Polo -> Idar -> Ahmedabad -> Delhi – Das Beste kommt zum Schluss

21. + 22. Dezember 2024

 

 

Bei der Vorab-Recherche im Internet hatte ich Bilder von aufgetürmten großen Felsen und einem Fort gefunden. Das sah so aus, dass ich hin wollte. Dieses Gebilde befindet sich in Idar, ein „Nullpunkt“ auf der touristischen Landkarte. Umso spannender, dort einmal hinzufahren. Der Fahrer war da zwar schon öfters vorbei gefahren, aber noch nie richtig hin – und so mussten wir Navi und Leute befragen, wo der Startpunkt zum Aufstieg war.

 

Es sah tatsächlich sehr spannend aus und so begab ich mich zum Aufstieg. Alleine war ich dann nicht, es gab so einige Einheimische und 2 Busladungen Schulklassen, die auch unterwegs waren. Aber wir konnten uns aus dem Weg gehen. Hauptsächlich dadurch, dass ich gleich einen Abzweig nahm, der mich zu einer „Shiva-Höhle“ brachte.

 

Tempelchen

 

Zwischen den Felsen war eine kleine Behausung gebaut, wo ein Baba lebte und die täglichen Rituale ausführte. Einige Stufen führten weiter rein in die Felsblöcke und da war nochmal ein besonderer Altar:

 

Felsaltar

 

Altar vor Hütte

 

Baba

 

Er war ein kauziger freundlicher Mann, der mir auch furchtbar viel erzählte in einer Sprache, die ich nicht verstand. Und ich wurde immer besser, mit Menschen zu kommunizieren, deren Sprache ich nicht verstehe. Er führte dann noch viele Wasserrituale an Sträuchern und Bäumen aus und erklomm einen Baum zum Blätterpflücken, aber das habe ich alles nur auf Video.

 

Die 2 Busladungen Schulkinder waren dann wieder auf dem Rückweg und ich konnte den alten Palast erklimmen. Er war verschlossen, aber mit ein bisschen Findigkeit konnte man finden, wo es einen Zugang gab. Ich war nicht die einzige, die ihn genutzt hatte. Hier lernte ich mehr über die Beliebtheit von Photo- und Videosessions vor der Heirat. Das eine Paar hatte seine Hochzeit in einem Monat. Ich habe ein paar Abstauberbilder gemacht. In der Ruine herumzulaufen war eine tolle Entdeckerei. Es gibt ja diese „Urbex“ Fotofans (siehe auch im Blogpost aus Georgien) und so ähnlich fühlte ich mich auch. Es gab zwar nicht so viele Details und so, aber war schon spannend, jede Stufen hoch und runter und hinter jede Ecke zu gucken.

 

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Beim letzten Bild sieht man vielleicht, dass da einiges an Müll rumliegt. Ich fragte mich, warum man dafür nicht mindestens einen Besen mitnimmt oder ob das alles weggephotoshoppt wird oder es in der Unschärfe verschwindet oder ob es denen einfach egal ist.

 

Ich bin dann noch weiter zu Jain Tempeln auf dem Berg, war aber irgendwie zu schlapp für die Bergspitze. Mich hatte diese Entdeckung wirklich nochmal richtig begeistert, aber danach merkte ich, wie die Luft raus war. Ich hatte allerdings noch Zeit bis 19:00, wo mein Nachtzug nach Delhi ging und wir waren nur ca. 1,5 Std. vom Bahnhof entfernt. Nach dem Mittag suchten wir dann noch den Adalaj Stufenbrunnen auf. Er ist beeindruckend, allerdings ist es eigentlich doch blöd, sich weitere Stufenbrunnen anzuschauen, wenn man schon Rani ki Vav gesehen hat. Hier gab es auch keine Figuren zu entdecken, da er aus der Zeit islamischer Herrschaft stammt, wo man ja nur Ornamente gemeisselt hat. Aber toll war, dass es unten Wasser gab, welches nicht in echt, aber auf Fotos seltsamerweise schön grün schimmert.

 

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Paarfotografie

 

Dann dachte ich, nochmal durch ein Kleinstädtchen zu spazieren, aber das war es auch nicht. Dann brachte mich der Fahrer zu einer Einkaufsmall, mir schien „gewohnte“ klimatisierte saubere Gegend eine gute Idee für einen Kaffee usw. Es gab auch ein Café, aber kaum saß ich, ertönte ein Dröhnen mit leichten Erschütterungen. Später sollte ein berühmter Sänger kommen und man machte gerade den Soundcheck. Das rumpelte dann in der ganzen Mall, die sowieso nicht so groß war.

 

Irgendwie ging dann die Zeit doch rum, ich verabschiedete mich vom Fahrer Deep (er war sehr angenehm) und bezog mein Bett im Zug. Der Mann mir gegenüber bewunderte sehr, dass ich in meinem fortgeschrittenen Alter alleine in einer indischen Bahn fahre und ließ sehr ungeniert indisch Luft aus diversen Körperöffnungen. Der Mann auf der Pritsche an der Seite fand das nicht so bemerkenswert, telefonierte viel und laut und zwischendrin sang er sehr hübsch und auch laut.

 

Blöderweise ließ mich der Shopping Mall Kaffee nicht gut schlafen, aber die Nacht ging vorbei und nach 12,5 Std. fuhren wir pünktlich in Delhi ein, wo ich abgeholt wurde. Meine Unlust hatte sich auch auf meine Fotografiererei ausgewirkt – ich habe gar kein Bild mehr gemacht. Aber ich hatte noch einen ganzen Tag zur Verfügung und den Abholerfahrer und Shoppingaufträge. Es war Sonntag und da sind alle Geschäfte offen. Ein Shoppingwunsch war ein Thangka und so steuerten wir das tibetische Viertel an. Und ich staunte! Die Straße war sowas von verstopft! Und auch Majnu ka Tilla war sowas von verstopft! Es ist offensichtlich bei einer gewissen Schicht in Delhi absolut „in“, Sonntags dort herumzustrolchen, in Lokalen zu sitzen und einzukaufen. Es gibt dort zwar Thangkas, aber sie sehen eher nach Massenproduktion aus Nepal aus und so war ich nicht erfolgreich.

 

Und dann kam aber doch noch mit das Beste von der Reise! Wir gabelten Ashfaq auf, der mir eine indischen Tanzstunde arrangiert hatte! Das stand schon ewig auf meiner Wunschliste, aber ich wusste gar nicht, wo ich da wie wen anfragen sollte. Und nun war es aber soweit! Es gab ein Eingangsschild, man ging in den fensterlosen Keller eines Gebäudes und da waren zwei kleine Tanzräume mit riesigen Spiegeln und ein strahlender Pradeep. Er drückte mir 2 Stäbe in die Hand und lehrte mich dann eine Choreographie zu einem Gujarati-Song. Ashfaq weigerte sich beharrlich mitzutanzen, hat aber hübsch Fotos und Videos gemacht.

 

Ich und Pradeep

 

tanzend

 

Ich machte eine nicht so gute Figur wie erhofft aber auch lange keine so schlechte wie befürchtet – und hatte auf jeden Fall eine große Freude an der Lernerei! Es war auch lustig und so gab es auch einiges zu lachen. Dann haben wir noch 2 Tänze einfach so zusammen gemacht, d.h. wir haben uns vor den Spiegel gestellt, Pradeep hat getanzt und ich habe mich bemüht, ihn zu imitieren. Bhangra und Bollywood. So als Teaser für die nächsten Male, weil diesmal leider die Zeit schon um war.

 

Dafür kam ich noch in den Genuss mit Ashfaq in einem veganen Restaurant lecker zu speisen und wunderbar zu plaudern. Und ich dachte: ich bin nicht indien- sondern nur reisemüde. Ich hätte noch bleiben können. Oder die Berge hoch und runter stapfen können. Aber das war alles nicht, Weihnachten stand vor der Tür (in Gujarat war fast nichts davon, Delhi dagegen wetteiferte fast mit Weihnachtsdeko – wie konnte das kommen, dass sich dieses Fest hier so ausbreitet????) und nachts ging mein Flieger (auch voll von Weihnachtsmusik) nach Hause und so war diese Indienzeit auch schon wieder vorbei. Bisschen schade.

 

Gibt natürlich aber auch noch wieder Nachgedanken im Extra Blogpost.