Jana + Duwara – Sikhs, Thali und World Tourism Day

26. + 27. September 2023

 

Am frühen Morgen verabschiedete sich Eva oder auch ich sie nach Ladakh. Um diese Zeit fahren nicht mehr viele Reisende diese Strecke und sie hatte ein Shared Taxi für sich allein. Und somit ließ sie mich ganz allein zurück. Aber ich hatte Glück und blieb nicht lange allein sondern machte mich am Nachmittag auf den Weg zu Mr. Sharma. Er war viele Jahre der Direktor der SECPAD-Schule in Zanskar gewesen, wo ich das Kamerakidz-Projekt machte. Er wohnt in Duwara, einem Ort zwischen Kullu und Manali, wo ich auch in der Vergangenheit schon mal war. Inzwischen ist er Direktor einer staatlichen Schule in einem Dorf hier um die Ecke in den Bergen, wo er immer mit seinem Moped hinfährt. Momentan ist allerdings staatlich organisierte Weiterbildung angesagt über kreativere Lehr/Lernmethoden. Jedenfalls hatten wir uns einiges zu erzählen.

 

Kleine Randnotiz: Wer meine Blogs verfolgt erinnert sich vielleicht an den erkrankten Jungen der Kamerakidz – siehe hier und hier. Mr. Sharma mochte ihn auch sehr gerne. Und unlängst erreichte mich die Nachricht, dass er gestorben ist. So traurig!

 

Ich bin in Himachal Pradesh unterwegs um mehr Reiseideen zu erkunden und zu schauen, was es sonst noch so alles zu sehen gibt, was nicht oben auf den Sehenswürdigkeitslisten steht. Mr. Sharma empfahl mir Jana – ein großes malerisches Dorf mit tollen alten Häusern und einem Wasserfall am Ende einer Straße auf der gegenüberliegenden Flussseite. Also hin! Ich stellte mich mit mehreren Leuten an die hiesige Bushalte und fuhr ein paar km nach Patlikuhl.

 

Bushalte

 

In Patlikuhl hätte ein Bus über den Fluss und hoch nach Naggar bzw. zur dortigen Abzweigung fahren können, aber es kam keiner. Ich ging sowieso einfach los.

 

Beas River

 

Und nach der Brücke entschied ich mich für die Fußwegabkürzung zur Straße und musste dabei schon relativ hoch steigen. Dabei kam ich an allerlei Häusern usw. vorbei.

 

Pfad

 

Waschmaschine

 

Äpfel

 

Heuhaufen

 

Tempelchen

 

Straßenblick

 

Und ich konnte (endlich) wieder Podcast hören, was ich so gerne mache, wenn ich spaziere/wandere. Und diesmal habe ich gestaunt. Im Delhi-Podcast wurde über die Schwierigkeiten zwischen Kanada und Indien berichtet. Darüber kann man auch hier lesen. Oder meine kleine Teaser-Zusammenfassung: Im Juni wurde ein Sikh (Hardeep Singh Nijjar), der als Aktivist für ein unabhängiges Khalistan galt und kanadischer Staatsbürger war, ermordet. Nun denkt Kanada, dass Agenten der indischen Regierung dahinter stecken. Die Regierung ist empört. Und alles ist ziemlich verzwickt. Bitte nachhören oder lesen! In Delhi war ich ja im Sikh-Tempel und letztes Jahr im Bangla Sahib Hemkund in Uttarakhand und sowieso vor Jahren im Goldenen Tempel in Amritsar. Immer mal wieder begegnen Sikhs einem in Indien (eher im Nordwesten) und deren Geschichte ist nicht uninteressant, besonders seit der Operation Blue Star, Indira Gandhis Ermordung und dem Flugzeugabsturz durch Bombe 1985. Genug geteasert?

 

Die Straße nach Jana ist ein 11,5 km Abzweig und ich befand mich vielleicht so bei km 9. Das war noch ein ganzes Stück, aber Mr. Sharma war sehr zuversichtlich, dass da lauter Autos fuhren, die mich mitnehmen könnten. Die Autos fuhren auch – allerdings nur in die Gegenrichtung. Und Äpfelautos auf kurzen Strecken. Nach weiteren Kilometern hatte ich aber doch Glück und ein sehr schickes Auto kam und hielt. Innen drin ein junger Mann, der nach Business und nicht nach Bergen aussah. Er war auf dem Weg nach Jana, wo er seinen Opa abholen wollte für eine Hochzeit woanders. Jana ist sein Heimatort, aber er musste ihn wegen Job verlassen. Er hatte studiert und arbeitete nun für eine japanische Firma, die medizinisches Gerät herstellt, in Delhi. Klar würde er lieber hier in den Bergen wohnen, aber der Job gefiel ihm auch zu gut.

 

Die Straße hatte mächtig steile Abhänge, aber der junge Mann fuhr bravourös und dann waren wir auch schon am Ortseingang. Die Straße ist oberhalb des Dorfes und am Abhang darunter kleben die wahrlich großen Gehöfte und ein Tempel am Berghang. 1.500-2.000 Leute wohnen dort und hier sind einige Bilder von Jana:

 

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Vom Dorf aus ging man noch ein Stückchen weiter und kam zum Jana-Wasserfall. Der war jetzt nicht so wirklich spannend, aber das Dhaba nebenan. Ein findiger Dorfbewohner, Mani Ram, bot hier Thalis mit lokalem Essen an. Thalis sind Blechplatten mit diversen verschiedenen Gerichten und Beilagen, die immer reichhaltig, günstig und wohlschmeckend sind. Hier ist ein Bericht über Mani Ram. Und hier sind Bilder von Wasserfall und Thali.

 

Wasserfall

 

Thali

 

Auch hier war die Touristenflaute zu merken: kaum jemand da. Und wegen des geringen Fahrzeugaufkommens fragte ich dann aber das eine indische Paar beim Wasserfall, ob sie mich mit runter nehmen würden. Taten sie! Sie waren aus Tamil Nadu, er arbeitet bei Vistara Airlines und sie bemühten sich, alle Orte in Indien kennenzulernen mit 2-3 Urlauben im Jahr. Danach sollte es dann in die weite Welt hinaus gehen.

 

Um es abzukürzen: ich gelangte ohne große weitere Wanderungen zurück. Dort begrüßte mich Mrs. Sharma mit einer Anfrage. Sie ist Lehrerin in einer großen staatlichen Schule um die Ecke. Und am nächsten Tag sei ja World Tourism Day. Und an ihrer Schule werden die älteren Kinder auch an Berufe herangeführt – z.B. im Hotellerie- und Tourismussektor. Sie habe dem Lehrer von mir erzählt und sie fanden es eine gute Idee, wenn ich am Folgetag käme und den Kindern von meinen Erfahrungen erzählen würde. Das erschien mir ebenfalls interessant und so begab ich mich mit Mrs. Sharma am Folgetag in die Schule.

 

Im Klassenzimmer wurde die Tafel beschmückt und der Raum etwas umgestaltet.

 

Gestaltung

 

fertig

 

Ich unterhielt mich etwas mit dem Lehrer Rohit und bekam die Schule gezeigt und dann ging es in den großen Versammlungsraum, wo ich willkommen gehießen wurde und ein lokales Käppi bekam und sehr aufgeregt wurde.

 

Begrüßung

 

Und dann erzählte ich ein bisschen, wie ich nach der Schule eine Hotellehre absolvierte, 1992 das erste Mal in Indien reiste und dabei sogar in Manali war und wie ich 1997 meine erste Reisegruppe leitete und 2000 meine Reiseagentur gründete und dieses und jenes und wie prima und keineswegs langweilig doch der Gastronomie-Hotellerie-Tourismussektor sei und wie wichtig sie als zukünftige darin Arbeitende wegen den Erlebnissen, die die Reisenden dann wieder mit nach Hause nehmen würden. Dann fasste der Herr rechts (ein Mensch mit Hochschulabschluss im Tourismus) meine Erzählung auf Hindi zusammen und betonte, wie wichtig die Kommunikation sei. Der andere Herr war ein Englischlehrer, der sagte nix. Dann erhob sich ein Junge und sagte auch ein paar Worte und dass er jetzt sehr inspiriert sei.

 

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Englischlehrer, ich, Mrs. Sharma, Tourismuslehrer Rohit

 

Dann mussten wir in das Klassenzimmer eilen, wo wir, d.h. auch das gesamte Lehrerkollegium willkommen gehießen wurden und wir wie in einem Restaurant ein leckeres Mahl serviert bekamen.

 

Willkommen

 

Lecker Mittag

 

Und dann – tata tata – war sogar ein Bericht am nächsten Tag in der Zeitung!

Zeitung

 

Nach diesem aufregenden Vor- und Mittag ging ich noch ein wenig den Berg hoch spazieren, wo ich schönes Licht hatte:

 

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Und so war ich am Abend wieder sehr zufrieden mit meinen Erlebnissen. Am Tag darauf begab ich mich in das Tirthan Valley und hatte von dort eine kleine Trekkingtour in den Great Himalayan National Park gebucht, wo ich mein Gepäck ohne Schlafsack und Zelt selber tragen solle und eben erhielt ich einen Anruf, dass der Guide mich wohl gesehen hätte und jetzt arg zweifeln würde, dass ich das schaffen würde mit dem selber-tragen….. Dickköpfig bleibe ich aber dabei!