Hemkund Sahib Trek – 1. Anstieg, Sikhs und Unterschiede

27.09.2022

 

 

Zur Abwechslung von den Tagestouren und den Hindus steuerten wir ein anderes Ziel an: Hemkund Sahib. Das ist der höchstgelegene Gurudwara (sowas wie Tempel) der Sikhs. Die Höhenangaben unterscheiden sich ziemlich, ich bleibe für mich bei 4.200 m. Der Ausgangspunkt ist der Ort Govindghat auf rund 1.800 m Höhe und von dort geht es über 17 km nach oben. 17 km klingen jetzt nicht super viel, aber mit der Höhe muss man unbedingt 3 Tage für den An- und Abstieg einplanen.

 

Der Start ist also in Govindghat und von da fahren Sammeltaxen nach Pullna, was die Strecke um 4 km abkürzt. Die Sikhs gehen sehr gerne auf diese Pilgertour und so waren unsere MitwandergenossInnen ganz andere als sonst. Erstmal konnte man in Govindghat noch einkaufen. Der Ort ist nicht gerade groß, aber völlig auf die Pilgernden ausgerichtet.

 

Shop in Govindghat

 

Die Sonne schien und ich war froh, aus dem doch recht engen Tal vom Alaknanda Fluss rauszukommen.

 

Sammeltaxi Start

 

Auf diesem Bild sieht man es noch nicht so ganz, aber ein großer Teil der Wandernden war gekleidet, als würden sie zum Bazar gehen – es gab sogar Bügelfalten zu sehen!

 

Start in Pullna

 

Auch hier gab es ein Pferdeangebot, welches Menschen wahrnahmen. Wir nicht, wir hatten den Tagesrucksack vollgepackt mit Eventualitätenwäsche und Schlafsack.

 

Pferdeangebot

 

Die Pferde trugen aber nicht nur Menschen hoch sondern auch Material. Für was weiter oben war, muss es unzählige Pferde und Schleppereien gegeben haben und noch geben.

 

Transportpferde

 

Bauarbeiten

 

Auch hier mussten aufgrund von Erdrutschen Sachen ausgebessert werden.

 

Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass Sikhs per se gebildeter sind, was ich auch am Englischsprechen festmache. Wir wurden jedenfalls oft angesprochen, auch Binodh, da er nicht wie ein Hiesiger ausschaut. Es gab nicht so viele westl. Touris, man wunderte sich, wenn man welche sah. Und dann wollten die Sikhs eben wissen, wo ich her bin. Freundlicherweise wurde ich öfters mit „Sir“ angesprochen und dann nach meinem Alter gefragt. Ich antwortete immer brav und fragte mich, ob sie mich eigentlich jünger oder älter geschätzt hatten. Also sollte ich wohl zuerst fragen, was sie schätzen, aber nachdem einmal 85 und einmal Mitte 70 bei rumkam, hörte ich damit wieder auf. Man bewunderte meine Energie, aber ich weiß jetzt auch nicht ob wegen Alter, manchmal doch richtig erkannten Geschlechts oder überhaupt. Immerhin gehörten wir zu den Schnellsten 😀. Dafür waren einige sehr enthusiastisch und legten den Weg barfuss zurück.

 

Schattenweg

 

Der Weg (gepflasterter Pfad) war oft im Schatten und am Fluss entlang.

 

Fluss mit neu gebauter Brücke

 

Wir schraubten uns also weiter hoch und nach dieser und jener Rast und wieder Bewölkung erreichten wir Ghangaria mit vielen Unterkünften, Restaurants, Geschäften, einem weiteren Gurudwara usw.

 

Ghangaria

 

Wirklich schön war es da aber nicht und so wuselten wir wieder raus und gingen schon mal kurz die weitere Strecke gucken. Da gab es einen hohen Wasserfall (überhaupt ist Garhwal voller Wasserfälle).

 

Wasserfall

 

 

Runterkommende

 

Viele von den Runterkommenden sahen völlig fertig aus und und wankten fast zombiehaft in den Ort. Aber völlig enthusiastisch, dass sie es geschafft hatten. Mir graute nun aber vor dem nächsten Tag. Auch wenn die Abendsonne auf den Bergen so vielversprechend war.

 

Abendsonne auf Berg

 

Nochmal zurück zu den Sikhs – das sind die mit den Turbanen, eine Glaubensgemenschaft aus dem 15 Jahrhundert, deren überwiegnde Zahl der 25-27 Mio AnhängerInnen in Indien lebt. Ihr Hauptort ist Amritsar mit dem Goldenen Tempel, wo ich 2008 war. Das hat sie immer gefreut, wenn sie das hörten. Ein Sympathiefakt: sie glauben an ein Schöpfungswesen, welches weder männlich noch weiblich ist und auch eher körperlos.

 

„Die Sikh-Religion orientiert sich nicht an der Einhaltung religiöser Dogmen, sondern hat das Ziel, religiöse Weisheit für den Alltag nutzbar und praktisch zu machen.“ – das klingt doch auch nett.

 

Und ob ich nun den nächsten Tag auch nett bewältigen würde -> nächster Blogpost!