. Ich hatte short, aber der Kassierer hat es nicht nachgeprüft.

 

9 Jahre ist es her, dass ich in Sikkim war. Gopal habe ich zwischendrin gesehen, aber seine Töchter nicht. Und als dann am Schlusspunkt eine junge Frau strahlend auf mich zueilte, wusste ich tatsächlich nicht, welche es war. Niti, die Ältere, hat gerade Ferien und will danach Psychologie studieren.

Niti und Gopal

 

Wir fuhren zur Fußgängerzone um dort was zu essen und ich staunte. Gangtok hatte sich auch verändert – es gab mehr und schickere Läden und Malls. Auch war es im Gegensatz zu Darjeeling wirklich viel sauberer und hatte eine schönere Atmosphäre.

 

Gopal hat eine riesige Familie – und wenn man die seiner Frau Gauri dazu nimmt, sind es wahnsinnig viele Leute, die ich auch leicht durcheinander bekomme. Massig junge Leute. Und einen Teil davon haben wir dann auch noch gleich am Abend besucht. Es gab ein großes Essen, eine lustige Verwandte in einem in meinen Augen geblümten Pyjama, schaffte unermüdlich Leckereien herbei. Da sich die Familienmitglieder auch nicht so oft sehen, gab es dann furchtbar viel zu besprechen und zu freuen.

 

Küchenarbeit

 

Mein großes Problem: ich war sowas von voll, müde und „durch“! Am liebsten hätte ich mich in die Ecke gelegt und meine Augen zugemacht. Ging aber nicht. Also hielt ich durch. Und als es dann endlich zum Abschied ging, dauerte aber auch das bei so vielen Leute so elendig lange. Und dann mussten wir noch lange fahren und einen Beg hochsteigen. Da wohnen Gopals Eltern und da niemand sonst verfügbar ist, der bei ihnen wohnt, machen das Gopal und Gauri. Und müssen jeden Abend weit fahren und den Berg hoch – und morgens wieder runter zur Arbeit.

 

Ich sank ins Bett und konnte wegen den kack bellenden Hunden direkt um die Ecke aber nicht gut schlafen. Morgens fühlte ich mich etwas flau und nachdem wir dann einen elenden Umweg fahren mussten (die Tage sind abwechselnd auf Straßenabschnitten den Autos mit gerade oder ungeraden Nummernschildern vorbehalten), streikte mein Körper. Bei einer Hotelbesichtigung hab ich mich voll übergeben. Wir sind dann zum Büro und dort konnte ich mich hinlegen, fing aber an zu frieren, da ich Fieber bekam. Was für ein Elend! Nochmal alles zurück schien mir unmöglich und wir mieteten mir ein Zimmer in einem feineren Hotel. Ich sank auf weiche Matratze mit sauberer Decke, fröstelte, schlief, schwitzte, schlief – und stornierte weitere Reisepläne. Am nächsten Tag blieb ich genau in diesem Bett und genaß ein wenig.

 

Die Familie war bekümmert. Sie wollten sich doch auch so gerne um mich kümmern! Aber mir war die Kümmerei tatsächlich zu viel und ich wollte einfach allein in sauberen Laken liegen und ein Klo um die Ecke haben. Für Gopals Familie war es schwierig, sie wollten, dass ich – auch mit Hilfe von Arztbesuch – sofort wieder genesen würde. Ich fand meinen Körperstreik eher „normal“ und wollte ihm die Zeit geben, von alleine wieder zu heilen. Also weiterhin leichter Stress, aber ich bin froh, dass ich mich mit dem Hotel durchgesetzt hatte.

 

Der Rest ist schnell zusammengefasst: nach 2 Nächten musste ich ein anderes Hotel wechseln, aber das war sogar noch schöner als das erste. Und mir wurde immer besser, nur der Appetit kam nicht so zurück. An Tag 3 konnte ich auch wieder raus gehen – war aber sehr froh, nicht von Gopal abhängig zu sein, wann ich wieder aufs Zimmer konnte.

 

Eingang

 

Zimmer

 

Bei der Umsiedelei half Dudhil, ein weiterer Verwandter, 22 Jahre, begeisterter Mopedfahrer und Zoologie-Student, der seinen vorlesungsfreien Tag hatte. Mit ihm zusammen fühlte ich mich auch kräftig genug, der glamourösen West Mall und darin Starbucks einen Besuch abzustatten. Da fühlt man sich nicht mehr wie in Sikkim.

 

Dudhil und sein Moped

 

West Mall außen

 

West Mall innen 1

 

West Mall innen 2

 

West Mall innen 3

 

Starbucks

 

Es regnete meistens irgendwann ab nachmittags. Und den einen Spätabend/Nacht hat es so heftig geregnet, dass ein Baum auf Leitungen fiel und noch irgendwas – jedenfalls war Strom und Kommunikation futsch. Man konnte sich nicht mal anrufen um sich zu finden! War dann am Abend wieder repariert.

 

Was an Sikkim auch toll ist: der Blumenreichtum! Tollste Blumen überall!

 

1

 

2

 

3

 

Leider habe ich kaum noch fotografiert. Mir schien, als sei dies nur ein kleiner halb verunglückter Zwischenbesuch, damit man sich irgendwie mal wieder sieht. Wobei mir auf jeden Fall Gopal auch immer wieder eine Freude ist. Er ist eigensinnig und voll lustig.

 

Gopal bei Friseur

 

Ich kenne ihn nun schon seit 12 Jahren und 2 x war er auch in Deutschland. Ich hab eigentlich sein Familienleben sehr gerne, aber diesmal war ich damit überfordert. Wir nahmen uns vor: der nächste Besuch von mir würde mit Zeit und Muße sein!

 

Niki, ich und Niti

 

Sikkim hat nämlich auch einiges an Neuerungen, die es wert sein würden, genauer zu erleben.

 

Hier schließe ich den Blog damit ab (außer der obligatorischen folgenden Nachbetrachtung), dass ich am 25. zum Flughafen fuhr, nach Delhi flog, dort ein Flughafenhotel aufsuchte und dann heim flog.

 

Es gibt nur noch eine Anmerkung: der Taxifahrer war etwas in Erzähllaune und ich hatte ja auch noch viele junge Leute nicht nur diesmal kennengelernt – und was mich wirklich wundert: Liebe und Beziehungen scheinen bei denen keine Rolle zu spielen. Erstmal beruflich dahin kommen, wo man hin will, Interessen, Familie und Freundschaften pflegen, das ist es. Auch wenn mir sicherlich nicht alles erzählt wird, aber interessant ist es schon im Gegensatz zu meinen Jahren Anfang 20 und davor und was ich auch sonst so aus Deutschland kenne. Da muss ich mal noch mehr herausfinden!

 

Was ich hier jetzt irgendwie vergaß (z.B. auch die Terrorattacke in Pahalgam) – kommt alles in die Nachbetrachtung! Ich bin immer noch ein bisschen ausgelaugt!